Freitag, 28. Dezember 2018

Bondora 2018

Nach nunmehr sechs Anlagejahren bei Bondora ist weitgehend Stabilität eingekehrt. Weiterhin sinkt die Rendite, die mir Bondora anzeigt, Monat für Monat leicht ab, doch die Rückflüsse und auch die Zinserträge steigen, trotz kleinerer Abflüsse vom Bondorakonto gegenüber 2017 jeweils um etwa 10%. Diese Zahl sehe ich daher als Untergranze für meine tatsächliche langfristige Rendite an.

Konkret sah es 2018 so aus:

Die Zahlungen aus meinen 63% ausgefallenen Krediten machen also einen beträchtlichen, stabilen Anteil aus und übersteigen leicht die Zinszahlungen. Meine Prognoseeinstellungen

scheinen dabei mein Depot gut zu treffen. Auf das ganze Jahr gerechnet, praktisch eine Punktlandung und keine zu großen Schwankungen zwischen den einzelnen Monaten.

Der Prozentsatz der ausgefallenen Kredite scheint seinen Grenzzustand erreicht zu haben. Das liegt auch darn, dass ich bei diesem Konto auch kaum noch rote Kredite einkaufe. Ausfälle gibt es leider weiterhin, obwohl ich mein Risikoprofil reduziert habe. Nur etwa 25% meiner roten Kredite hatte ich auch so gekauft.

Weiterhin steckt praktisch mein ganzer Ertrag aus den sechs Jahren in roten Krediten. Immerhin könnte ich binnen 3-6 Monaten mein gesamtes eingesetztes Kapital abziehen und hätte dann noch Jahre lang weitere Zahlungen zu erwarten. Bondora ist mit keiner anderen Plattform auf der ich anlege vergleichbar.

Die DCA/Inkasogebühren haben mich mittlerweile ein kleines Vermögen gekosten. Ungefähr genauso viel wie die gesamt Kaptitalertragsteuer die ich für meine Bondoraerträge zahlen musste. 

Go & Grow nutze ich nicht sehr ausgeprägt. Hier liegt nur etwa ein halbes Monatsgehalt, was sonst als "Festgeld" nur 1/10 an Zinsen bringen würde. 

Die bei weiten größten Teil meiner Neuanlagen mache ich automatisiert am Zweitmarkt. Einen Großteil davon verkaufe ich, meist innerhalb eines Monats, mit einem Gewinn von 1-3%. Das daran beteiligte Kapital beträgt nur etwa 1000€. Viel mehr gibt der Markt nicht her. 

Weiter zurückblickend sind die Anlagejahre 2012 und 13 abgeschlossen. Die Ergebnisse sind hervorragend. 2014 zeigt sich bislang als Verlustbringer. Da müsste noch etwa 50% der ausgefallenen Summen eingetrieben werden um auf einen grünen Zweig zu kommen - das sind leider aber kaum Kredite aus Estland. Auch 2015 sind nicht wirklich gut aus, 2016 hingegen bin ich auf jeden Fall gut im Gewinn. Das war die Zeit der ersten Bots und man konnte gute Geschäfte auf dem Zweitmarkt machen. Für 17/18 ist es noch zu früh, Aussagen zu machen. 2017 habe ich mit Abstand am meisten investiert (und wieder verkauft), das Geschäft flaut nun wieder ab.

Auch in 2018 bin ich insgesamt sehr zufrieden mit meiner Anlage bei Bondora.



Samstag, 22. Dezember 2018

Bondora Langzeitstatistik

Seit es Statistiken zu den einzelnen Portfolios bei Bondora gibt, sind diese umstritten. Zu optimistisch scheint die Berechnungsmethode, insbesondere in den ersten Anlagejahren. Inzwischen lässt sich da einiges konfigurieren, so dass man auch Verluste, die in der Zukunft auftreten werden, einplanen kann. Hochgerechnet natürlich. Nach der Vergangenheit oder nach Bauchgefühl.

Unter Statistiken findet man auf der Bondoraseite dann viele mehr oder weniger aussagekräftige bunte Grafiken, deren Sinn sich mir nicht in jedem Fall erschließt. Oder die leider ein bisschen zu wenig detailliert sind. Von daher habe ich recht bald in mein Plugin eigene Statistikauswertungen eingebaut, die durch eine entsprechende Vorauswahl der zu betrachtenden Kredite ganz gute Aussagen liefern können. Ganz vorweg der Gesamtüberblick:



Wumm. Das haut rein. Gut die Hälfte aller noch nicht abbezahlten oder verkauften Kredite sind rot, Status defaulted. Von diesen kommen zwar (nicht von allen aber doch einigen) weiterhin Rückzahlungen. Diese sind aber nicht vollständig, in der Regel stark verzögert und dann zieht Bondora auch noch gut ein Drittel an Inkassogebühren ab. Ein solches Schaubild zeigt man als Plattform ungerne. Auch weil es negativer wirkt, als die Situation tatsächlich ist. Schließlich wurde ja mit den zurückbezahlten Krediten, die hier nicht auftauchen, deutlich Gewinne gemacht. Nehmen wir diese also dazu:


Sieht schon besser aus. Eine solche Darstellung wählt z.B. Estateguru und vermindert bei mir dadurch die Fläche der Problemkredite um über die Hälfte.

Letzlich sagt die Grafik aber wenig über Rückflüsse oder gar Erfolg bei Anlagen in verschiedenen Zeiträumen aus. Da fand ich ein Diagramm auf der Bondoraseite recht interessant:

Es gibt uns an, wieviel von der Einlage in jedem Monat an Tilgungen und Zinsen bereits zurückgeflossen ist. Verkäufe, die bei mir einen großen Anteil ausmachen, sind als Rückflüsse ebenfalls eingearbeitet, nur so kann bei den letzten Monaten eine so große Rückflussquote erreicht sein. Darüber wie es bei den Lücken aussieht, schweigt Bondora. Sind hier überhaupt noch Rückzahlungen zu erwarten?

Ich habe versucht, diese Zahlen selbst zu ermitteln und auch grafisch darzustellen. Dazu muss man zunächst alle laufenden, abgeschlossenen und verkauften Kredite einlesen. Kann etwas dauern, da per API ja nur ein Zugriff pro Minute erlaubt ist. Meine Grafiken sind nach Kaufjahr gegliedert.

Wie man sieht, ist alles um 100% verschoben, die Rückflüsse sind auch hier auf die Anlagesumme der jeweiligen monatlichen Investition normiert. Dann wird alles aufsummiert, was von diesen Krediten seither zurückgeflossen ist (linker Balken) und was noch übrig ist. Im Einzelnen sind das:
  • Ausgebliebene Zahlungen (links, rot). Diese werden als Totalverluste abgeschrieben.
  • Erlöse aus dem Verkauf (blau)
  • Tilgungen (links grün)
  • Zinsen und Verzugszinsen (gelb). Ist man nun über 100%, so hat man mit der Anlage in diesem Monat (Jahr) Gewinn gemacht.

    Rechts dann ausstehendes Prinzipal und zwar
  • in regulärer Zahlung (kann sofort verkauft werden und ist deshalb zu den linken Balken dazuzuzählen). Auch hier noch: in der Summe über 100% (wird bei Mouseover angezeigt) ist Gewinn.
  • Tilgung im Verzug (orange): hier muss man in Gedanken Teile abschreiben
  • Tilgung im Inkasso (rot) hier kann man von Abschreibungen von 50% oder mehr ausgehen.
Mouseover verrät die jeweils investierte Gesamtsumme (im Jahr 2016 waren es 22k) sowie den aufsummierten Prozentsatz der jeweiligen Balken.

Ein "normaleres" Konto mit weniger Verkäufen (hier werden per Portfoliomanger Pro nur A und AA Kredite gekauft, das Portfolio ist sehr klein, etwa 170€) sieht dann in etwa so aus:

 Man kann sehr schön erkennen, dass im Laufe der Zeit ausstehendes Kapital in getilgtes übergeht und Zinsen dazukommen. Für das Gesamtjahr ergibt sich ohne Berücksichtigung roter und oranger Anteile ein Plus von etwa einem Prozent (bezogen auch auf verkaufte Anteile).

Wer das noch detaillierter haben möchte, muss zu einer Tabelle mit Zahlen übergehen:


Per Mouseover werden die jeweiligen Prozentanteile angezeigt und für den zu erwartenden Rücklauf gibt es eine Prognose (Wert: grün 100%, orange 65%, rot 25%, keine zukünftigen Zinsen oder weitere Ausfälle). Gibt bei mit einen leicht über 100% liegenden Wert insgesamt.

Im Gegensatz zu Bondora rechne ich Tilgung, die in der Vergangenheit nicht getätigt wurde, nicht in den Restwert ein. Die Modellierung ist also recht pessimistisch.

Sehr schön lässt sich meine Lernkurve in 2014 ablesen. Spanische Kredite kamen hier neu auf dem Markt...

Für das Gesamtjahr gibt das eine hauchzarte schwarze Null, die sich maximal noch um ein Prozent verbessern kann. Aber auch hier wurden 75% der Anteile inzwischen verkauft und weitere 13% zurückbezahlt. Erfreuliche 12% Zinsen (auf die Gesamtsumme) - damals gab es noch durchgehend 28% auf praktisch alle Kredite. Und Strafzinsen. Und keine Inkassogebühren.

 Wer bei Bondora neu einsteigen möchte, erhät über diesen Link die ersten fünf Euro Spielgeld geschenkt. Anfänger sollten auf jeden Fall langsam vorgehen. In meinem Blog findet man sehr viele weitere Informationen zu dieser Plattform.

Nachtrag: ich habe nun ergänzt, dass man auch Filterungen der Kredite übernehmen kann. Damit lassen sich relativ einfach Fragestellungen beantworten wie "hat es sich gelohnt, rote Kredite zu kaufen"?

Die Antwort lautet: "JA!".

Allerdings braucht man dazu, wie zu sehen ist, Geduld. Außer 2018 sind alle Jahre im Gewinn. Auch die Zinsen wurden nach dem Ausfall bezahlt - das beschränkt sich aber auf sehr wenige Fälle.

Und eine letzte Statistik: wie siht das eigentlich mit vollständig zurückbezahlten Krediten aus?

 Insgesamt wurde etwas mehr zurückbezahlt als die Kaufsumme. Klar, Abschläge beim Kauf. An Zinsen hätte ich eigentlich mehr erwartet als die nur gut 20%. Aber viele Kreditnehmer zahlen auch vorzeitig zurück.

Warum ist die Summe der Rückzahlungen in 2018 geringer als der Kaufpreis? Das liegt nicht an Aufschlägen, da ich solche Kredite fast nie kaufe. Es liegt an den Inkassogebühren. Fällt ein Kredit aus und zahlt der Kreditnehmer recht zügig komplett seine Schulden ab, gehen 35% der Rückzahlung an Bondora. Dafür reichen die aufgelaufenen Zinsen, sofern sie überhaupt mit bezahlt werden, dann nicht aus und man macht Verluste.

Samstag, 8. Dezember 2018

Ausfälle, Ausfälle, Ausfälle

2018 lief es nicht so rund mit den p2p oder eher p2B-Krediten. Bei verschiedenen Plattformen häufen sich die Ausfälle.

Moneything

Bis vor einem guten Jahr war hier die Welt noch in Ordnung. Seither ist Moneything aus meiner Sicht komplett an die Wand gefahren. Ein beträchtlicher Teil der Kredite befindet sich im Inkasso. Zwar kümmert sich MT wirklich fleißig und erreicht auch Rückzahlungen, jedoch sind bei der Abwicklung Verluste zwischen 10 und 30% hinzunehmen. Die Zinsen decken dieses Risiko nicht ab. Viele weitere Kredite befinden sich in Zahlungsschwierigkeiten oder brauchen sehr viel länger als geplant für die Refinanzierung. Neue Kredite bekommt MT nicht mehr an die Anleger verkauft. Im Zweitmarkt sind alle Kredite, die mit Immobilienentwicklung zu tun haben, praktisch unverkäuflich. Ob MT die nächsten Jahre überlebt ist aus meiner Sicht fraglich.

Ablrate

Auch ablrate hat es jetzt erwischt. Lange Zeit gabe es außer der Containerfinanzierung mit kriminellem Hintergrund keine Ausfälle. Nun wurde eine Firma unter Zwangsverwaltung gestellt und das Konstrukt der vielen untereinander verbandelten Kredite zeigt seine negativen Seiten. Gleich sechs Kredite haben ihre Zinszahlungen ausgesetzt und der Zweitmarkt ist komplett in die Knie gegangen - anscheinend haben erst jetzt manche Anleger erkannt, dass Anlegen zu zweistelligen Zinsen doch ein beträchtliches Risiko beinhaltet. Betroffenen Kredite sind größtenteils vom Handel ausgesetzt, da sie mit Tilgungszahlungen versehen sind. Die handelbaren werden mit 15-25% Abschlag angeboten. vermutlich übertrieben, aber wer greift schon gerne in ein fallendes Messer?
Einer der Kredite wurde restrukturiert. Aus 14% Zinsen wurden 8%, Tilgungszahlungen finden nun bis zum Ende der Laufzeit keine mehr statt. Wenn das gutgeht, kein Weltuntergang, aber das Risiko ist damit ja nicht verschwunden.
Auch nicht betroffene Kredit werden mit 3-5% Abschlag gehandelt. Bitter, wenn man vorzeitig an sein Geld muss. Neue Kredite sind auch hier im Moment nicht zu finanzieren.

Bestimmt trägt bei beiden Plattformen der Brexit zu den Problemen bei.

Flender

Auch bei Flender zeigen sich nunmehr die ersten Ausfälle. Wie bereits geschrieben, ist man bislang recht intransparent damit umgegangen. Inzwischen wurden wir Anleger recht zeitnah über den nächsten Ausfall benachrichtigt. Das tröstet nur wenig. Flender wird zeigen müssen, dass man durch Inkassomaßnahmen einen beträchtlichen Anteil der Anlegergelder retten kann. Aus meiner Sicht sieht das bei den bislang bekannt gewordenen Fällen nicht gut aus, denn von Sicherheitsleistungen, die über das Deposit von drei Monaten hinausgehen ist nirgendwo die Rede. Zusammen mit der Flaute an neuen Angeboten (die Kredite gehen im Wesentlichen nun an institutionelle Anleger), sinkenden Zinsen, die keinsfalls das nun absehbare Risiko abbilden und intransparenten Verfahren werde ich hier erstmal meine Anlagen stoppen. Zunächst muss die Plattform beweisen, dass sie gut mit meinem Geld umgeht.

Estateguru

Auch hier gibt es inwischen eine zweistellige Zahl ausgefallener Kredite. Als Anleger erkennt man, dass trotz bestehender Sicherheit die Inkassierung ein Verfahren ist, dass sich über Jahre hinziehen kann. Weiterhin informiert EG die Anleger nicht gut über laufende Maßnahmen. Statt dessen versucht man bei möglichst vielen Krediten die Laufzeiten zu verlängern. Das sieht in der Statistik besser aus und generiert vermutlich weitere Einnahmen, löst aber die Probleme nicht wirklich. Noch stimmt die Renditestatistik und die Projekte bei EG werden auch immer noch recht flott finanziert. Ich beobachte, lege aber kein neues Geld mehr an.


Fazit: mit Ausfällen ist natürlich zu rechnen, nicht umsonst sind die Zinsen bei dieser Anlageform im zweistelligen Bereich. Anleger reagieren allerdings sehr sensibel. Das kann die Liquidität der ANlagen binnen weniger Stunden empfindlich stören. Wichtig ist zum einen, dass die Plattform transparent mit den Ausfällen umgeht und z.B. entsprechende Statistiken angibt. Das ist bei den genannten höchstens bei estateguru ansatzweise der Fall. Bis man erkennen kann, ob ein Inkassofall tatsächlich mit (Teil)ausfällen endet, können mehrere Jahre vergehen. Zu anderen muss natürlich Energie in ein Inkassoverfahren gesteckt werden. Viele Plattformen unterschätzen diese anfallenden Tätigkeiten wenn sie auf Wachstum um jeden Preis setzen. das erhöht das Gesamtrisiko für den Anleger.

Freitag, 9. November 2018

Estateguru Statistik

Kleiner Nachtrag zu Estateguru: nachdem mein vorhergehender Eintrag leichte Diskussionen auslöste, wie gut oder schlecht meine Kreditauswahl wohl ist, habe ich mir die Mühe gemacht, Stand heute (9.11.18) mal die Kredite in den unterschiedlichen Stati abzuzählen. Eine transparente Plattform könnte so etwas auch tagesaktuell anzeigen...

Open: 4
Full invested: 7  Das heißt im übrigen nur, dass das Bietverfahren beendet wurde. Nicht immer werden 100% der Wunschsumme erreicht.
Funded: 305 Das sind die, die noch zurückzahlen und dies auch tun, also momentan nicht im Verzug sind.
Late: 23 Mindestens 3 Tage verspätet
In default: 4  übrigens alle aus Estland.
Repaid: 201

Folgerung 1: Ja, mein Depot ist eher unterdurchschnittlich.
Folgerung 2: Insgesamt steht Estateguru nicht schlecht da.

Quelle: https://estateguru.co/portal/investment/main


Freitag, 2. November 2018

Bei estateguru geht der Punk ab!

Sehr viele neue Kredite, aber auch ettliche Rückzahlungen sind gerade beim estischen P2P-Anbieter Estateguru zu verzeichen. Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals schon ein so großes Angebot an offenen Krediten gab. Das ist sehr positiv, ermöglicht es doch eine Auswahl in aller Rige und auch eine ausreichende Disversifikation zur Risikostreuung.

Zugleich hat Estateguru auch die Webseite komplett erneuert. Vieles ist schöner, einiges übersichtlicher geworden. Allerdings sind auch einige Informationen nicht mehr oder nicht mehr so leicht aufzufinden. Was mich persönlich ärgert ist, dass es fast unmöglich ist auf einfache Weise festzustellen, ob ein Kreditnehmer schon eine Vorgeschichte hat. Das ist für mich ein essentielles Kriterium  bei der Anlage. Überhaupt die Transparenz. Leider nimmt Estateguru die Information seiner Anleger zu sehr auf die leichte Schulter. So wird man bei Zahlungsverzögerungen oder Ausfällen nur sehr zögernd informiert.

Die Rendite kann sich trotzdem bislang sehen lassen und ich bin daher immer ein wenig hin- und hergerissen zwischen Aufstocken oder Aussteigen. Deshalb investiere ich zwar die Rückläufe, investiere aber kein neues Geld. Das würde ich sofort ändern, wenn der Informationsfluss besser wäre. Und leider gibt es auch keim Alternativen mit guter Rendite und sauberer Informationspolitik.

So sehen die Zahlen bei mir aus: Estateguru  gibt meinen IRR-Wert mit über 15% an. Keine Ahnung, was die da alles mit reingerechnet haben ;) Meine eigene Berechnung liefert gut 10%. Das wiederum ist aber systematisch zu wenig, weil doch einige Kredite die Zinsen erst am Laufzeitende bezahlen. So oder so, nichts zu meckern soweit.

Nicht alle Kredite zahlen pünktlich:



Im Vergleich zu anderen Plattformen ist die Verzugsrate erträglich, Echte Ausfälle gibt es noch nicht, bei einem Kredit ist die Rückzahlung nun ein Jahr überfällig und es laufen Gerichtsverfahren, die sich hinziehen. Bei einem weiteren wurde die Immobilie ziemlich zügig veräußert und alles bezahlt.

Nochmal als Kuchendiagramm:

 
Knapp 15% des aktuell angelegten Kapitals sind also nicht am pünktlich bezahlen. Die meisten Kreditnehmer zahlen dann allerdings innerhalb eines Monats nach. Echt im Risiko stehen hier unter 5% - das muss man bei Zinssätzen von 10% und mehr natürlich einkalkulieren.

Fazit: bei einer entsprechenden Streuung kann man durchaus mit Renditen von 8% und mehr nach Ausfällen rechnen. Das Risiko ist vorhanden, allerdings sind alle Kredite durch Hypotheken abgesichert, so dass ein Totalverlust in der Regel auszuschließen sein sollte. Ob auch tatsächlich die Immobilie den Kredit abdeckt bleibt abzuwarten. Mit pünktlichen Zahlungen sollte man nicht allzusehr rechnen, Verlängerungen von 3-12 Monaten sind durchaus üblich. Dafür sind die Laufzeiten von 1-2 Jahren ja auch noch recht überschaubar.

Anmerkung: für Neuanleger gibt es bei Anmeldung über den Link  Estateguru   einen Bonus von 0,5% der Anlagesumme der ersten drei Monate. Für mich übrigens auch ;)

Mittwoch, 31. Oktober 2018

OT: Crowdfunding

Wer in p2p investiert, kommt am Crowdfunding nicht vorbei. Bei Kickstarter und Indiegogo gibt es alles mögliche, innovative Hightec, Schnickschnack, Stylisches in praktisch jeder Preisklasse.

Man kauft nicht etwas, man unterstütz die Entwicklung eines mehr oder weniger innovativen Produkts, hofft dass das gut geht und erhält in diesem Fall ein Produkt, dass es so nicht oder nur viel teurer auf dem Markt gibt. Eines meiner Projekte, das eBike MateX hat gerade über 14 Mio eingesammelt. Ich kann nur hoffen, dass das gut geht :)

In den meisten Fällen klappt es auch, auch wenn das versprochene Auslieferungdatum fast immer viel zu optimistisch angegeben ist. Manche Projekte sind einfach dann am Ende doch nicht umsetzbar (und das Geld verloren) und der ein oder andere Betrüger treibst sich auch herum. Wie halt überall im Cowdxxx-Bereich.

Ich habe einige coole Produkte erhalten, die ich nicht missen möchte. Und der Preisvorteil gleicht den Verlust von zwei Beiträgen, die bislang aufgetreten sind, mehr als auch.
Cool fan ich z.B. https://www.indiegogo.com/projects/mico-the-new-way-to-make-delicious-microwave-meals/x/14327237 was wirklich top funktioniert und bei uns viel im Einsatz ist.

Cool wird hoffentlich auch der innovative Fahrradhelm von Park&Diamond:



Ebenfalls ebenso überflüssig wie faszinierend ist der Bluetooth-Lautsprecher, der als Resonanzkörper eine beliebige PET-Flasche einsetzt. Auf so etwas muss man estmal kommen.




Nur das Warten, das wird schwer.

Bezahlt wir in der Regel in Dollar, das mache ich per revolut Kreditkarte. Und aufgepasst, bei vielen Projekten ist noch Zoll und Mehrwertsteuer zu entrichten, zusätzlich zum angegebenen Preis und den Versandkosten.

Und natürlich ist manches so stylisch, dass es nicht mehr als preisgünstig bezeichnet werden kann wie dieses drahtlose Ladegerät bei Kickstarter. Aber alleine das Stöbern macht Spaß. Kreditkarte am besten vorher wegsperren ;)

Sonntag, 7. Oktober 2018

Flender ohne Ausfälle?

Flender, die irische p2p-Plattform mit Unternehmenskrediten im 5stelligen Bereich erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Knapp 5000 Privatanleger zählt man mittlerweile und hat auch einen großen institutionellen gewonnen, der bis zu 70% des anzulegenden Kapitals zeichnet. Die Kredite sind daher ruckzuck vergeben, ganz anders noch als vor einem halben Jahr. Kein Wunder, locken doch Zinsraten von um die 10% und bei knapp drei Millionen verliehenem Kapital gibt es auch gut 15 Monate nach dem Start keine Ausfälle.
Was verwundert. Und unangenehme Erinnerungen an zencap und lendico weckt, wo Kreditraten aus eigener Tasche bezahlt wurden, entweder weil man so naiv war und auf baldige Nachzahlungen hoffte oder weil man... hat sich nie herausgestellt. Lediglich lendico hat sich damals der Verantwortung gestellt, die Anleger "verwirrt" zu haben und deshalb für alle betroffenen Kredite (also alle bis zur Offenlegung dieses Missverständnisses gezeichneten) eine Zahlungsgarantie abgegeben. Zencap hat niemals irgendetwas zugegeben und unter anderem dadurch mein Vertrauen völlig verloren.

Ganz so sieht es bei flender nicht aus, allerdings sind bei meinen bislang fälligen 230 Zahlungen alle tagesgenau beglichen worden. Das ist zu gut, um realistisch zu sein. Auch andere wunderten sich, warum Kredite von Firmen, die auf einer anderen Plattform in Verzug sind, bei flender weiter bedient werden.

Dies sich daraufhin mit flender entspannende Diskussion kann man hier nachlesen: https://www.p2p-kredite.com/diskussion/defaulted-loans-t5644.html . Immerhin antwortet flender auf hartnäckiges Fragen ehrlich.

Insgesamt gibt es demzufolge Stand Anfang Oktober mindestens drei Kredite, die in ernsten Schwierigkeiten stecken. Das ist natürlich eine zu erwartende Rate und in den Zinssatz einkalkuliert. Allerdings - die Anleger, die nicht zufällig im genannten Forum mitlesen, wissen davon (noch) nichts. Und das finde ich nicht in Ordnung.

Anlageentscheidungen hängen ganz wesentlich vom Vertrauen in die beteiligte Plattform ab. Das ist natürlich sehr hoch, wenn man meint, alle Kredite bedienen ihre Zahlungen pünktlich. Das ist ebenfalls sehr hoch, wenn man sich sicher ist, dass Verzüge transparent und zeitnah aufgezeigt werden. Und das letztere ist nicht so.

Über das bis zu drei Monatsraten umfassende Deposit habe ich ja schon berichtet. Immerhin streckt flender damit keine Raten mit eigenem Geld vor. Dass man daraus verspätete eintrudelnde Raten auslegt, ist von großem Vorteil für diejenigen Anleger, die auf einen verlässlichen cashflow setzen (beim Konkurrenten estateguru gleicht der Zahlungsplan zu großen Teilen Kaffeesatzleserei). Aber spätestens nach drei Wochen (mein Empfinden) ist eine Zahlungsstörung eingetreten, über die der Kapitalgeber informiert werden sollte. Das ist nicht geschehen, alles sieht absolut "sauber" aus. Wie auch über dieses ganze Depositverfahren. Ich habe darüber auf der Seite von Flender keinerlei Information gefunden.

Überhaupt die Webseite. Leider nimmt man Kommentare dazu nicht wirklich ernst. Informationen sollte in erster Linie mal richtig sein (naja, das sind sie), dann hilfreich (z.B. das ausstehende Kapital, das man nur aus Differenzbildung ermitteln kann), den aktuellen Gesamtwert und eine bislang erzielte Rendite enthalten und dann noch einen schnellen Zugang auf alle Informationen bieten. Bis ich alle meine Kredite mal aufgelistet bekomme, muss ich mindestens zehnmal klicken.

Flender steht bei mir unter Beobachtung und ich werde beim Investieren vorsichtiger sein.

Samstag, 15. September 2018

Bondora "schützt die Anleger"

Werden Veränderungen bei einer P2P-Plattform vorgenommen, so ist die Begründung fast immer, dass fast alle Anleger das so wollten oder dass sie davon profitieren. Gerade Bondora ist schon oft mit solchen Aussagen negativ aufgefallen, und praktisch nie haben sie die Realität getroffen.

Nun gibt es natürlich ein breites Spektrum an Anlegern und das was mir gefällt, muss nicht dem Wunsch des durchschnittlichen Investors entsprechen. Jeder verortet sich ein bisschen wo anders im magischen Dreieck aus Rendite, Risiko und Liquidität, hinzu kommt noch die Einfachheit und Transparenz des angebotenen Produkts. Nicht jeder will mit komplexen Skripten per API investieren.

So wurden der Portfoliomanager geschaffen (der IMHO allen nur Verluste einbrachte), der Portfoliomanager Pro, der nun wenigstens im engen Rahmen gewisse Auswahlmöglichkeiten erlaubt und vor ein paar Wochen go&grow, das Rundum-Sorglos-Paket für den absolut unmündigen Anleger.
Immerhin hat man in allen Fällen die meisten Alternativen (bisher) weiter bestehen lassen.

Bondora bewirbt g&g aggressiv als eine Art Tagesgeldkonto mit hoher Rendite. Täglich verfügbare Liquidität (solange der Vorrat reicht), 6,5% Verzinsung (auf keinen Fall mehr, kann aber ohne Kapitalgarantie auch schlechter laufen), tägliche Zinsgutschrift (so etwa 2ct pro 100€) und keine Gebühren außer 1€ je Abhebung. Klare Aussage, was die Steuern angeht. Also perfekt.

Das mag ja zutreffen, auch wenn das Risiko schwer einzuschätzen ist (ich halte es im Moment für ziemlich klein). Das Produkt trifft allerdings nicht unbedingt den Geschmack eines im Baltikum anlegenden p2p-Investor. Anyway. Das ist noch nicht der Punkt.

Neue Anleger machen häufig Fehler, die ihnen die Rendite vermasseln. Anteile mit hohen Zinsen und hohen Aufschlägen am Zweitmarkt zu kaufen ist einer, noch verbreiteter allerdings die besten Stücke mit nur kleinem Aufgeld dort zu verkaufen. Mit über 350.000 eingestellten Anteilen ist der Zweitmarkt durchaus interessant für Anlageprofis geworden, die über fundierteres Wissen verfügen, sehr gute Filter haben und solche Schnäppchen automatisiert innerhalb von Sekunden wegkaufen. Übrig bleibt dann oft der Bodensatz an früher oder später ausfallender Krediten, deren Verlust durch die paar Prozent Verkaufsgewinne nicht annähernd ausgeglichen werden kann. Bondora kalkuliert seine Renditeansprüche ohne Zweitmarktgeschäfte unter der Voraussetzung der Langzeitanlage. Abgesehen von den oft viel zu optimistischen Vorhersagen sind es eben diese Fehler, die zu Verlusten führen, die Anleger verärgern und Bondora in Schwierigkeiten bringen.

Anfänger sollten deshalb erst einmal nicht am Zweitmarkt handeln, besonders nicht verkaufen. So war das auch am Anfang, da musste man erst mal eine gewisse Zeit dabei sein, dann das besondere Risiko akzeptieren und erst dann durfte man loslegen. Auch dagegen ist nichts einzuwenden.

Aber jetzt kommt es: all denen, denen das Risiko jetzt doch zu groß erscheint, macht Bondora ein freundliches Angebot. Sie können ir komplettes Portfolio ganz einfach an g&g "verkaufen". Also raus aus der Einzelanlage, rein in den Fonds. Das selbe, was die örtliche Sparkasse regelmäßig allen meinen in der Rente befindlichen Verwanden empfiehlt. Mit dem klaren Hintergrund erstmal einige Prozent Provision abzuzwacken.

Ähnlich vergiftet ist auch Bondoras Angebot, das selbstverständlich nur für die absoluten Rosinen gilt. Denn Kredite, die im Verzug oder gar ausgefallen sind, verbleiben beim Anleger. Und die laufenden, die grünen Anteile, sollte man ja gar nicht verkaufen (s.o.) ??!!
Und das Angebot selbst ist auch alles andere als lukrativ. Grüne Anteile bekommt man in fast allen Fällen so schnell man klicken kann zu pari verkauft. Oder mit einem Aufgeld, wenn man mehr Zeit aufbringt. Was aber bietet Bondora? Zu nächst einmal bekommt man nur ein Angebot für Anteile, die nicht im Verkauf sind,

Ein kleines Depot mit fast ausschließlich bester Riskoklasse (A/AA):
Current portfolio value * 143.79€
Our offer 139.48€
Wie bitte?
Dann mein fettes Portfolio mit 13600€ grünen Anteilen, gut gereift und viele Renditebringer
Current portfolio value * 10573.47€
Our offer 7906.1€

Und ein letztes Beispiel mit gut 1100€ grünen Anlagen:
Current portfolio value * 845.42€
Our offer 810.86€


Das ist absurd. Das ist Abzocke. Das ist kein Angebot!

So also schützt Bondora seine Anleger. Vielen Dank. So hohe Verluste würde niemand beim selbständigen Handeln erleiden. Schaltet euer Gehirn ein - oder eueren Anwalt wenn ihr schon darauf reingefallen seid.

Freitag, 7. September 2018

Flender und die Transparenz

Wie schon mehrmals geäußert, laufen meine Anlagen bei Flender gut. Sehr gut. Eigentlich zu gut um wahr zu sein. Wie auch bereits erwähnt bereitet mir das nach den Anlegertäu^^^ will sagen nicht immer ganz nachvollziehbaren Zahlungen die lendico und zencap "vorstreckten" um nichtzahlende Kreditnehmer unter dem Teppich zu halten, eher Bauchschmerzen.
Nicht ganz zu Unrecht wie sich jetzt mal wieder zögerlich herausstellt. Und doch anders.

Tatsächlich werden bei Flender im Moment noch alle Raten bezahlt und tatsächlich auch vom Geld der Kreditnehmer. Was aber bislang die Anleger nicht erfahren haben, ist dass die Kreditnehmer ein Deposit bei Flender hinterlegen müssen, und zwar eine Monatsrate pro Jahr Kreditlaufzeit. Bei Zahlungsverzögerungen wird dann darauf zurückgegriffen, anderenfalls werden die entsprechenden letzt Raten daraus bezahlt. Dadurch wird eine Zahlungsverzögerung nach außen zunächst nicht sichtbar und tritt erst mit 1-3 Monaten Verspätung auf. Sieht natürlich besser aus. Auch wenn die Wirklichkeit einem einholt.

Positiv: auf entsprechende Rückfragen werden diese Punkte klargestellt. Öffentlich. Allerdings mussten erst einmal diese Fragen gestellt werden (heraus kam es, da Gesellschaften auch bei anderen Firmen Kredite aufgenommen hatten, dort nicht mehr zahlten, bei Flender aber schon). Auch kam die Wahrheit erst einmal stückchenweise ans Licht. Das stärkt das Vertrauen nicht gerade.

Ist denn das Deposit überhaupt sinnvoll?
+ Das Ausfallrisiko wird dadurch initial um 10% gesenkt
+ Kleinere Verzögerungen werden völlig abgefangen (das was bei estateguru oft so ärgert)

- der Gesamtbetrag des Darlehens wird dadurch um 10% erhöht, das sorgt für zusätzliche Kosten ohne Gegenwert für den Kreditnehmer.
- Wie die entsprechenden Zinsen verrechnet werden ist bestenfalls unklar.

Wieder ein Stückchen schlauer. Beobachten wir Flender weiter, wie gesagt, soweit alles gut.

Samstag, 28. Juli 2018

MINTOS in der Kritik

Gehörte mintos seit langer Zeit eigentlich regelmäßig zu den am meisten geschätzten P2P-Plattformen, so hat sich das Blatt seit zwei Wochen radikal gewendet. Auch ich habe bereits 40% meiner sowieso nicht allzu großen Anlage abgezogen.

Der Grund war zunächst einmal gar kein besorgniserregender: mogo, der größte Anbieter der Plattform, hat auf dem Kapitalmarkt eine größere Anleihe plazieren können (was positiv ist), dadurch aber deutlich günstigere Rückfinanzierungsmöglichkeiten als die Kapitalanleger mit bis zu 14%. Also hat man nicht nur die Konditionen für neue Anlagen drastisch gesenkt, sonder auch in sehr großem Umfang bestehende Anlagen zurückgekauft. Das entspricht den AGBs, ist aber für Anleger sehr sehr ärgerlich. Denn plötzlich gibt es keine attraktiv verzinsten Anlagemöglichkeiten mehr. Der strengen Regel von Angebot und Nachfrage folgend senken natürlich auch die anderen bei mintos vertretenen Anbieter ihre Zinsen. So dass bislang gut funktionierende Autoinvestitionen nicht mehr greifen und auch von Hand das Geld nicht mehr gut anzulegen ist.

Gleichzeitig gibt es noch andere Dinge, die verärgern. Zum Nachteil der Anleger wurden die Spielregeln geändert, was Zinszahlungen für buyback-Kredite angeht. D.h. es gibt Beträge und Zeiträume, für die ein in Verzug geratener Kredit nicht mehr verzinst wird. Das kann die Rendite durchaus verhageln, vor allem bei kurzen Laufzeiten. Auch ist die Vorgehensweise nicht gerade transparent.

Jede Menge an Kreditanbietern, das war mir schon lange zu viel. Und paydayloans in Botswana oder demnächst vermutlich Venezuela brauche ich auch nicht. Mogo war für mich ein durchsichtiges Geschätsmodell, dass die Firma eng mit mintos verzahnt ist sah ich nicht unbedingt als Nachteil.

Nun, die Abbuchung geht schnell. Auch mit transferwise, was ich ebenfalls eher seltsam finde. Zuviele Anlageplattformen möchte ich sowieso nicht beobachten. Wenn sich die Umstände wieder ändern, bekommt man das ja schnell mit - dann ist auch schnell wieder Geld einbezahlt.

Donnerstag, 19. Juli 2018

0% Loss rate- based on total amount lost after recovery attempts

Das behaupten Flender und in ähnlicher Form auch estateguru. Bei Verzinsungen von größtenteils über 10%  wäre das natürlich sehr lukrativ. Inwieweit kann man das für bare Münze nehmen?

# Bei Flender läuft alles, soweit ersichtlich, wie am Schnürchen. Falls nicht von Flender selbst Raten vorfinanziert werden (kann man leider nie ganz ausschließen, da es entsprechende Beispiele schon bei anderen Plattformen gab), ist praktisch jede Rate pünktlich. Bis jetzt. Auch bei Moneything lief ja die ersten Jahre alles super und nun hagelt es Ausfälle. Bei Flender wird aber im Gegensatz zu Moneything (und auch estateguru) über die Laufzeit getilgt. Da sieht man die Schwierigkeiten eher kommen und zumindest hat mim Fall der Fälle einen Teil des Geldes zuzüglich zu den Zinsen bereits wieder.

# Bei estateguru ist die Aussage zwar bislang auch wahr, verscheiert aber bestehende Probleme. Viele (und damit meine ich deutlich mehr als 20%) der Kreditnehmer zahlen die Zinsen nur schleppend. Bei etlichen Krediten ist die komplette Zahlung inklusive Zinsen sowieso erst am Ende der Laufzeit fällig. Bei einem stark überwiegenden Teil der Kredite geht das gut. Zwar kann man sich auf den angegebenen Endzeitpunkt nicht so arg verlassen, aber der Rendite tut ein späteres Bezahlen dank Verzugszinsen eher gut (positiver Unterschied zu den deutschen Anbietern!).
Trotzdem sin inzwischen mindesten drei der Kreditnehmer in massiven finaziellen Schwierigkeiten (und ein weiterer ist wohl in ein Kapitalverbrechen verwickelt). Das Geld wird Jahre brauchen bis es, hoffentlich vollständig, nach Zwangsversteigerung und entgegen eingelegter Rechtsmittel bei den Kreditgebern wieder ankommt. Das ist einzupreisen und kürzt die Rendite um geschätzte 1-2%. Das ist im gesamten Umfeld nicht weiter tragisch. Wenn es nicht überhand nimmt. Was noch keiner weiß.
Estateguru würde gut daran tun, offen und vorallem zeitnah über die Vorgehensweise zu informieren. Anleger wollen nicht erst nach 2-3 Wochen Bescheid bekommen, dass die Versteigerung nicht geklappt hat, oder es aus Foren oder der Presse erfahren. Und die sehr häufig aufpoppenden Meldungen, Kreditnehmer XY hat versprochen an jenem Datum garantiert nachzuzahlen sind die Lesezeit nicht wert. Das funktioniert nämlich so gut wie nie. Fakten zählen, nicht Versprechungen.

Mein Favorit unter den beiden steht damit fest. Neues Geld fließt zu Flender. Dort gibt es zudem schöne cashback-Aktionen mit bis zu 10% Prämie. Und auch für Neukunden gibt es Cashback von 5% für die Anlage der ersten 30Tage (bei estategugu 0,5-1% für die ersten 3 Monate).

Referrallinks hierfür: https://flender.ie/referral-program?invitation=I772190E3892
und Estateguru.

Freitag, 29. Juni 2018

Bondora 1HJ 18

Bondora setzt im Moment voll auf Go&Grow, eine BlackBox mit auf 6,5% gedeckelten Zinsen und steurerlicher Optimierung (da keine ggf. nich anrechenbaren Verluste anfallen. Das mag für den einen oder anderen interessant sein, vor allem da von einer hohen Liquidität ausgegangen wird (aber auch diese ist nicht garantiert). Für Bondora selbst auf jeden Fall eine tolle Sache, nicht zuletzt durch massive Werbung konnte man ordentliche Kapitalzuflüsse generieren und hat bei der Anlage mehr oder weniger freie Hand.

Also ehrlich, für mich ist das nichts. Zum einen traue ich dem Modell nicht so recht, schon gar nicht, solange man nicht die Zusammensetzung des g&g Portfolios offenlegt. Wer weiß, was für spanische HR-Kredite da drinstecken. Da bekomme ich bei anderen Plattformen per buyback-Garantie mit zumindest gefühlt nicht höherem Risiko glatt die doppelte Rendite. 6,5% sind mindestens 4% zu wenig, bevor ich da auch nur drüber nachdenke.

Mein Portfolio entwickelt sich weiter auf eine Endrendite von 11-12% zu. Im Monat Juni 18 hatte ich die bislang höchsten Zahlungen aus dem Inkasso und da eine einzige Zahlung sehr groß war und nur aus Zinsen bestand, waren es auch die höchsten Zinszahlungen aller Zeiten. So weit so so schön. Das gab für den Juni ein dickes Plus von über 10% an Zahlungen gegenüber den (Ausfälle eingepreisten Erwartungen). Allerdings waren die regulären Zahlungen eher mau und gegen Ende des Monats kam es leider auch zu so vielen Ausfällen, dass die Inkassorückzahlungen die Summe des ausstehenden Kapitals im Default nicht verringern konnten. Immerhin geht es auch nicht mehr groß nach oben.



Ab diesem Monat habe ich die Strategie für mein Hauptportpolio umgestellt und gehe beim Risiko vom Gas:
- ich kaufe keine "roten Kredite" mehr und will sehen, ob sich die Inkassosumme auf Jahressicht merklich verringert.
- ich behalte alle neugekauften kredite, die noch keine Zahlungsverzüge hatten.
- ich versuche Kredite mit längeren Zahlungsstörungen möglichst frühzeitig wieder loszuwerden.


 Damit das einfacher geht, versuche ich die maximal bislang vorgekommene Verzugsdauer aus der globalen Statistik einzubinden und grafisch als farbiges Dreiecksymbol darzustellen.

Ansonsten lege ich weiterhin meine Rückflüsse ausschließlich auf dem Zweitmarkt an. Insgesamt habe ich meinen Zeitaufwand durch diverse Automatisierungen deutlich reduziert.



Mittwoch, 20. Juni 2018

500km auf dem pedelec...

aber nicht am Stück :)

Nach dem USA-Urlaub letztes Jahr hatte ich noch einige US$ auf meiner Revolut-Kreditkarte. Und dann sah ich dieses Gerät:
Quelle: http://www.ebike-base.de/ebike-pedelec-news/sondors-kommt-auch-nach-deutschland.html

Ein Sondors-Fold und alles andere als ein Kinderfahrrad wie es auf den ersten Blick vielleicht wirkt. Die Reifen sind echt fett.

Noch im August bestellt (in den USA, trotz Einfuhrsteuer und ordentlichen Versandkosten für nur ca. 1000€) folgten erstmal bange Monate bis Ende Oktober, dann war es da.

Mit einem bis zu 500W Motor beschleunigt das Bike trotz seines ordentlichen Gewichts von fast 25kg (und meines ist auch nicht ohne) fantastisch. Die Geschwindigkeit ist, der StVO geschuldet, auf 25km/h gedeckelt, sonst wären Versicherung, Schild und Helm Pflicht und man dürfte keine Radwege mehr benutzen.

Licht und einen Gepäckträger habe ich nachgerüstet. Ansonsten ist das Teil wirklich absolut gut. Naja, für mich könnte es ein bisschen höher sein, ohne Motor kann fast gar nicht fahren und die einzige Federung sind die Reifen. Aber selbst auf höchster Stufe hält der Akku über 2h und damit über 50km. Mit etwas weniger speed werden es das auch 70km.

Vor allem die älteren Herren in unserer Kleinstadt sind immer ganz begeistert. So ein Gerät hat hier noch niemand gesehen,

So jetzt wisst ihr, wohin meine swaper-Zinseinnahmen gegangen sind. Der p2p-Anleger kann sich solche Dinge leisten.

Noch ein paar Videos (nicht von mir):







Sonntag, 10. Juni 2018

Ein Jahr bei Flender

Seit einem Jahr investiere ich bei der irischen p2p-Plattform Flender. Die durchschnittliche Rendite von 10% wird bei mir (noch) durch keinen einzigen Ausfall getrübt. Erste Kredite sind auch schon zurückbezahlt. Zahlungsverzögerungen sind äußerst selten.

Leider weiß ich aus früheren Erfahrungen (lendico, zencap...) dass so etwas nicht so bleiben muss, ansonsten wäre Flender aus meiner Sicht die perfekte Ergänzung zu den baltischen p2p-Plattformen.

Man investiert durchgehend in kleine Unternehmen. Der Zinssatz erscheint daher für beide Seiten fair. Das Kreditangebot ist nicht gerade üppig, selten sind mehr als 1-3 Angebote gleichzeitig auf dem Markt. Trotzdem ist flender noch so unbekannt, dass die Finanzierung sich manchmal über Wochen zieht. Das hat den Nachtteil, dass das Geld (das vom Anleger bei Gebot eingezogen wird) in dieser Zeit nicht verzinst wird. Das ist aber auch schon der einzige Manko.

Inzwischen habe ich schön streuen können und bin bei über 30 Firmen dabei. Es handelt sich durchweg um Ratenkredite, bei denen während der Laufzeit getilgt wird, so dass das Geld auch nach und nach wieder verfügbar ist.

Immer mal wieder gibt es bei Flender cashback-Aktionen von 10% auf den dann angelegten Betrag. Das sind natürlich Promotionangebote, die seltener werden, leider ;)

Auch für Neukunden, die sich über einen Referrel-Link anmelden, gibt es 5% on Top. Ebenso für den Werbenden. https://flender.ie/referral-program?invitation=I5874U994 Sollte man sich nicht entgehen lassen ;)

Flender schafft es neben Mintos und swaper aktuell unter meine drei am besten zu handhabenden und sehr gut performenden Anlageplattformen.

Wie immer: zweistellige Renditen stehen auch für entsprechendes Risiko. Selbst informieren und nicht alles auf eine Karte setzen ist Pflicht.

Sonntag, 6. Mai 2018

Bondora - Transparenz selbst gemacht

Schon lange will Bondora davon weg, Kreditnehmer anzuzeigen. Nicht einmal in der anonymisierten Form BOxxx. Mit dem jüngsten Update - Buchungen nach Anteilsbruchteilen - wurde das nun, vielleicht von einigen unbemerkt, vollzogen:


In daily cashflow ist jetzt nur noch die Kreditnummer sichtbar. Schön ist die Zusammenfassung ganz oben, aber das ist ärgerlich. So kann man sich keinen Überblick mehr über alle Kredite eines Kreditnehmers im Depot mehr verschaffen, wie das bislang möglich war. Auch die Suche nach weiteren Krediten auf den Zweitmarkt ist nicht mehr so einfach möglich. Erst wenn man dem Link über die Kreditnummer folgt, wird die Information, falls so konfiguriert, sichtbar.

Auch im Report der Zahlungen ist diese Information nun ausgeblendet - als Zahlender taucht jeweils "Bondora Capital" auf. Eine Nachfrage bei Bondora ergab, dass man das mit Absicht geändert habe. Das warum erschließt sich mir nicht. Es müsste schon massive Proteste der Anleger geben, um diese Änderung wieder rückgängig zu machen. Im Sinne der hochgelobten Transparenz.

Hat mir natürlich keine Ruhe gelassen und mich zwei Stunden Codingzeit gekostet. Jetzt sind die Informationen in der BoxOfBondora wieder sichtbar und sogar noch mehr:


Wie man sieht, ist in der zweiten Spalte der jeweilige Kreditnehmer angezeigt. Handelt es sich um ein Zweitmarktgeschäft, beginnt der Name mit einem "!" und es gibt keinen Link zum Anteil im Deport. In diesem Fall kann man per mouseover auch den Handelspartner sehen. Die Kreditnummer führt auf das Depot, der Status ist der letzt verfügbare Wert (s.u.) Beim Zahlungsbetrag kann man, wie bei mintos, per mouseover den exakten Betrag ansehen. Der Pfeil in der letzten Spalte führt zu Angeboten zu diesem Kreditnehmer im Zweitmarkt. So wollte ich mein Statement haben.

Wie funktioniert das technisch? Zunächstmal wird versucht, die Daten aus der Liste der eigenen Kredite auszulesen (Dazu muss man sie über MyInvestments geladen haben). Klar, der Status kann sich durch die jüngste Zahlung geändert haben. Aber das ist ja nicht so schlimm, das kann man sich ja denken, wenn da Extra Interests aufgeführt ist.
Bei den verkauften Anteilen wird man da nicht fündig. Deshalb wird beim Starten des Plugins eine Liste mit Kreditnummerdaten/Namen geladen, die ich halt in regelmäßigen Abständen (bestimmt nicht täglich) generieren und hochladen muss. Damit sind dann fast alle Fälle abgedeckt und Kredite vor ihrer ersten Zahlung sind ja auch nicht so wichtig. Der Status kann in diesem Fall natürlich ziemlich veraltet sein.

Man sieht also, eine API und eigene Kreativität erlaubt einem eine maßgeschneiderte eigene Oberfläche. Bis Bondora die nächste Änderung bringt.

Montag, 30. April 2018

Estateguru zahlt 1% Bonus

Im Moment scheint Estateguru etwas Mühe zu haben, alle neuen Projekte in der doch recht knappen Finanzierungsphase voll zu bekommen. So hat man sich etnschieden, einen Bonus von (einmalig) einem Prozent anzubieten:

Increase your returns from investments! By investing in the currently open projects, you receive 1% of your investment back immediately, once the project gets funded. 
The Cashback bonus will be effective for the following projects, starting from today: Lubja str. bridge loan, Zilu bridge loan, Adruvahi bridge loan and Kiviloo Manor refinancing loan.

Beim letzteren ist zu beachten, dass damit ein bestehender Kredit abgelöst werden soll, dessen Rückzahlung sagen wir mal deutlich verzöger ist. Immerhin hat der Kreditnehmer zuverlässig Zinsen und Verlängerungsstrafen gezahlt, so dass sich für die bisherigen Anlager eine schöne Rendite ergibt. Auch denke ich, dass das wunderschöne Anwesen eine gute Sicherheit darstellt. Da muss man sich schon überlegen ob man sich darauf einlässt, ich werde das nicht tun.

Insgesamt sind bei Estateguru nur drei Ausfälle bekannt, wovon einer sehr schnell und zur vollsten Zufriedenheit der Anleger gelöst wurde. Die anderen beiden ziehen sich hin, die Deckung durch die Hypotheken scheint aber hinreichend zu bestehen. Zahlungsverzögerungen gibt es immer wieder. Bei Hypothekendarlehen hätte ich eigentlich nicht mit dieser Menge gerechnet. Solange aber, wie es bislang aussieht, praktisch alles samt Verzugzinsen nachbezahlt wird, sollte das kein echter Aufreger sein - schließlich ergeben sich zweistellige Renditen.

Für Neuanleger  gibt es z.B. über diesen Werbelink nochmal zusätzlich 0,5% auf die Anlegesumme der ersten drei Monaten.

Donnerstag, 5. April 2018

Tallinn ist eine Reise wert!

Etwas offtopic, aber ohne p2p hätte meine Reise nach Tallinn wohl nicht stattgefunden. Jetzt kann ich nur sagen, es wird nicht mein letzter Besuch dort gewesen sein. Meine Frau und ich haben uns sofort in die Talliner Altstadt verliebt und jede Minute dort genossen.

Ankunft
Der Flughafen Tallinn ist gut zwei Flugstunden von Frankfurt entfernt. Auch von anderen deutschen Städten gibt es Direktflüge. Viele Kreuzfahrtschiffe legen in Tallinn an, aber nur ein Kurzbesuch ist eigentlich schade.
Vom Flughafen kommt man sehr einfach mit Bus oder Straßenbahn in die Innenstadt.

Verkehr
Tallinn hat ein sehr gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz. Das ist für die Einwohner der Hauptstadt sogar kostenlos, für Touristen hatte man dafür angeblich die Preise erhöht. Davon haben wir aber nichts bemerkt, im Gegenteil gab es für 6€ (+2€ einmalig für die NFC-Karte) ein 5-Tages-Ticket. Da bezahle ich z.B. in Karlsruhe schon für einen Tag mehr.
Es gibt wohl auch Einzelfahrscheine beim Fahrer, aber wir sind recht viel Straßenbahn und Bus gefahren und mit dem Ticket muss man sich nur mal schnell neben die Erfassungssäule stellen - pling.


Schwarzfahren sollte man nicht - wir kamen eines Abends in eine Kontolle und das war auch ein Erlebnis. Die Staßenbahn hielt mitten auf der Strecke neben einem Minibus voller Kontolleure. Türen auf, Bahn blieb stehen bis alle kontrolliert waren, blitzschnell.
Viele der Bahnen sind alte deutsche Straßenbahnen, da liest man schon mal "Türöffner". Alles blitzblank, wie auch die Straßen ohne Müll.

Mitterlalterliche Altstadt
Ein ganzes Viertel ist noch von mittelalterlichen Gebäuden dominiert. Hier kann man sich im Wesentlichen nur zu Fuß bewegen, das tut der Atmösphäre gut. Überall gibt es Türmchen und Kirchen zu bestaunen, erstere erinnerten mich an das Carcassone-Spiel.


Zum Glück hatten wir herrliches Wetter, zwar Ende März Temperaturen um den Gefrierpunkt, aber fast immer Sonnenschein und das wunderbare Licht des Norden.


Vom Domberg hat man eine tolle Aussicht. In der Altstadt sind u.a. die ganzen Botschaften untergebracht, auf dem Domberg selbst (ein größeres Gelände mit eigener Stadtmauer) auch die Regierungsgebäude. Natürlich gibt es jede Menge Cafes, Restaurants und Touristenläden. Ich habe mir zwei Norwegerpullis (natürlich in Estland gefertigt) geleistet, zu fairen Preisen.

Restaurants sind einen Tick billiger als in Deutschland. Wir wurden stets sehr freundlich behandelt und man spricht durchgehend gut Englisch. Am Anfang wird man oft darauf hingewiesen, wie lange das Zubereiten des Essen dauern wird (war die ersten Tage kein Problem). Es gibt internationale Küche und östliche/nordische Spezialitäten.

Den ersten Teil der Woche war es noch ziemlich leer, wir hatten manche Straßen für uns alleine.


Ab Karfreitag wurde es dann sehr voll und es war kaum noch ein Platz zu finden. Außerhalb der Saison ist also ein guter Tipp.

Am Karsamstag war dann der Rathausplatz gut belebt (immer noch knapp über 0 Grad).

An der Ostsee
Ein besonderes Erlebnis, das nicht jedes Jahr zu bestaunen ist, war die zugefrorene Ostsee. Natürlich nur in Küstennähe. Man hat uns erzählt, dass zwar die großen Fähren recht gut durchs Eis kommen, es allerdings sogar eine "Straße" auf dem Eis zu den estnischen Inseln gab (auf dieser waren besondere Regeln zu beachten, z.B. nicht anschnallen). Ein paar Eindrücke:





Den echten Esten kann das natürlich nicht schocken. Da ging tatsächlich jemand im Eis schwimmen!
Wir dachten zunächst, das sind Aufnahmen für ein Werbeplakat oder so, aber das war echtes Leben:


Kultur
Natürlich gibt es jede Menge Museen, Kirchen, Galerien. Wir haben uns allerdings meistens draußen aufgehalten, nur ab und zu zum Aufwärmen ins Innere.


Tallinn war insgesamt ein überaschendes Kleinod. Ähnlich ging es mir nur vor ein paar Jahren mit Istanbul, das mir damals auch sehr sehr gut gefallen hat aber heute ja erstmal nicht mehr zu bereisen ist. Von mir 5 von 5 Sternen. Ein Top-Tipp ist auch die Stadtführung, die immer um 12h vor der Touristeninfo startet (gegen ein Trinkgeld). Die sollte man sich keinesfalls entgehen lassen.

 Alle Bilder mit meiner geliebten Sony DSC-TX30 fotografiert.

Dienstag, 3. April 2018

Erster defaulted loan bei Flender

Nach etwa einem dreiviertel Jahr absolut pünktlicher Zahlungen kam es nun zu einem Kreditausfall bei Flender, der mich allerdings nicht betrifft. Es ist nur ein sehr kleiner Kredit, so dass weiterhin 99% der ausgeliehenen Summe problemfrei zurückbezahlt wird.

Ehrlich gesagt, beruhigt mich das eher (natürlich um so mehr als dass es mich nicht tangiert). Zu nahe sind noch die Erinnerungen an lendico und zencap, wo man Spätzahlungen über viele Monate vertuscht hat.

Flender scheint Kredite recht früh als defaulted zu zählen. So berichtet man hier, dass das Geld noch längst nicht als verloren zu betrachten ist sondern man sich mit dem Kreditnehmer in Restrukturierungsverhandlungen befindet. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein. Ausfälle bei zweistelligen Zinssätzen sind natürlich einzuplanen und wenn es dann noch gelingt, wenigstens ein Großteil der ausstehenden Summe auf irgendeine Weise (und die friedliche Einigung ist davon immer die beste) zurückzugewinnen ist das absolut kein Grund, auf weitere Anlagen zu verzichten.

Zur Zeit gibt es drei Angebote. Davon sind allerdings zwei eine 2. Tranche, wo ich schon investiert bin. Ein Problem bei Flender ist es (noch), dass die Plattform noch nicht sehr bekannt ist. Zum einen ist das schön, denn man kann sich die Kredite sehr genau ansehen und cherry-picking betreiben. Zum anderen gibt es nur wenig neue Kredite und die Finanzierung zieht sich oft über Wochen hin. Während dieser Zeit ist die Anlage unverzinst.

Für Leute die Flender noch nicht kennen: es gibt immer wieder nette Cashbackaktionen mit bis zu 10%, die man nicht verpassen sollte. Außerdem gibt es, wenn man sich über einen Empfehlungslink anmeldet, einen zusätzlichen Bonus von 5% auf die Anlagesumme.

Nachtrag: der Kredit wurde inzwischen umgeschuldet. Damit ist die Ausfallquote wieder auf 0.

Warum ich in p2p-Kredite investiere

Ich muss hier mal eine Gegenmeinung kundtun. In letzter Zeit gab es mehrere Aussagen von Finanzblocker, warum sie nie aber auch niemals in p2p-Kredite investieren würden, z.B. https://zendepot.de/podcast/ oder http://freiheitsmaschine.com/2018/03/24/p2p-kredite-peer-to-peer/.

Blödsinn, aha. Und ETFs sind die absolute Erlösung für alle Anleger. Nun, ich will den Autoren nicht absprechen, dass sie mit manchen Argumenten zum Nachdenken anregen und nicht ganz falsch liegen. Diese Gedanke sollte man sich auf jeden Fall auch machen bevor man sein Geld bei p2p anlegt. Etwas eigene Erfahrung hätte machem Bericht allerdings auch gut getan, so wirkt das doch recht abstrakt.

So, nun aber ein paar Punkte von mir.


Gute Rendite bei überschaubarem Risiko

Bislang habe ich noch bei keiner einzigen p2p-Plattform Geld verloren. Das kann und wird wahrscheinlich noch kommen, bei zencap und vielleicht auch moneything würde ich jetzt nicht absolut darauf vertrauen, dass da am Ende schwarze Zahlen herauskommen. Quer über alle Anlagen gehe ich von 8-10% vor Steuern aus. Ich investiere nun seit 10 Jahren deutlich fünfstellige Summen. Das skaliert also durchaus.

Eine gute Streuung über mehrere Plattformen und dort jeweils in viele Kredite ist Pflicht. Ausfälle sind unvermeindlich, die zunächst erzielbaren Renditen von 12% und mehr sind auf lange Sicht unrealistisch. Aber he, da liegen Billionen zu 0,0x% auf Tagesgeldkonten und Sparbüchern! Da sind selbst 3-4% eine TOP-Performance!

Kredite sind nicht die Wurzel alles Übels

Ich kann die Moraldiskussion durchaus nachvollziehen und verschließe mich diesem Aspekt auch nicht komplett. Nicht jede gewinnbringende Anlage in payday-Kredite mit dreistelligem Zinssatz muss ich auch noch als Anleger unterstützen. Allerdings stellt eine solche Frage bei sehr vielen Anlagen, insbesondere in Aktien. Selbst der Vatikan wurde schon dabei erwischt, in die Pornoindustrie zu investieren.

Ich habe mir im Laufe der Jahre viele Gedanken darüber gemacht. Jetzt mal die Risiko/rendite-Brille ganz weggelassen. Es ist sicher sinnvoll, in Wohnungsrenovierungen zu investieren, oder die Anschaffung eines dringend für den Arbeitsweg benötigten Gebrauchtwagens. Auch Kredite für die Weiterbildung sind keine Frage. Wie sieht es aber mit der Finanzierung einer Reise aus? Sollte der Kreditnehmer diese nicht eher aufschieben, bis er sie aus dem Erparten bezahlen kann? So bin ich schließlich auch groß geworden und das Schaffe-Schaffe-Häusle-Bauen steckt auch tief in mir drin. In manchen Situationen ist es trotzdem falsch. Ich spreche jetzt nicht von einem Ballermann Urlaub, aber eine Reise ist auch immer eine Investition. Man bekommt neue Eindrücke, man lernt andere Kulturen kennen, man tankt neue Schaffenskraft. Reisen in andere Länder dienen dem Weltfrieden. Meine Meinung, und zugegeben, ich schweife ab. Jedenfalls zu einer Reise gehören Geld und Zeit. So kann es z.B. eine Phase nach dem Studium geben in dem man die Zeit zu reisen hat, vielleicht auch die Aussicht auf einen guten Job, aber halt nicht das nötige Geld.

Was ich sagen will, ist das es fast schon anmaßend ist, als Anleger, der aufgrund seiner Lage keinen Kredit braucht (und das ist immer nur zum Teil der eigene Verdienst) sich ein Urteil erlauben zu wollen, ob ein Kredit nun gut oder schlecht für den Kreditnehmer ist, ob er seinen finanziellen Ruin bedeuten wird oder ihm aus der Patsche hilft.

Früher habe ich ziemlich auf den Verwendungszweck geachtet. Das war noch bei smava und da war die Mindestanlagesumme noch 250€. Da dachte ich mir, wenn der Kredit schon später mal ausfällt, soll es wenigstens für etwas Sinnvolles gewesen sein. Ich habe viele kleine Unternehmer unterstützt. Das war aus finanzieller Sicht nicht immer das cherry-picking das sich gelohnt hätte, aber die allermeisten Kredite wurden zurückbezahlt und ich hoffe ich habe dem Kreditnehmer ein bisschen geholfen.

Auch heute investiere ich noch einen beträchtlichen Teil nicht in Konsumentenkredite sondern in Unternehmen. Bei den Konsumentenkrediten der ersten Jahre waren es oft Umfinanzierungen von Kreditkartenüberziehungen oder Dispokrediten. Manche mag das weiter in die Schuldenfalle getrieben haben, die sind später ausgefallen. Für viele aber war es auch eine Erleichterung durch deutlich geringere Zinsen oder wenigsten kleinere Raten durch einen längeren Zahlungszeitraum.

Zinsen spiegeln immer das Ausfallrisiko wieder. Wenn überhaupt muss man also die Gier nach einer übrigbleibenden Rendite von weit über 5% anprangern. 


Vorteil Cashflow

P2P-Anlagen funktionieren grundlegend anders als Aktien und deren Derivate. In manchen Situationen ist das durchaus ein großer Vorteil. So hatte ich, als ich beschlossen hatte meine Investitionen bei smava und auxmoney auslaufen zu lassen, über viele Monate hinweg einen zusätzlichen Zahlungsstrom von über 1000€/Monat. Habe ich dann andersweitig wieder angelegt. Wäre aber auch eine gute Möglichkeit einen um ein paar Jahre vorgezogenen Ruhestand zu finanzieren (ist ehrlich gesagt mein Plan), Das ist ganz gut kalkulierbar, solange man einen gewissen Puffer als Zahlungsverzug einplant. Und geht natürlich nur mit Krediten, die Tilgungen leisten.


Das Risiko

Ich finde die Aussage das p2p-Kredite im Vergleich zu Aktien/ETFs riskanter sind, reichlich naiv. Zum einen sollte man das eine tun und dabei das andere nicht lassen. Mein Aktiendepot ist immer noch größer als meine p2p-Anlage (und ich habe noch andere Investmentklassen).

Kursschwankungen habe ich bei p2p-Kredite  schon mal so gut wie keine, d.h. die Liquidität ist (zumindest zu einem Anteil von sagen wir einmal 50%) sehr viel besser. Natürlich hat man das Problem mit den Ausfällen. Mal abgesehen von denen (je nach Plattform eher seltenen), wo das Geld ganz futsch ist, dauert es dann sehr sehr lange, bis man einen Teil oder alles wiedersieht. Aber ich hatte auch schon etliche Zeiträume, zu denen ich mein angelegtes Geld nicht aus den Aktienanlagen herausbekommen hätte. Egal ob man in Einzelwerte, Fonds oder Indexzertifikate investiert.

Und ETFs sollen kein Risiko haben? Also bitte. Dass Aktien auf lange Sicht immer ein gutes Investment waren, ist unbestritten. Aber Derivate bringen immer auch ihr eigenes systemisches Risiko mit sich. Wenn das Volumen das der Aktien selbst deutlich übertrifft, kann das im Fall einer Krise zu einem deutlich verstärkenden Faktor werden, der das ganze Bankensystem selbst erschüttert.

Wer the big short gesehen hat, weiß, dass man selbst wenn man auf der richtigen Seite der Wette steht, mitunter nichts mehr davon hat. Wer hat denn schon vor 15 Jahre Lehmann-Papiere für riskant gehalten? Niemand. Ich will hier wirklich niemand irgedetwas madig machen, aber es ist eine Binsenweisheit dass hohe Rendite stets mit hohem Risiko korreliert. Es gibt nichts geschenkt. Das gilt für p2p, das gilt für andere Anlageformen. Deshalb sollte man ja streuen.

Es ist mir völlig klar, dass ich im Fall des Zusammenbruchs der p2p-Plattform ein Problem haben werde und dass es für mich als Privatperson gar nicht möglich ist, dieses Risiko einzuschätzen. Egal ob es sich um unbesicherte Konsumentenkredite oder Mogo-Kredite handelt, wo ein Gebrauchtwagen als Sicherheit hinterlegt ist. Ich habe weder Zeit noch Möglichkeit, in Estland, Polen oder wo auch immer durch die Gegend zu fahren und auf meine 10€-Anteile zu pochen. Da wird also jemand einspringen müssen und die Angelegenheit für uns regeln. Das wird Geld kosten. Ich bin sehr gespannt, was passieren wird, wenn da mal ein solcher Fall eintritt. Bis dahin beruhigt es mich, dass mein Geld auf mindestens ein halbes Dutzend Plattformen verteilt ist und meine bisherige Rendite schon einen Ausfall einer einzigen Plattform kompensieren kann. Und wenn alle ausfallen - haben wir glaube ich ein anderes Problem.


Passive Anlage

Man kann p2p als weitgehend passive Anlageform betreiben. Also alles auf Autoinvest (geht nicht bei jeder Plattform), einmal im Vierteljahr 1-2 Stunden checken, gut ist. Ob das die Rendite spürbar senkt, ist noch nicht einmal erwiesen.

Man kann auch ein Hobby daraus machen. Das gilt so für jede Geldanlage. Am Anfang ist der Wissenzuwachs wirklich enorm, und man sollte schon ein paar Wochen sich mit der Materie beschäftigen, wenn man mit mehr als ein paar Hundertern einsteigen will. Dann ist aber auch gut und man hat herausgefunden wie der Hase läuft. Zum Glück gibt es hervorrgende Foren, in denen man auf dem Laufenden gehalten wird und ab und zu auch Fragen stellen kann.


Mein Fazit

Ich bin froh, dass ich diese Anlageform vor zehn Jahren gefunden habe. Meine Rendite ist sehenswert und mein Wissen rund um Geldanlagen hat sich enorm vergrößert. Ich habe Spaß daran, mich mit dieser Anlageform zu beschäftigen und ich sehe mich nicht nur als Kapitalisten sondern hoffe, den Kreditnehmer auch ein wenig geholfen zu haben.


Montag, 2. April 2018

Ein Blick auf Estland aus Investorsicht

Nachdem wir insgesamt, hauptsächlich bei Bondora und Estateguru, insgesamt 5stellige Beträge in diesem Land investiert haben, nutzten wir unseren Trip nach Tallin natürlich auich dazu, ein paar Informationen über die wirtschaftliche Situation zu sammeln. Das meiste hätte man natürlich auch zuhause auf dem Sofa recherchieren können. Aber ein Blick vor Ort gibt einem auch ein Gefühl für Land und Leute, das mir als Investor ebenfalls wichtig ist.

 Die Flagge auf dem Langen Herrmann, Teil des
Parlamentsgebäudes zeigt wer in Estland das Sagen hat.

Einen Einblick in der Geschichte gab es auf unserer gut zweistündigen Altstadttour mit der charismatischen Guide Heli, die Informationen gib es natürlich auch im Web. Deshalb nur ganz kurz: Estland liegt ganz im Osten von EU-Europa, Tallinn ist nur etwa 80km von Helsinki entfernt, und Estland ist nach vielen Jahrhunderten wechselnder Besetzung erst sein 1990 (für längere Zeit) unabhängig. Estland ist Mitglied der EU und der Nato, hat seit 2011 den Euro, ist eine zuverlässige Dewmokratie und verfügt über ein hervorragendes Bildungssystem. Über die Hälfte der jungen Leute machen einen Universitätsabschluss. Esten sprechen zumeist perfekt Englisch (die Spielfilme im Fernehen haben noch nicht einmal Untertitel - selbst die lohnen wohl bei einer guten Million umfassenden Zielgruppe nicht). Sie sind weltoffen, modern und stolz auf ihr digitales Land. Estland hat kaum Rohstoffe, so ist man auf den Dienstleistungssektor angewiesen. Neben z.B. Skype und transferwise sind dort viele fintecs angesiedet, einige große Firmen haben die Softwareentwicklung nach Tallinn ausgelagert und die Startupquote pro Einwohner ist schon seit Jahren die höchste in Europa. Religion spielt so gut wie keine Rolle.

Auf mich wirkten die Esten freundlich, gelassen, aber zupackend. Das öffentliche Nahverkehrssystem (Buisse und Straßenbahn) ist vorbildlich, für die Ortsansässigen kostenlos und selbst für Touristen ausgesprochen preiswert. Die Infrastruktur funktioniert und ich kann mir vorstellen, dass insbesondere Tallinn noch einiges Entwicklungspotenzial bietet. So gibt es noch viele alte Gebäude, die renovierungsbedürftig sind aber gut gelegen.

Eine sehr gute Zusammenstellung über wirtschaftliche Fakten findet man auf der Seite https://www.visittallinn.ee/ger/tourist/planung/gut-zu-wissen/tallinn-und-estland, ganz unter unter "Lesen Sie weiter" ist eine 50seitige PDF-Broschüre verlinkt, in der sehr viel Wissenswertes steht.

Das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt von etwa 1300€ ist nicht sehr üppig. Die Preise zumindest in Tallinn liegen nur sehr wenig unter dem Niveau in Deutschland. So kostet ein halber Liter Bier im Restaurant auch um die 5€, ein Essen insgesamt in der Altstadt 20€. Wir haben ein Kaufhaus, mehrere Supermärkte und zwei Märkte u.a. mit Lebensmitteln angesehen - auch da gibt es nichts was deutlich günstiger ist als bei uns. Das mag auf dem Land anders aussehen.Wie da eine vierköpfige Familie mit 71€/Woche für Lebensmittel hinkommt war mir nicht so ganz klar. Und 406€ durchschnittliche(!) Altersrente ist wirklich bescheiden.


99,9 % der Banküberweisungen werden elektronisch getätigt und 96,3 % der Steuererklärungen wurden in 2016 elektronisch eingereicht.

Das beeindruckt wirkt aber glaubwürdig. Das spricht natürlich auch dafür, dass p2p-Plattformen in Estland eine ganz andere Reichweite haben werden als z.B. in Deutschland - konkurrenzfähige Konditionen vorausgesetzt. Das nannte dann Matt von Bondora auch als Stärke: einfach, unbürokratisch, zuverlässig. Führt zu einer hohen Kundenbindung auf der Kreditnehmerseite. Und spricht sich natürlich rasch herum.

Altes und Neues sind oft in perferkter Symbiose zu sehen:

 das gilt für die ganze Stadt.


Insgesamt macht Estland für mich einen sehr positiven Eindruck. Deutsches Kapital spielt noch keine große Rolle (das werde ich auch nicht ändern können), es gab aber soweit ich das erkennen konnte keinerlei Ressentiments gegenüber Deutschen - trotz der Geschichte. Gegenüber Russland hat man da viel größere Vorbehalte, obwohl in Tallinn immer noch gut 1/3 der Einwohner russische Staatsangehörigkeit haben.

Ich sehe weiterhin große Entwicklungsmöglichkeiten, auch wenn mir das geringe Einkommen bei vielen Krediten nicht unbedingt gefällt.

Sonntag, 1. April 2018

Tere (hallo) Bondora!


Ich habe drei Blogeinträge geplant:
1.       Besuch bei und Gespräch mit Bondora
2.       Reisebericht Tallinn
3.       Mein Eindruck von Estland aus Investorsicht

Bondora hatte uns, also mich und meine Frau die ebenfalls bei Bondora investiert ist, in der Woche vor Ostern zu einem Investorgespräch eingeladen. Vermutlich weil ich immer sehr viele Fragen stelle. Und nicht wenig investiert habe und eine ziemlich gute Performance erziele.


 Ja, draußen war es kalt.

Gesprochen habe ich hauptsächlich mit Matt vom Investorrelation, mit einem IT-Spezialisten und am Ende mit einem Datenanalyst. Natürlich gab es eine Büroführung, aber dazu kennt ihr wahrscheinlich das Video von AktienMitKopf (https://www.youtube.com/watch?v=8CUBwlBrEMQ)

Wir sind mit dem Bus zu Bondora gefahren. Das Büro ist in einem Startup-Towers im Süden von Tallin zu finden, in 15 Minuten und etwas Fußweg. Bondoras Büroräume sind im 3. Stock, es gibt einen Servicebereich (Kundenbetreuung) und einen Entwicklungsbereich.




Ich hatte einige Fragen mitgebracht und weitere ergaben sich im Gespräch. Die Atmosphäre war sehr freundlich, offen und konstruktiv. Ich hatte den Eindruck man versuchte mir ehrlich zu antworten.

Aktueller Stand und Pläne

Bondora hat nun etwa 50 Mitarbeiter. Das möchte man nun stabil halten. Ein neues Produkt (go&grow) ist gerade in der Test- und Optimierungsphase, es handelt sich um so etwas ähnliches wie einen Bond mit einer Verzinsung im oberen einstelligen Bereich, steuerlich attraktiver, ich weiß allerdings weder ob der Zinssatz fest noch ob er garantiert sein wird. Ich habe darauf hingewiesen, dass es bei ablrate ein ähnliches Produkt gibt und dass man aus Anlegersicht auf Liquidität achten solle. Mittelfristig arbeitet man an einer Banklizenz. Weitere neue Produkte sind gerade nicht in der Planung, auch keine Expansion in weitere Länder. Insbesondere ist auch nicht angedacht, Bondora zu verkaufen. Finde ich gut so.

Nachfrage an Krediten und verfügbares Geld

Laut Statistik sind gut 120 Mio Kapital verliehen, wenn ich mich richtig erinnere nannte Matt eine deutlich höhere Zahl an Anlegergeldern. Es gibt institutionelle Anleger, diese machen allerdings nur etwa 5% der Anlegegelder aus. Das möchte man auch gerne in diesem Verhältnis lassen, man sucht also nicht aktiv nach weiteren Großinvestoren. Grund dafür ist u.a. das ein Abzug sehr großer Summen innerhalb kurzer Zeit dann ein großes Problem werden könnte.

Wie jeder Anleger weiß, macht Bondora viel Werbung wir sollen doch Freunde als Anleger werben. Andererseits bekommt man ja längst nicht jede gebotene Summe auch investiert. Für mich ein gewisser Widerspruch, der auch nicht ganz aufgelöst werden konnte. Einerseits ist das Verhältnis Angebot-Nachfrage im Moment ganz ok, zum anderen könnte man deutlich mehr Kreditnachfrage befriedigen, falls mehr regelmäßiges Anlegerkapital verfügbar wäre (die Rede war hier von ca. 3Mio/Monat die man ohne große Anstrengung akquirieren könnte).

Warum werden Angebote auf dem Zweitmarkt sofort durch PM aufgekauft (current, zu par)? Man möchte die Liquidität sichern, das ist für viele Anleger wichtig. Und ich glaube in der Summe für die Käufer auch kein schlechtes Geschäft, auch wenn ich manche Kredite nicht kaufen würde.

Anregungen von mir: Ein Erstmarkt, bei dem zumindest manche Kredite wieder wirklich sichtbar wären, wäre hilfreich und im Sinne von people2people.Ich würde die Werbeprämie in jeweils 2,5% aufteilen, dann wäre auch der Anreiz für Erstinvestitionen höher. Und natürlich – immer wieder im Gespräch – die Bitte um mehr Transparenz, mehr Erklärungen warum manche Änderungen erfolgen etc.

Die Technik hinter dem Ganzen

Das Gespräch mit dem Entwickler war sehr interessant. Mich hat zunächst beeindruckt, dass er bei praktisch allen angesprochenen Problemen sofort wusste, was ich meine. Es leuchtet ein, dass gewisse Implementierungen Zeit brauchen und ich fand es ein gutes Zeichen, dass man sie wenigstens auf dem Schirm hat und daran arbeitet. Programmiert wird in .net, nach der Technik zu fragen habe ich vergessen.

Das API funktioniert im Wesentlichen ganz gut und man wird ASAP eine einfache Statusseite einrichten, auf der zumindest zu erkennen ist ob gerade eine Wartung durchgeführt oder ein momentanes Hängen vorliegt. Ich habe angeregt, noch einen Endpoint für den accountStatement zu schaffen und ein paar zusätzliche Datenfelder unter Investments. Für mich wichtig wären DateOfDefault und Markup, falls der Anteil zum Verkauf steht.

Die Sache mit den Centbeträgen ist im Moment nicht optimal gelöst, man ist da mitten in einer Umstellung. Dann werden,wie z.B. bei Mintos üblich, auch Centbruchteile gebucht. Das gilt für Rückzahlungen und collection fees.

Die collection fees werden tatsächlich pauschal nach dem Gießkannenprinzip erhoben. DCAs sind inzwischen schon wieder Geschichte, aber es ist nachvollziehbar, das Bondora nicht profitabel arbeiten kann, wenn man all die Gerichtsgebühren etc. selbst trägt oder vorstreckt. Auch die Kreditnehmer werden natürlich an den Kosten beteiligt, soweit das gesetzlich möglich ist. Gerade in diesem Bereich habe ich mehr Transparenz angemahnt. Insgesamt ist man sehr optimistisch, dass sich die Recoveryquote mittelfristig deutlich verbessert. Schaun wir mal. So wirklich schlecht ist Bondora bei meinen Krediten schon jetzt nicht, aber mehr wäre auf jeden Fall besser.

Beim Rating setzt man stark auf die Lernkurve, wodurch sich dieses beständig verbessern sollte. Man sieht sich die Entwicklung zwischen Ist und Soll monatlich an, die notwendigen Anpassungen sind allerdings deutlich weniger geworden. Inzwischen geht die Verarbeitung weitestgehend automatisiert während man früher manuell nachsteuerte.

Meine Frage, wie das überhaupt geht, innerhalb von Minuten eine sinnvolle Kreditentscheidung zu treffen ergab eine sehr interessante Antwort. Abgesehen davon, dass man hunderte von Kriterien in die Bewertung einfließen lässt (z.B. benutztes Endgerät, Verhalten während des Beantragungsprozess…) kommt man in Estland sehr einfach an die Daten über den potentiellen Kreditnehmer: ist alles auf der Chipkarte des Personalsausweises gespeichert. Alles. Kreditgeschichte, Gesundheitsgeschichte, Bankverbindungen, Kontostände, Steuerdaten. Unglaublich. Mit dem Ding kann man weltweit wählen, Geld überweisen, zum Arzt gehen, Paybackpunkte sammeln… da steht mehr über dich drin als in facebook. Und die Esten sind sehr stolz auf ihr IT-System. Kann man jetzt so oder so sehen, aber Bondora hilft das natürlich. Das ist auch ein Grund dafür, warum das Rating in Estland so gut funktioniert und warum man nicht ohne weiteres in weitere Länder expandieren kann.

Auch kriminelle Fälle versucht man auf diese Weise zu minimieren. Man kann sich z.B. vorstellen, dass kriminelle Individuen sehr zielstrebig durch den Antrag gehen oder so. Im Zweifelsfall vergibt man eher keinen Kredit, in Spanien kommen inzwischen z.B. nur noch ein Promille der Antragsteller ohne Kreditvorgeschichte überhaupt und nur mit kleinen Summen zum Zug.

Scoring und Pricing

Bondora hat ja den Anspruch, für beide Seiten faire Zinssätze anzubieten. Das war nicht immer so – eine Zeitlang gab es z.B. pauschal 28% (goldene Zeiten bis zur unweigerlichen Geldschwemme mit langen Warteschlangen für die Anleger). Aus den Daten der Vergangenheit hat man nun viele statisch-mathematische Modelle gebildet.
Sehr wichtig sind die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kredit bereits ausfällt ohne je eine Rate bezahlt zu haben, die Ausfallwahrscheinlichkeit im ersten Jahr und das erwartete recovery nach einem Ausfall. Daraus versucht man ein Modell für die Rückzahlsumme während der Laufzeit zu bilden. Diese im Mittel erwirtschaftete Summe soll nun für den Kreditgeber die Rückzahlung plus Rendite ergeben, bei einem AA- Kredit z.B. 8% pro Jahr, bei den schlechteren Bonitäten etwas mehr (dazu steht ja einiges im Bondora Blog). Klingt alles ziemlich plausibel.

Meine Frage nun, warum es keine HHR-Kredite in ES mit 200%+-Zinsen und keine estnischen HR und F-Kredite mehr gibt. Antwort: Bondora hat gelernt (naja, dass müssen ihnen die Computer sagen. Haben viele von uns ja schon seit Jahren so gesehen) dass dies keine so gute Idee war. Sehr hoch verzinste Kredite führen zu einer Negativselektion der betroffenen Kunden. D.h. die die ernsthafte Zahlungsabsichten und ein bisschen Grips im Kopf haben, merken schnell, dass sie sich einen solchen Kredit in der Regel nicht leisten können. Die anderen, naiver oder weniger ehrlich, greifen zu. Höhere Ausfälle, noch höhere erforderliche Zinssätze, Eskalationsspirale.
Gute Entscheidung.

Steuern

Hatte ich zunächst ganz vergessen. Über Steuern in Deutschland haben wir auch ausführlich gesprochen. Über den aktuellen Stand, wo man Verluste nicht gegenrechnen kann. Über die drohende Veränderung, dass die Abgeltungsstuer durch den persönlichen Spitzensteuersatz ersetzt werden wird. Und über den unbrauchbaren TAX-Report von Bondora, der Zweitmarktgewinne ausweist, die keine sind. Solange man den mit Rabatt gekauften Kreditanteil nicht verkauft oder mehr als der Kaufpreis getilgt hat. Eine korrekte Implementierung habe ich dargelegt, auch wenn wir uns einig waren, dass diese schwierig werden wird. Da hat Bondora einiges zum Nachdenken.

Fazit

Das Gefühl „das haben wir doch schon lange gewusst“ verlässt mich während des Gesprächs oft nicht. Aber nach vorne schauen. Die jetzige Sichtweise deckt sich ziemlich mit meiner und das ist gut so. Ich sehe Bondora gut aufgestellt mit einer klaren Linie, ernsthaftem Interesse für die Belange der Anleger und insgesamt als sympathisches Unternehmen, das die Interessen aller drei Gruppen (Anleger, Kreditnehmer, eigene) zusammenbringen will. Auch das ist für mich wichtig. Jetzt noch ein bisschen mehr Offenheit und Transparenz, dann kann ich auch mit langfristig sinkenden Renditen gut leben.