Montag, 6. April 2015

Rendite bei Ratendarlehen

Bei den meisten p2p-Plattformen (von meinen alle außer ablrate und estateguru) werden die Kredite über die Laufzeit zurückbezahlt. Der Kapitalausstand verringert sich also Monat für Monat, entsprechend auch die Zinsen. Für den Unerfahrenen führt das zu Verwirrungen - ein Darlehen von 100€ über eine Laufzeit von 5 Jahren wirft bei 10% Zinssatz nicht 50€ an Gesamterträgen ab, sondern in etwa nur die Hälfte. Nach kurzem Nachdenken: klar, im Schnitt war das Kapital ja auch nur für 2,5 Jahre verliehen, schon mit der ersten Rate wurde ein Teil der Schuld getilgt.
Dafür bleibt die Rate als Summe von Zins und Tilgung über die gesamte Laufzeit gleich - kleinere Abweichungen gibt es manchmal durch die Gebühren der Plattformen.

Und damit ist man auch schon bei einer guten Faustformel: die erzielten Zinsen sind etwa halb so hoch wie bei einer Festgeldanlage zu gleichen Konditionen. Wie gesagt, die genannte Rendite stimmt trotzdem. Im Internet sind jede Menge Ratenberechnungsprogramme zu finden, mit denen ihr das durchspielen könnt.

Allerdings wird jede Vorausberechnung zur Makulatur, wenn es zu Ausfällen oder vorzeitigen Rückzahlungen kommt. Und das passiert eigentlich immer. Wie kann man sich dann über die aktuelle Rendite informieren?

Zumeist gibt es solche Kennzahlen in der Kontoübersicht des Anbieters. Allerdings sind die angezeigten Zahlen oft sehr wenig aussagekräftig. Bei auxmoney z.B. werden Renditen angezeigt die deutlich über den Zinssatz des verliehenen Gelds hinausgehen - da ist natürlich unmöglich. Da werden Buchungen einfach falsch durchgeführt und vorzeitige Rückzahlungen als Erträge eingepreist - da das systematisch seit Jahren passiert, darf durchaus eine gewisse Absicht unterstellt werden.

Zwei Arten der Renditeberechnung

Prinzipiell muss man unterscheiden zwischen der bislang erzielten Rendite (das ist der Wert, der von dem meisten Anbietern angezeigt wird) und der am Ende der Laufzeit erwarteten Gesamtrendite.
Der erste Wert ist zwar ein guter Rückblick auf die Vergangenheit, wäre aber nur dann zu realisieren, wenn man alle ausstehenden Kredite sofort zum verbleibenden Nennwert verkaufen könnte. Meistens sind hier keinerlei Verluste eingerechnet, nicht einmal die bereits ausgefallenen Tilgungszahlungen. Von daher ist diese Rendite prinzipiell zu optimistisch. Eine bei bondora oder omaraha angezeigte Rendite (XIRR, RTI) von 25% und teilweise mehr ist also zwar nicht sachlich falsch aber eben nur die halbe Wahrheit.

Die zu erwartende Gesamtrendite liegt natürlich aktuell nicht fest. Schließich werden zukünftige Ausfälle aber auch Zahlungen aus Inkasso den Wert maßgeblich beeinflussen, hier kann man also nur von Schätzwerten ausgehen.
Viele sprechen von einer worst-case-Annahme, wenn sie alle in Inkasso befindlichen Summen voll und die in Verzug z.B. zu 50% abschreiben. Aber nicht einmal das stimmt. Denn in der Regel werden auch noch von den laufenden Krediten welche ausfallen.

XIRR oder XINTZINSFUSS

Man wird also nicht darum herumkommen, eigene Berechnungen durchzuführen. Allerdings sind die schon bei einem einzelnen Kredit mit unregelmäßigen Zahlungen nicht mehr von Hand, auch nicht unter Zuhilfenahme eines Taschenrechners leistbar. Bei einer Vielzahl von Krediten sowieso nicht. Dann wird man sich aber auch nicht mehr für den einzelnen Kredit interessieren (bei bondora habe ich über 2000 Anteile von 5-10€) sondern für den Durchschnittswert.
Möglich wird die Berechnung unter Zuhilfenahme eines Kalkulationsprogramms wie excel (R) oder dem kostelosen LibreOffice Calc. Notwendig ist es "nur" die jeweiligen Kapitalzu- und abflüsse festzuhalten (was bei Anbietern mit einem eigenen Verrechnungkonto natürlich einfacher ist) und einen vernünftigen Restwert anzunehmen. Den Rest erledigt dann das Programm.


Hier in diesem Beispiel gibt man in Spalte A die Buchungsdaten, in B die jeweiligen Summen an. Dabei werden Einzahlungen negativ, Auszahlungen (die das Konto tatsächlich verlassen) positiv gezählt. In der rechten Hälfte finden weitere Berechnungen statt. Hier sind es nur der aktuelle Kontostand an Barmitteln und der Restwert der Investments. Natürlich kann man hier Wertberichtigungen durch Verzüge/Ausfälle zusätzlich berechnen und dann einbeziehen.
All das vorhandene Kapital wird dann aufsummiert in Zelle B34 abgelegt - neben dem aktuellen Datum =HEUTE(). Darunter findet dann die eigentliche Berechnung statt: =XINTZINSFUSS(B4:B34;A4:A34;0,1) hier sind also einfach nur die Reihen der Beträge und dazugehörigen Daten aufgeführt. Der letzte Wert ist ein Schätzwert für die Rendite (0,1=10%). Der spielt nur eine Rolle, wenn eine negative Rendite zu erwarten ist, sonst klappt die Berechnung nämlich nicht.
Wichtig ist also nur die Disziplin, die jeweiligen Buchungen festzuhalten und schon hat man den Überblick über seine Renditen.

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