Samstag, 8. Januar 2022

Lohnt Bondora immer noch?

 Ich hatte ja ziemlich von Anfang an bei Bondora investiert, ab 2012. Von smava und auxmoney kommend, hatte mich Claus Lehmann, der deutsche P2P-Guru, auf die Idee gebracht. Das war anfangs schon ein bisschen unheimlich, Geld ein in unbekanntes östliches Land zu überweisen und dafür zweistellige Zinsen zu bekommen. Ziemlich bald waren da auch über 20% Standard. Und diese Gründerjahre waren auch die ertragreichsten.

Das zeigt die nachfolgende Grafik:


Wie man sieht, habe ich sehr viel auf dem Zweitmarkt verkauft (blau), und noch mehr gekauft. Seit 2020 kaufe ich auch vermehrt rote Kredite mit Abschlägen von 35-85%.

Bis 2017 gibt es praktisch nur eine Säule. Das bedeutet, dass sich keine Kredite (außer abgeschriebene) aus diesen Jahren mehr in meinem Depot befinden. Die Erwerbungen aus dem Jahr 2012 haben ca. 123% Rückflüsse gebracht, bis 2018 habe ich alles Geld das ich angelegt habe wieder zurück.

Die ausgefallenen Kredite sind nach unten abgetragen, aus dem Jahr 2015 sind da z.B. noch rund 17% meiner Investitionen übrig, die eigentlich getilgt sein müssten. Aus diesem Jahr habe ich bislang nur 4% mehr erhalten als einbezahlt. Das täuscht aber etwas, der reale Rendite ist sehr viel höher, da ich über die Hälfte meiner Käufe nur sehr kurz behalten habe.

Kommt für das Jahr ein zweiter Balken dazu, so habe ich Teile dieser Papiere noch. Grün bedeutet rechts noch ausstehende Kreditsummen, die nicht im Verzug sind, links hingegen durch Tilgung zurückbezahlte. Rechte rote Balen sind Kreditraten im Ausfall, die noch in der Zukuft liegen (was faktisch nicht viel ändert).

Laut Bondora beträgt meine Rendite gut 13%. Das stimmt inzwischen ganz gut mit meinen eigenen Abschätzungen überein. Sie sinkt im Laufe der Zeit immer noch leicht ab, weil ausgefallene Kredite zunächst keine Zinsen zahlen (es gibt solche, ja. Wieviel lässt sich kaum vorhersagen).

Ok, schauen wir uns ein neueres Portfolio an. Meine Kinder sind auch alle bei Bondora, mehr oder weniger aktiv. Eine Zeitlang lief da ziemlich viel über Bots, im letzten Jahr wurde mehr und mehr zu go&grow umgeschichtet. Aus den Erträgen lässt sich dann mal ein kleiner Urlaub finanzieren. Für eine Immobilie recht es nicht ;)

Das Portfolio von O. läuft seit gut 5 Jahren. Es wurde anfangs viel gehandelt, aber niemals rote Kredite gekauft. Trotzdem ist deren Anteil inzwischen bei über 30%. Ausfälle gehören bei Bondora eben dazu.

Mit 23% Rendite liegt O. auf Platz 25 der Bondora-Rangliste. So sieht die Depotentwicklung aus:


Zum Zeitpunkt der Coronakrise 2020 wurde g&g (noch vor allen Einschränkungen) aufgelöst und seit dem vergangenen Sommer wieder bespart (blaue Linie). Die grüne Linie gibt die Gewinne an und wächst beständig. Immer noch.

Etwas konkreter zeigen das die monatlichen Nettoerträge auf, bei denen Bondora angibt, um wieviel die bezahlten Zinsen die nicht bezahlten Tilgungsraten ausgefallener (oder auch verspäteter) Kredite übersteigen:


Bis auf zwei Monaten mit größeren Abscheibungen stets positiv. Die Anlage rentiert sich also. Aus Inkasso kommt dabei noch nicht sehr viel:


Der Balken ganz links sieht zwar beeindruckend aus, absolut ging es aber um weniger als einen Euro. Die Ausfälle sind noch zu frisch, um größere Inkassozahlungen zu generieren.

Wie ist die aktuelle Strategie? Inzwischen stecken über 60% in go&grow um Sicherheit und Liquidität zu erhöhen. Trotzdem wird noch regelmäßig per Portfoliomanager Pro gekauft. Danach findet ein cherry-picking statt. Etwa 1/3 der (sowieso nur aus Estland stammenden) Kredite wird mit kleinen Aufschlägen von 1-3% auf dem Zweitmarkt vertickt. Das klappt in etwa der Hälfte aller Fälle. Käufe auf dem Zweitmarkt finden so gut wie nicht mehr statt (da haben wohl andere schnellere Bots).

Recht selten schaue ich mir auch die Kredite nach letzter Zahlung sortiert an und verkaufe die mit schlechter Zahlungshistorie. Mit den o.a. Aufschlägen.

Abschließend auch hier nach die gleiche Grafik wie bei meinem Konto:

Zunächst fällt auf, dass in den Jahren 2016-19 90% und mehr der Kredite (gleich) wieder verkauft wurden. Anders ist eine soch exzellente Rendite auch gar nicht möglich. Von daher stehen aus diesen Jahren auch nur sehr wenige Ausfälle an. Bislang steht jedes Jahr für sich mit einer positiven Bilanz da.

Die Kredite sind zu 95% aus Estland. Auch das trägt zur besseren Performance bei.

Fazit: Die Strategien der vergangenen Jahre sind nicht mehr möglich. Handeln auf dem Zweitmarkt mit 1€-Anteilen macht nicht wirklich Sinn, wenn es nicht vollkommen automatisiert abläuft. Es werden zwar weiterhin Gewinne erwirtschaftet, doch ist es aus meiner Sicht zweifelhaft, ob diese (zumindest bei rein passivem Investieren) g&g deutlich übertreffen.

Von manchen wird sogar angezweifelt, ob die g&g-Rendite von 6,75% im Moment überhaupt erwirtschaftet wird. Da hier viele Kredite aus Finnland und Spanien vorhanden sind, ist dieser Zweifel nachvollziehbar. Ich rechne hier auch mit langfristig sinkenden Zinsen. Zu 5% würde ich mein Geld dort allerdings nicht mehr anlegen.



Donnerstag, 6. Januar 2022

Auf dem Weg CO2 neutral zu werden

 Im kürzlich veröffentlichen Beitrag https://p2p4oktaeder.blogspot.com/2021/12/okoinvest-mal-anders.html habe ich dargelegt, wie ich mit einer Investition von 700€ rund 2t CO2 eigespart habe. Das ganze ist natürlich nur dann nachhaltig, wenn eine solche Investition regelmäßig stattfindet, denn es ist die Einsparung über die gesamte Laufleistung der Anlagen (vermutlich 20 Jahre) angegeben.

Zeit das mal in einen persönlichen Kontext zu bringen. Wie groß ist eigentlich mein Fußabdruck?

Kleiner Einschub: CO2 Fußabdruck ist unter Klimaaktivisten ein bisschen eine umstrittene Messlatte. Schließlich kommt dieser Begriff aus einer groß angelegten PR-Aktion der Öl- und Gasindustrie und es wird nicht ganz zuunrecht unterstellt, dass man damit die Verantwortung der Einzelperson zuweisen will, anstatt das Problem global anzugehen. Trotzdem ist es für eine persönliche Einordnung sicherlich sinnvoll, sich das mal vor Augen zu führen.

 CO2-Rechner gibt es inzwischen sehr viele im Internet, ich habe mir den vom Bundesumweltamt herausgesucht und die Detailanalyse durchgeführt. Unser Haushalt ist gerade im Umbruch, verringert sich von 5 Personen auf im Schnitt knapp 3, wenn man die Besuchzeiten der Kinder hinzunimmt. Das vergrößert den pro-Kopf-Verbrauch bei Heizung dramatisch. Ich habe für 2021 einen realistischen Durchschnittswert von 4 Personen angenommen.

Coronabedingt waren keine Flugreisen und wenige Autokilometer dabei. Dafür haben wir immer noch eine fossile Heizung (Schande, aber das Abwracken gut funktionierender Maschinen ist auch nicht nachhaltig, gilt auch für unsere Autos die kaum fahren). Wir fahren den Großteil der lokalen Stecken mit dem eBike und sind alle nicht so die Konsumfreaks.

Das Ergebnis war bei mir gut 9t/Jahr. Bei allen anderen dürfte es etwas weniger sein, ernähnungsbedingt. Ich bin entschieden der gewichtigste und bin ab und an schon ein Fleischgenießer. Insgesasamt bin ich damit noch knapp 20% unter dem Bundesschnitt, was nicht für Wohnen und Essen gilt, da bin ich drunter. Positiv wirkt sich auch unser Ökostombezug aus (echter Ökostrom aus Schönau, nicht das umgelabelte Zeug).

OK, in einem "normalen" Jahr wären es sicher 10t gewesen, für jede/n von uns.

Was kann man da machen? Einsparen oder kompensieren. Für mich alleine haut das gut hin. Meine beiden Photovoltanlagen und weitere Beteiligungen an Bürgergenossenschaften sparen schon seit über 10 Jahren über 10t/Jahr ein. Kompensation.

Einsparen: bei der Mobilität ist nur noch wenig herauszuholen, das wird eher wieder schlechter. Eine neue Heizung ist längst in Planung, allerding bietet sich evtl. die Möglichkeit, bei einer großen Lösung meiner Gemeinde mit Nahwärme mitzumachen. Das wäre noch ökologischer. Bleibt das Essen. Ganz auf Fleich werde ich nicht verzichten, allerdings kann ich noch mehr auf die Produktion achten. Wir sind sowieso dabei mehr regionale Bioprodukte zu kaufen. Das hilft auch ein wenig.

Auf 0 kommt man durch Einsparen niemals, schon eine Halbierung ist ein sehr ambitioniertes langfristiges Ziel. Bleibt also die Kompensation.

Das kann man sich einfach machen und bei einem der Anbieter bezahlen. Das machen schon viele, um das Gewissen bei Flugreisen freizukaufen. Kostet ca. 25€/t. Zusätzlich zur Co2-Steuer natürlich.

Oder, wie oben gesehen, man investiert ca. 350€. Die man dann im Laufe von max. 8 Jahren verzinst zurückbekommt. Wäre pro Nase ein ganz schönes Sümmchen, bis die Anlage irgendwann mal zyklisch wird. Aber mit 12-15k sollte das hinhauen. Wenn es die Möglichkeiten dauerhaft gibt. Schöner Nebeneffekt: die Zinsen gibt es dann irgendwann als zusätzliches Einkommen.

Durch meine Investitionen bei forest finance bin ich sowieso sauber raus. Wenn auch finanziell nicht erfolgreich, besser kann man CO2 kaum kompensieren als durch Urwälder aufforsten.

Ich werde dieses Thema weiter angehen, ich stehe da noch ziemlich am Anfang.

 

Samstag, 1. Januar 2022

Bondora - Ergebnis 2021

 Dieses Jahr werde ich für meine Bondora-Anlagen nicht viele Steuern bezahlen. Grund dafür sind sehr viele Abschreibungen von ausgefallenen Krediten, die dieses Jahr realisiert wurden. Das ist eine Hypothek der Vorjahre, in denen Renditen weit über 10% verbucht wurden.

Die Berechnung ist nicht einfach, sobald man am Zweitmarkt handelt. Aber seit zwei Jahren habe ich das mit access automatisiert, so dass ich für die Berechnung nur etwa 10min brauche (um die Daten zusammenzuklauben). Bis auf ein paar Cent (Rundungsfehler bei tausenden Buchungen?) stimmen die Werte mit denen vom Steuerbericht, soweit dort vorhanden, überein.

Und so schaut's aus:


Zur Erläuterung der Spalten:

- Verkaufsgewinne sind abgeschlossene Geschäfte, bei denen ich einen Kredit ge- und wieder verkauft habe. Einnahmen durch Rückzahlungen im laufenden Jahr sind eingerechnet, die der Vorjahre sind teilweise schon verbucht (kommt gleich). Zinszahlungen sind extra aufgeführt.

- Rückzahlungsgewinne
Kaufe ich einen Anteil (zum Teil deutlich) unter Nennwert, so mache ich Gewinne, sobald die Rückzahlungen in der Summe den Kaufpreis überschreiten. Die Berechnung hat mich einiges Kopfzerbrechen gekostet, aber wie man sieht, sind die Werte inzwischen keine Kleckerlesbeträge mehr.
Diese Gewinne werden jeweils den Jahr zugeschrieben, in dem die Rückzahlung stattfand.

- Zinsen sind klar.

- Abschreibungen legt Bondora fest. Der Kredit wird als abgeschlossen geführt, obwohl nicht das vollständige Anlagekapital zurückgeflossen ist. Der Rest ist uneinbringbar.

- ZinsGesamt gilt nur der Information. Es verschafft mir einen Überblick, wieviele Zinsen die in diesem Jahr noch gehaltenen Anteile insgesamt bezahlt wurden, gerade zum Vergleich mit den Abschreibungen.

Das Ergebnis nach Ländern wundert wenig. Es ist nicht so, dass ich nie irgendwelche Zinsen aus der Slowakei erhalten habe. Aber die - extrem wenigen - guten Kredite sind längst ausgelaufen. Und die gut 9000€ nie bezahlten Zinsen wurden Ende 21 gleich mit abgeschrieben, dieses Kapitel ist damit abgeschlossen.

Auch spanische Kredite haben sich nicht gelohnt. Deswegen habe ich auch nur noch sehr wenige davon.

Schon Finnland lohnt sich. 

In Estland wurden dieses Jahr auch sehr viele alte Kredite abgeschrieben. Hier lohnt ein Blick auf die Gesamtzinsen.

Am Ende bleibt ein Gewinn von gut 1600€. Immer noch über dem Freibetrag :)
Dazu kommt noch Go&Grow und wie gesagt, sehr gute Erträge in den Vorjahren.

Wen das Slowakei-Deseaster genauer interesssiert: Insgesamt hatte ich für ca. 2500€ Kredite aus diesem Land.Fast alle davon aus 2014. Zurückbekommen durch Rückzahlungen und Verkäufe: ziemlich genau die Hälfte. Etwa 100€ an Zinsen wurden bezahlt. Bondora hat da die Anlager völlig im Regen stehen lassen, sie haben absolut Mist gebaut. Das gilt bis zum Schluss. Auch dieses Jahr hatte ich einige wenige ausgesuchte Kredite gekauft, mit Rabatt, und die haben brav bezahlt. Auch diese wurden nun zu einem Schleuderpreis abgeschrieben. Immerhin wurden aber auch für den ganzen Bodensatz, der offensichtlich nie vorhatte auch nur einen Ct zu bezahlen, noch 5% vom Nennwert bezahlt. Ich bin froh, dass das nun vorbei ist.