Samstag, 14. Januar 2023

Estateguru - der Absturz

Bislang war ich mit meinem Investment bei Estateguru sehr zufrieden und mit meinem Portfolio bin ich es immer noch. Die Rendite ist knapp zweistellig, der bislang aufgetretene Verlust so klein, dass man ihn absolut vernachlässugen kann. Die Zahlungen erfolgen zwar oft nicht ganz pünktlich, aber am Ende doch zuverlässig und mit Verlängerungen muss man bei Immobilienfinanzierungen halt rechnen.

Das galt bis vor einem Jahr mehr oder weniger so auch für das Gesamtportfolio. Nun hat sich aber das Blatt dramatisch gewendet und ich will behaupten, das war größtenteils vorhersehbar. Als "Beweis" führe ich mal an, dass ich kaum von den negativen Entwicklungen betroffen bin, weil meine Anlagestrategie die meisten hochriskanten Kredite bis auf wenige Beobachtungsposten ausgeschlossen hatten.

Klartext: Estategutu hat mit der Exponsion nach Deutschland große Fehler gemacht. Noch vor einem Jahr war man extem stolz auf das Deutschlandgeschäft, mit dem das Wachstum stark vorangetrieben wurde, über die Hälfte der neuen Kredite waren deutsch. Da konnte man sich nur die Augen reiben. Da wurden Millionensummen für alte Schlösser oder öffentliche uralte ehemalige Verwaltungsgebäude gegeben. Fast alle liegen tief im Osten der Republik. Plan der KN war es, die Gebäude zu sanieren, aufzuhübschen, oft zu filetieren und damit einen Reibach zu machen. Ein riskanter Plan. Weshalb die Zinsraten auch zweistellig waren. Für EG nichts ungewöhnliches, solche Raten sind im Baltikum üblich. Bei uns aber gab es da noch Immobilienkredite für 1-2% nachgeworfen.

Estateguru ist letztendlich transparent und führt eine Statistikseite: https://app.estateguru.co/statistics. Da kann man sich mit wenigen Mausklicks die Statistiken der noch laufenden Kredite, auch differenziert nach Herkunftsländern, ansehen.

Mittlerweile sind nur noch knapp 60% insgesamt dabei, die Raten pünktlich zu bedienen, über 25% sind im Inkasso. Das sind dramatische Verschlechterungen - bislang lag die Ausfallrate so bei 10%, oft sogar darunter. Das Geld ist zwar noch nicht verloren, aber ich denke auch, dass die Eintreibequote nicht mehr so hoch sein wird wie bisher. Da hat man fast alles irgendwann zurückbekommen.

Ihr ahnt es vermutlich schon, besonders dramatisch ist es im deutschen Bereich. Da sind nun rund die Hälfte im Inkasso und weitere 32% verspätet, mit guten Chancen auch auszufallen. Eine Katastrophe.

Ich habe das zweimal in GB mitgemacht, bei moneything und bei abrate. Beide Gesellschaften sind dadurch vom Markt verschwunden, die Anleger haben rund 80% des Geldes nicht wieder gesehen, auch wenn im Hintergrund noch Inkasso betrieben wird, gehen fast alle Einnahmen für die Kosten der Verfahren drauf.

Noch sieht es bei estategu nicht ganz so dramatisch aus, aber insbesondere als shareholder bei seedrs mache ich mir Sorgen. Das baltische Kerngeschäft läuft insbesondere in Estland noch hervorragend. Gestern rutsche allerdings eine litauische Gesellschaft mit einer größeren zweistelligen Zahl an Krediten ins Inkasso und da hat es mich nun auch etwas erwischt.

Trotzdem ist mein Portfolio mit einer Quote von etwas über 5% (nach Summe) an ausgefallenen Krediten vergleichsweise hervorragend aufgestellt. Ich habe aber auch nur 1% in Deutschland angelegt, die sind natürlich auch betroffen.

Momentan werde ich also EG nicht empfehlen. Das muss man erstmal im Auge behalten. Frühestens in1-2 Jahre bis man mehr sagen kann. Bis dahin werde ich meine Anlagen reduzieren. Kann gut sein, dass sie wieder auf die Spur kommen, aber das Risiko wird durch die aktuellen Zinsen nicht mehr adäquat abgedeckt.

Donnerstag, 12. Januar 2023

Moncera mit (zeitlich begrenztem) Cashback

Für "kurze Zeit", was auch immer das heißen mag, sucht Moncera neue Investoren und bietet denen, wenn sie sich über einen Werbelink anmelden, 1% zusätzliches Cashback, obendrauf auf die Zinsen für die Anlagesummen der ersten 60 Tage.

Wie ihr wisst, empfehle ich grundsätzlich nur Plattformen bei denen ich selbst aktiv investiere und das auch weiterhin vorhabe.

Moncera gehört im Gegensatz zu Lendermarket sicherlich zu den unaufgeregteren Anlagemöglichkeiten, obwohl das Geschäftsmodell auf den ersten Blick ähnlich aussieht. Als Hauptpartner hat man die Placet Group, die schon weit über ein Jahrzehnt im Konsumerkreditbereich zugange ist und entsprechen an Erfahrungen gesammelt hat.

Das Modell ist wie gesagt sehr ähnlich, wir investieren ab 10€ in einen Kredit, bekommen die Zinsen und Tilgung und falls nicht bezahlt wird, greift nach 30 Tagen das Buyback und man bekommt Zins&Tilgung vom Anbieter erstattet. Das funktioniert auch und wie gesagt, sehr geräuschlos. Verlängerungen sind mir bislang noch keine untergekommen, meist werden die 30 Tage nicht einmal voll ausgeschöpft. Nur verhältnismäßig wenige Kredite sind überhaupt im Verzug. Investieren geht händisch oder per Autoinvest, funktioniert auch.

Schieben wir erstmal die cons ein, bevor ich auf einen letzten dicken Pluspunkt zu sprechen komme.

Die Zinsen sind für einen p2p-Anbieter mit Konsumerkrediten ziemlich mager. Im Moment mit 10% gerade etwas attraktiver, vor dem Jahreswechsel waren aber nur 7% oder sogar noch weniger zu bekommen. Das ist sicherlich nicht in der Nähe der Renditespitze des magischen Dreiecks, zumindest nicht auf dem p2p-Markt.

Und auch die Laufzeiten haben es in sich. Da ist nix mit 30-Tage-Kurzläufer. Die Regel sind eher mehrere Jahre, auch über 10 Jahre wurden schon gesehen.

Niemand will sich wohl solange binden und das wäre eigentlich aus meiner Sicht das aus für diese Plattform. Aber...

Nein, es gibt keinen Zweitmarkt. Auch der würde vermutlich nicht soviel helfen. Aber es gibt einen Schnellausstieg. Der kostet zwar ein wenig, funktioniert aber in Sekundenschnelle. Habe ich mehrmals praktiziert, um unliebsame Niedrigzinser mit langer Restlaufzeit loszuwerden, sobald deutlich bessere Angebote da waren.

Man kann seine Kredite also zurückverkaufen. Das kostet einem 0,5% der verbliebenen Darlehenssumme als Gebühr und alle im laufenden Monat angefallenen Zinsen. Es empfiehlt sich also, diese Option zeitnah nach eine Zahlung zu ziehen. Und damit ist man bei der Liquidität im Prämiumbereich. Wenn man also noch an ein eher geringeres Risiko glaubt (und die meisten tun das) eine interessante Beimischung im p2p-Portfolio.

Ich selbst habe da keine Unsummen investiert, so knapp 5% meines p2p-Portfolios. Und ich nehme eigentlich immer die Kredite mit den besten Zinsen, am liebsten aus Estland und mit der besten Risikoklasse A (weil das bei den Zinsen meist keinen Unterschied macht). Die Laufzeit ist mir völlig schnuppe. Ich kann ja jederzeit aussteigen, wenn ich das Geld brauche. Und ein ewiges hin-und-her habe ich schon bei anderen Plattformen mit Monatskrediten. Die Laufzeit dürfte sowieso nur bei wenigen Fällen durchgehalten werden. Viele Kredite werden vorzeitig getilgt, oder geraten irgendwann dann doch mal 30 Tage in Verzug und werden zurückgekauft. Ist mir auch recht, solange es attraktive Angebote gibt. Was, wie gesagt nicht immer der Fall war. Da habe ich dann auch liquide Mittel abgezogen. 6,75% bekomme ich auch bei g&g bei Bondora...

Ich wünsche euch ein glückliches Händchen bei euren Investionen in 2023.

 

Und hier findet ihr die T&Cs für die Cashbackaktion. 

Oder, kurz, 

"Get Your unique registration link from Your account My Menu, share it with Your friends, and earn 1% of Your friend’s deposit amount made during the first 60 days from registration. Also, 1% will be added to the Friend’s account as a payback."

Mittwoch, 4. Januar 2023

Lendermarket - das magische Dreieck schlägt zu

 Bei der P2P Plattform Lendermarket kann man in Kredite aus z.B. Polen und Spanien, Estland oder Finland investieren. Die Rückzahlungen und Zinsen sind jeweils durch BuyBack abgesichert, das 60 Tage nach dem Fälligkeitsdatum greift. Bei den ersten beiden Ländern ist das normalerweise 30 Tage nach dem Kauf.

Dafür werden Zinsen von in der Regel 15% p.a. bezahlt, bei den Langläufern auch 16%. Zudem gibt es immer mal wieder schöne Cashback-Aktionen von 2-3% auf frisch einbezahltes Geld.

Laut PortfolioPerformance betrug meine Gesamtrendite 2022 bei lendermarket daher satte 20%. Ausfälle sind soweit keine zu verzeichnen, zumindest für mich.

Das ist also die Renditespitze des magischen Dreiecks, da liegt der Punkt schon sehr in der Nähe. Und die anderen beiden Gesichtspunkte?

Bis vor einem halben Jahr war auch die Liquidität sehr gut. Spätestens nach 3 Monaten war ein Investitionszyklus durchlaufen, das Geld wieder verfügbar. Das hat sich nun dramatisch und leider auch sehr intransparent geändert. Die AGBs von Lendermarket erlauben eine Verlängerung auf bis zu 180 Tage Laufzeit. Davon wird nun sehr fleißig Gebrauch gemacht. Seit vier Wochen flossen bei mir Rückzahlungen praktisch nur bei den Langläufern, die in der Regel immer noch sehr zuverlässig bedient wurden.

Dafür gab es jede Menge Zinszahlungen. Bei einer Verlängerung sind die ganzen Zinsen für die Vergangenheit und die nächste fällige Zahlung sofort fällig. Ob die der Kreditnehmer oder Lendermarket selbst aufbringt, ist nicht erkennbar, das führt aber zu der o.a. satten Rendite. Bleibt abzuwarten, was passieren wird, wenn die 180 Tage ausgeschöpft sind. Ich bin bislang noch nicht soweit, das wird erst im März der Fall sein.
Korrektur: bis zu 240 Tage sind möglich. Mein ältester steht bei 183 und wäre damit Ende November (mal wieder) fällig gewesen.

Die Verlängerungen selbst sind auch etwas schräg, denn sie sind meistens nur sehr kurz, oft sogar weniger als 30 Tage. Dadurch ist der Kreditnehmer zwar wieder ein Stück weg von den 60 Tagen Verzug, ab dem BuyBack fällig wäre, bleibt aber ein paar Tage im Verzug. Das führt aktuell dazu, dass bei mir unter 10% im Zahlungsplan bleiben, fast ausschließlich besagte Langläufer.

Das führt auf der Risikoskala zumindest gefühlt auch zu starken Ausschlägen. Muss nicht so sein. Gerade bei den Verzügen, sofern der Kredit nicht endgültig ausfällt, verdient der LoanOriginator, Creditstar, am meisten. Hier werden saftige Aufschläge auf die sowieso sehr hohen Zinsen fällig. Nun ist Creditstar ja schon viele Jahre im Geschäft, die sollten wissen, was sie tun.

Allerdings hat Creditstar auch seine Probleme mit der Liquidität. Anleihen wurden nur teilweise pünktlich zurückbezahlt, auf der Plattform Mintos ist man mit den Rückzahlungen auch ständig im Verzug. Anscheinend hat man sich mit dem Kreditvolumen etwas verhoben - das ist das wahre Risiko.

Im Moment bin ich mit meinen Anlagen sowieso gefangen - einen Zweitmarkt gibt es nicht. Dieser würde auch nur mit Abschlägen funktionieren, denn das Angebot von neuen Krediten ist sehr groß. Cash drag, bei vielen anderen Plattformen ein Problem, gibt es hier nicht.

Klassische Situation - hohe Renditen haben ihren Preis. Wer breit streut, kann auch hier anlegen und auf ein gutes Ende hoffen. Immerhin verdoppelt sich angelegtes Kapital nach gut 6 Jahren und man schlägt die Inflationsrate selbst nach Steuern.

Wer einsteigen will, kann gerne mein Referral nutzen:

https://app.lendermarket.com/referral/link?code=6dqyz1ub,

das gibt immerhin einen Bonus von 1% auf die Einlagen der ersten 30 Tage. Danach Ausschau nach Bonusaktionen halten, diese sind aber oft an Bedingungen wie 3 Monate kein Geld abziehen, alles investiert haben, nur Langläufer etc. gebunden.