Bondora - mein Kurzsteckbrief
Bondora ist ein p2p-Kreditvermittler in Estland, der Kreditgeber aus aller Welt nach einer Identitätsprüfung akzepiert. Da die Anlagen in Euro getätigt werden, besteht kein Währungsrisiko und der Geldtransfer ist aus dem Euroraum per SEPA-Überweisung mit einer Laufzeit von etwa einem Tag gut zu bewerkstelligen. In die Gegenrichtung geht es genauso schnell.Anlagen sind in Stückelungen ab 5€ möglich. Ein Weiterverkauf mit Aufgeld bis zu 40% oder Abschlägen ist möglich (wenn man einen Käufer findet), dabei wird für beide Seiten eine Gebühr von 1,5% fällig (auf den Verkaufspreis). Sämtliche ausstehenden Zinsen gehen mit an den Käufer über.
Kreditnehmer kommen aus Estland, seit zwei Jahren auch aus Finnland und zuletzt Spanien. Der Markt in der Slowakei wurde anscheinend wieder aufgegeben.
Bondora bewertet die Kredite selbst in 9 Risikostufen. Danach berechnen sich auch die Zinsen, zumindest seit 2015. Es gibt Zinssätze von gut 10% bis knapp 100% p.a. Nach den prognostizierten Ausfällen sollen sich da Renditen von etwa 10-20% ergeben. Das Bewertungssystem ist noch zu neu, um diese Voraussage verifizieren zu können. In der Vergangenheit ergaben sich Renditen bis zu 20% vor Steuern.
Meine Erfahrungen
sind sehr ambibalent. Einerseits habe ich bislang eine sehr gute Rendite eingefahren. Sie liegt bei 28% bzw. 25%, wenn ich ausgefallene Tilgungen gegenrechne. Das klingt fantastisch.Allerdings haben sich auch sehr hohe Ausfälle und Verzüge aufgetürmt. Nur noch etwa die Hälfte meine Kapitalanlage ist nicht im Verzug, etwa 1/3 im Status 60+-Verzug und damit im laufenden Inkasso. Das ist noch einen Tick "schlimmer" als bei Auxmoney.
Was am Ende an Gewinn tatsächlich übrig bleibt, hängt also stark vom Inkassoerfolg ab. Der sieht zumindest für Kredite aus Estland historisch nicht schlecht aus - 80% bis über 100% der ausstehenden Tilgung kamen nach 3-4 Jahren doch noch herein (über 100% = mit Teilverzinsung).
Probleme machen insbesondere die Kredite aus Spanien. Hier sind extrem hohe Ausfälle von über 50% zu beklagen - nun versteht man auch, was die o.a. extrem hohe Zinsen sollen. Ob damit am Ende die Rechnung aufgeht oder ob sie nicht sogar ein Gericht als Wucher kassiert, bleibt die offene Frage.
Bondora ist die einzige Plattform, die praktisch alles Datenmaterial zum download und zur eigenen Auswertung anbietet. Ich bin aber erst dabei, mich in die Nutzung einzuarbeiten. Die aufbereiteten Daten auf der Webseite erscheinen tendenziell deutlich zu optimistisch und verfälscht z.B. durch nicht zustande gekommene Kredite.
Mein Fazit
Ich habe vor etwa einem halben Jahr aufgehört neues Geld zu bondora zu tranferieren, reinvestiere aber alle Rückflüsse. Der momentane Markt ist sehr unübersichtlich, bondora ist ständig am restrukturieren.Sehr oft lege ich mein Geld am Zweitmarkt an. Meine Strategie ist bewußt offensiv: hohe Chancen, hohe Risiken. Ob sich das auszahlen wird, kann ich erst in 1-2 Jahren beurteilen. Allerdings werde ich kaum noch spanische Kredite kaufen.
Da mich das Handling der Webseite nicht völlig zufrieden stellt, habe ich ein eigenes Tool (Firefoxplugin) entwickelt, das mich unterstützt (näheres dazu in einem späteren Eintrag, im Moment verweise ich auf ml-tipps.de/bondora). Ständiges Ändern am Layout und temporäres (?) Abschalten einiger Funktionen durch bondora erleichtert die Arbeit aber nicht gerade.
Für Erste würde ich dem Neueinsteiger bei Bondora raten, sich zurückzuhalten bis das Chaos sich gelegt hat. Kleinere Investments von Hand, auch au dem Zweitmarkt, würde ich dem automatischen Investieren per Portfoliomanager so lange vorziehen, bis man das System verstanden hat. Oder jedenfalls nur sehr kleine Stücke in den besseren Bonitäten bis maximal C einstellen.
Weitere Beiträge zu Bondora folgen mit Sicherheit.
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