Mittwoch, 25. Mai 2022

Bondora schreibt unvermittelt massiv Kredite ab

Zehn Jahre habe ich nun bei Bondora investiert und diese Zeiten neigen sich dem Ende zu.

Zumindest gehe ich mit Gewinnen, das steht mittlerweile fest. Und ich werde noch einige Jahre mehr oder weniger passiv dabei sein (müssen).

Längst hat sich Bondora völlig gewandelt, und nach meiner Meinung nach nicht zum Guten. Die zweistelligen Renditen sind hier schon lange nur noch in Ausnahmefällen möglich. Andere Plattformen bieten die weiterhin, z.B. Estateguru (mit recht überschaubarem Risiko) oder buy-back-Plattformen wie lendermarket (bis 16%, durchaus mit Risiko).

Bei Bondora kann man "klassisch", also in Einzelkredite, nicht mehr investieren. Ob sich das lohnen würde bleibt also dahingestellt.

Bleibt go&grow mit aktuell 6,75% (stark gedeckelt) oder sogar nur 4% (ungedeckelt). Beides auf der gleichen Kreditpool-Grundlage mit deutlich über 50% finischen Krediten, riskant, mit unseriösen Verzinsungsmodellen.

Und, Bondora macht sowieso was es will. Jetzt kam es schon zum zweiten Mal vor, dass unvermittelt ein großer Batzen "ausgefallener" Kredite (die aber teilweie durchaus noch was bezahlen) wohl an ein Inkassounternehmen verkauft worden sind. Vermutlich. Denn was passiert, sagt Bondora ja nicht. Die tun es einfach. Mit meinem Geld. Buchverlust: bis zu 95%.

Nun weiß ich natürlich, dass diese Kredite deutlich weniger wert sind als der vermeintliche Restwert. Auch wenn da noch sehr viele Zinsen auf dem Papier stehen. Aber in den Kreditverträgen stand niemals, dass man so vorgehen könnte.

Bondora zwackt sich bei jeder Zahlung aus dem Inkasso rund 35% der Rückzahlungen ab. Auch dass war nie so vereinbart. Seit ein paar Jahren weiß man das, akzeptiert es stillschweigend, rechnet damit. Man rechnet auch damit, dass einige Kreditnehmer nie zurückzahlen werden. Alles klar.

Aber Anteile zu unter 10% vom Nominalwert an Finanzhaie zu verkaufen war nie mein Plan. Ich konnte damit auch nicht rechnen.

Jetzt ist genug und ich werde fortan deinvestieren. Bondora stört das nicht. Es gibt genug Dumme, die ihnen auch mit nicht garantierten 4% das Geld nachtragen. Klingt ja super. Dass da ein Risiko drinsteckt, habe ich gerade erlebt. Das kann auch bei g&g jederzeit passieren. Dann wird halt mal das Gesamtportfolio um 30% "bereinigt". Steht ja fett da, dass das Kapital im Risiko steht.

Ich sage jetzt nicht, dass das für jeden schlecht sein muss. Aber ich habe gerne selbst zumindest teilweise die Kontrolle oder möchte zumindest transparent informiert werden.

Jetzt darf ich erstmal dem Finanzamt erklären, warum die fetten Jahre vorbei sind. Das gibt per Saldo keine schwarze Null mehr dieses Jahr. War eingepreist, klar. Aber nicht so unvermittelt.

Donnerstag, 19. Mai 2022

Aktuell 2% Bonus bei der P2P-Plattform Lendermarket

Lendermarket fällt immer wieder positv durch cashback-Aktionen auf. Zusätzlich zu den Zinsen zwischen 12% und 16% gibt es dann noch (einmalig) 2% absolut obendrauf. D.h. je nach Anlagezeitraum ist die effektive Verzinsung noch deutlich höher.

Diesmal nur für Neukunden, die sich von "Freunden" werben lassen. Zum Glück legen das die Anbieter immer sehr großzügig aus - eine Freund ist jemand, der einem Einladungslink folgt.

Wichtig ist, dass ihr euch bis spätestens zum 7.6. angemeldet haben müsst (lieber etwas Puffer einplanen) und dann gibt es diese 2% auf alle Einlagen der ersten 30 Tagen (siehe hier, auch mit Link auf die genauen T&C zum Download).

Sieht jetzt nach Werbung aus, aber wie ihr wisst, empfehle ich nie etwas, von dem ich nicht selbst auch überzeugt bin. Natürlich will Lendermarket erreichen, dass ihr das Geld nicht nach wenigen Monaten wieder abzieht. Sondern mehr und mehr anlegt. So geht es mir gerade, denn es gibt immer wieder verführerische Aktionen auch für Bestandskunden (und deren frisches Geld, selbstredend). Auch kann man zwischendurch durchaus mal etwas abheben und dann ein paar Wochen oder Monate später mit neuem Bonuns "zurückbringen". Meist haben mich die doch sehr attraktiven Zinsen aber von solchen Spielchen abgehalten.

Nun aber zu meinen Erfahrungen: ich bin seit knapp zwei Jahren dabei und meine bislang (selbst nachgerechnete) Rendite liegt bei über 14% p.a. Zur Zeit ist das Zinsniveau noch etwas höher und auch bei einmonatiger Laufzeit sind 15% erzielbar. Soweit wurde alles den Bedingungen gemäß zurückbezahlt. Die meisten Kredite sind aus Polen oder Spanien.

Lendermarket bietet buy-back an, genauer gesagt ist Lendermarket nur die Plattform und die (meisten) Kredite sind von Creditstar. Diese Firma hat schon eine längere Geschichte u.a. bei mintos. Und keinen schlechten Ruf.

15% ist Junk-Level, das sollte jedem klar sein. Das eingesetzte Geld ist im Risiko. Dafür verdoppelt es sich halt auch nach knapp 5 Jahren. Bislang konnte ich nur eine Schwäche ausmachen: der Kapitalbedarf von Creditstar scheint stark zu schwanken. Ist er groß, so kommt es mir vor, als werden mehr Kredite später zurückbezahlt. Laufzeiten von 30 Tagen weiten sich dann schnell auf 90 Tage (manchmal noch mehr bei "offizieller" Verlängerung) aus. Wird aber alles verzinst. Nur: es gibt keinen Zweitmarkt und daher keine Ausstiegsmöglichkeit, man sollte also nicht tagesgenau auf die Rückzahlung angewiesen sein.

Ansonsten: einfache und übersichtliche Oberfläche, sehr gutes Autoinvestments, fast immer ausreichend Kredite vorhanden (kein cash-drag).

Wer es auspobieren will, geht hier lang: https://www.lendermarket.com/ref/6dqyz1ub?lang=de

Viel Erfolg beim Investieren!

Freitag, 13. Mai 2022

Strategien bei seedrs

 Nun ja, die einzig wahre ist: was sich gut entwickelt, immer weiter zukaufen :)

Nur so einfach ist es nicht ganz. Deshalb ein paar Bemerkungen von mir aus meinem Kurzen Erfahrungsschatz.

1) Exit heißt nicht immer Gewinn. Es kann eine Übernahme kommen, wo man gerade seinen Einsatz und vielleicht noch ein Butterbrot drauf bekommt. Das bringt einem nicht weiter. Um die zwangsläufigen Verluste anderer Beteiligungen aufzufangen, ist ein echter Erfolg erst bei einer Vervielfachung des Einstiegskurses zu verzeichnen.

2) Exit heißt nicht immer realisierbar. Je nachdem, an was für einem Handeslplatz man landet. Und wie hoch das Ausgangsinvestment war, können mangelnde Liquidität und/oder hoher Marklergebühren einem den Spaß verderben. Zusätzlich gelten meist Haltefristen, inzwischen kann sich die Anfangseuphorie legen.

Zwischenfazit 1: Es kann lukrativer sein, auf dem Zweitmarkt auszusteigen. Zumindest deutlichebequemer und mit faireren Gebühren.

3) Was tun bei hahen Wertsteigerungen der nachfolgenden Runden?
Nicht immer ist es günstig, gleich nachzuinvestieren. Oftmals kommt man am Zweitmarkt nach dem Abschluss der neuen Runde deutlich billiger an weitere Anteile. Vielmals trennen sich Altanleger zumindest von einem Teil ihrer Bestände, insbesondere wenn "ihre" Runde schon lange vorbei war und die steuerlichen Vergünstigungen (EIS etc, leider nur für Briten nutzbar) abgelaufen sind.

4) Convertibles lohnen oft nicht.
Ein Beispiel: vor einiger Zeit hatte ich eine kleine Summe in CreditSpring investiert. Nach etwa 15 Monaten wurde gewandelt, und ich bekam die Aktien zu einem um 20% rabattierten Preis. Das ist ja nicht so schlecht, immerhin 25% Wertsteigerung. Wenn sich das realisieren lässt. Allerdings: ich hatte dann auch, mehr oder weniger zu pari, auf dem Zweitmarkt nachgekauft. Diese Anlage hat sich mit der letzten Wertanpassung verfünffacht. Ganz was anderes.
Trotzdem kann es sich lohnen, mit einer kleinen Summe einzusteigen, um an die Informationen der Updates und im Diskussionsforum zu kommen. Die sind oft Gold wert.

5) Kleinvieh macht wenig Mist, dich aber zum Insider.
Klar es ärgert einem, wenn ein Investment sehr gut läuft und man war nur mit 10-20 Pfund dabei. Auch die Gebühren sind dann prozentual deutlich höher. Aber wie oben erwähnt, kann man sich dadurch Informationen sichern, an die man sonst nicht käme. Aus dem gleichen Grund kaufen sich Leute oft Anteile in Minibeträgen auf dem Zweitmarkt, wo man sich ob der erzielten Aufschläge die Augen reibt.

Zwischenfazit 2: Informationen sind alles. Und die bekommt man meistens nur mit eigenem skin-in-the-game. Allerdings muss man auch darauf achten, sich nicht zuviel zuzumuten. Man kann schlecht hunderte von Unternehmen gleichzeit im Blick behalten.

6) Das Team ist das wichtigste. Und die einfachste Information dazu ist zu beobachten, wie man mit den Anlegern umgeht. Kommen regelmäßig Geschäftsberichte? Auch mit Zahlen und nicht nur blabla? Klar gibt es Blender, aber selbst wenn, ziehen sie trotzem erstmal den Kurs nach oben.

7) Auf frühe Anzeichen achten. Bei den meisten Anteilen, die den Bach runter gingen, zeichnete sich vorher etwas ab. So rechtzeitg, dass man noch ohne zu massive Verluste aussteigen konnte. Wenn der Titel nicht sehr frühzeitig am Zweitmarkt gesperrt wurde, was manchmal auch passiert.

Fazit 3: auch mal liquidieren ist keine dumme Idee. Natürlich nicht unbedingt die 10€-Anteile. Aber wenn das Bauchgefühl "nicht mehr gut" sagt, sollte man darauf hören. Es gibt genügend andere Investitionsmöglichkeiten, und ab und zu verpasst man halt was.
Letztlich muss jeder wissen, wie sehr ihn Verluste/entgangene Gewinne ärgern. Das wird dann das Maß der Vorsicht bestimmen.

Seedrs kann süchtig machen. Und das Geld ist alles andere als liquide. Dessen sollte man sich bewusst sein.