Die Flagge auf dem Langen Herrmann, Teil des
Parlamentsgebäudes zeigt wer in Estland das Sagen hat.
Parlamentsgebäudes zeigt wer in Estland das Sagen hat.
Einen Einblick in der Geschichte gab es auf unserer gut zweistündigen Altstadttour mit der charismatischen Guide Heli, die Informationen gib es natürlich auch im Web. Deshalb nur ganz kurz: Estland liegt ganz im Osten von EU-Europa, Tallinn ist nur etwa 80km von Helsinki entfernt, und Estland ist nach vielen Jahrhunderten wechselnder Besetzung erst sein 1990 (für längere Zeit) unabhängig. Estland ist Mitglied der EU und der Nato, hat seit 2011 den Euro, ist eine zuverlässige Dewmokratie und verfügt über ein hervorragendes Bildungssystem. Über die Hälfte der jungen Leute machen einen Universitätsabschluss. Esten sprechen zumeist perfekt Englisch (die Spielfilme im Fernehen haben noch nicht einmal Untertitel - selbst die lohnen wohl bei einer guten Million umfassenden Zielgruppe nicht). Sie sind weltoffen, modern und stolz auf ihr digitales Land. Estland hat kaum Rohstoffe, so ist man auf den Dienstleistungssektor angewiesen. Neben z.B. Skype und transferwise sind dort viele fintecs angesiedet, einige große Firmen haben die Softwareentwicklung nach Tallinn ausgelagert und die Startupquote pro Einwohner ist schon seit Jahren die höchste in Europa. Religion spielt so gut wie keine Rolle.
Auf mich wirkten die Esten freundlich, gelassen, aber zupackend. Das öffentliche Nahverkehrssystem (Buisse und Straßenbahn) ist vorbildlich, für die Ortsansässigen kostenlos und selbst für Touristen ausgesprochen preiswert. Die Infrastruktur funktioniert und ich kann mir vorstellen, dass insbesondere Tallinn noch einiges Entwicklungspotenzial bietet. So gibt es noch viele alte Gebäude, die renovierungsbedürftig sind aber gut gelegen.
Eine sehr gute Zusammenstellung über wirtschaftliche Fakten findet man auf der Seite https://www.visittallinn.ee/ger/tourist/planung/gut-zu-wissen/tallinn-und-estland, ganz unter unter "Lesen Sie weiter" ist eine 50seitige PDF-Broschüre verlinkt, in der sehr viel Wissenswertes steht.
Das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt von etwa 1300€ ist nicht sehr üppig. Die Preise zumindest in Tallinn liegen nur sehr wenig unter dem Niveau in Deutschland. So kostet ein halber Liter Bier im Restaurant auch um die 5€, ein Essen insgesamt in der Altstadt 20€. Wir haben ein Kaufhaus, mehrere Supermärkte und zwei Märkte u.a. mit Lebensmitteln angesehen - auch da gibt es nichts was deutlich günstiger ist als bei uns. Das mag auf dem Land anders aussehen.Wie da eine vierköpfige Familie mit 71€/Woche für Lebensmittel hinkommt war mir nicht so ganz klar. Und 406€ durchschnittliche(!) Altersrente ist wirklich bescheiden.
99,9 % der Banküberweisungen werden elektronisch getätigt und 96,3 % der Steuererklärungen wurden in 2016 elektronisch eingereicht.
Das beeindruckt wirkt aber glaubwürdig. Das spricht natürlich auch dafür, dass p2p-Plattformen in Estland eine ganz andere Reichweite haben werden als z.B. in Deutschland - konkurrenzfähige Konditionen vorausgesetzt. Das nannte dann Matt von Bondora auch als Stärke: einfach, unbürokratisch, zuverlässig. Führt zu einer hohen Kundenbindung auf der Kreditnehmerseite. Und spricht sich natürlich rasch herum.
Altes und Neues sind oft in perferkter Symbiose zu sehen:
das gilt für die ganze Stadt.
Insgesamt macht Estland für mich einen sehr positiven Eindruck. Deutsches Kapital spielt noch keine große Rolle (das werde ich auch nicht ändern können), es gab aber soweit ich das erkennen konnte keinerlei Ressentiments gegenüber Deutschen - trotz der Geschichte. Gegenüber Russland hat man da viel größere Vorbehalte, obwohl in Tallinn immer noch gut 1/3 der Einwohner russische Staatsangehörigkeit haben.
Ich sehe weiterhin große Entwicklungsmöglichkeiten, auch wenn mir das geringe Einkommen bei vielen Krediten nicht unbedingt gefällt.
Danke. Habe ich mit grossem Interesse gelesen. Es fehlt mir derzeit an der Zeit, mir selbst einen Eindruck vor Ort zu machen, aber teile die Ansicht, dass dies eigentlich wichtig wäre.
AntwortenLöschenDurch P2P bin ich in Ländern investiert und in Firmen, welche ich eigentlich ungenügend kenne. Auf der anderen Seite sind selbst Schweizer P2P-Plattformen mit ihren Informationen (Jahresberichten) sehr zurückhaltend und Jahresberichte werden nicht zur Verfügung gestellt.