Montag, 30. Oktober 2017

Bondora recovery 2017

Wie bereits öfters erwähnt, besteht der Großteil meines Portfolios bei Bondora aus ausgefallenen Kreditanteilen. Fast mein gesammter Gewinn der nun fast fünf Jahre Anlagezeit steckt in diesen Anteilen. Sehr vielen Anlegern geht es ähnlich, auch wenn mein Anteil an ausgefallenen Anteilen mit gut 60% extrem hoch liegen dürfte. Das liegt u.a. daran, dass ich auch ausgefallene Kredite, die mir das Risiko wert sind, mit deutlichem Rabatt zugekauft habe.

Im folgenden möchte ich in ein paar Zahlen den momentanen Stand darstellen. Eine endgültige Bewertung ist allerdings immer noch nicht möglich.
Alle Zahlen sind Stand 30.10.17 und beinhalten nicht bereits verkaufte ausgefallene Anteile. Bei diesen habe ich insgesamt, unter Berücksichtigung der bezahlten Zinsen aber etwas Gewinn gemacht.

Summe der ausgefallen Kredite: knapp 29k bei ca. 3000 Anteilen
Einkaufspreis: 27,5k
Rückzahlungen: knapp 7k
bezahlte Zinsen: 2,5k
ausstehende Zinsen: > 50k
(Zahlen aus Bondora-Investments)

Interpretation: die ausgefallene Summe beträgt etwa 36k. Diese Anteile habe ich im Schnitt mit etwa 25% Rabatt eingekauft. Etwa 18k wären bei Komplettabschreibung als Verlust zu verbuchen.

Zahlungen aus Inkasso pro Monat: 300-500€ (schwankt stark, grüne Kurve)
In den letzten 40 Tagen haben bezahlt: etwa 900 Anteile (10k Pricipal)
In den letzten 300 Tagen haben nichts bezahlt: etwa 1000 Anteile (13k)



Anteile aus
EE: 59%
FI: 20%
ES: 14%
SK: 5%

Anteil HR: 28%

Umschuldungen gibt es praktisch keine mehr. Von allen Zahlungen werden etwa 35% an Gebühren abgezogen, das waren bislang knapp 2,5k. Etwa 3k wurden komplett abgeschrieben und sind in der obrigen Rechnung nicht enthalten. Davon waren allerdings nur 200€ Principal und die wurden überkompensiert.

In der Rechnung auch nicht enthalten sind Anteile, die ausgefallen waren und inzwischen komplett zurückbezahlt haben. Hierbei sind zum Teil erhebliche Gewinne angefallen. Die Rückzahlungssumme betrug da nicht selten 150-250% der ursprünglichen Kreditsumme. Das ist so inzwischen nicht mehr möglich, da keine Strafzahlungen mehr vorgesehen sind und die o.a. Gebühren einen großen Teil der Zinsen auffressen.

Insgesamt sehe ich die Ausfälle eher entspannt. Das Inkasso funktioniert erstaunlich gut, außer bei spanischen Krediten. Aus meiner Sicht macht es wenig Sinn, gerade ausgefallene Anteile mit 70% oder mehr Abschlag zu verkaufen (in Einzelfällen mag das anders sein). Natürlich wird auf lange Sicht nicht alles zurückbezahlt. Bei Krediten aus Estland kann man aber mit mindestens einem Drittel rechnen, zum Teil kommen dabei auch noch Zinsen on top. Ein gewisser Prozentsatz an Totalverlusten muss allerdings unbedingt eingeplant werden. Das ist aber bei den doch recht hohen Zinssätzen (bei mir im Schnitt ca. 25%) doch auch kein Wunder.

Schaue ich mir deutsche Kreditplattformen an, ist die Eintreibquote und auch der Eifer, den die Unternehmen an den Tag legen sehr viel geringer. Und z.B. bei Funding Circle hatten die ausgefallenen Kredite Zinssätze von 4,5% bis maximal 10% - da tun die Verluste weit mehr weh.




Sonntag, 29. Oktober 2017

Zweitmarktstrategien bei Bondora

Bondora ist die Plattform mit den größten Möglichkeiten auf dem Zweitmarkt. Das liegt hautsächlich an dem sehr großen Angebot (ca. 250.000 angebotenen Kreditanteilen), der Möglichkeit Aufgelder und Abschläge festzusetzung und dem API-Zugriff, der eine Automatisierung erlaubt.

Ein Portfolio aufbauen

Bei dieser Strategie ist man fast ausschließlich auf der Käuferseite tätig. Im Zweifelsfall akzeptiert man auch Aufschläge, falls die Kreditanteile überdurchschnittlich "gut" sind und noch eine angemessene Restlaufzeit ausweisen. Gut bedeutet natürlich möglichst hoher Zinssatz bei möglichst geringer Ausfallwahrscheinlichkeit. Als zusätzliche Information gegenüber dem Erstmarkt, bei dem praktisch auschließlich das von Bondora vergebene Rating zur Selektion herangezogen werden kann, verfügt man nun über eine Zahlungsgeschichte. Bietet man nicht automatisch, bekommt man allerdings keine nennenswerte Kreditanteile ohne Aufgeld zu sehen. Dafür kann man in der Regel auch wirklich auswählen und muss sich nicht einem Portfoliomanager unterordnen. Ein Aufschlag von 1-2% ist meist verkraftbar und nach wenigen Wochen durch bezahlte Zinsen kompensiert.

Kaufen und Verkaufen

Natürlich kann man auch versuchen, seine Anteile zu einem höheren Preis zu verkaufen. Das geht dann am besten, wenn man vorher "billig" eingekauft hat. Möglich, aber höchst riskant, ist es, Kredite zu kaufen, die in Verzug sind. Zahlen sie nach, bekommt man sie (zumindest bis zu einer Anteilssumme von ca. 25€) praktisch binnen einer Minute zu pari verkauft oder man kann sie auch mit einem kleinen Aufgeld anbieten.

Allerdings unterwirft man sich damit deutlich der Gefahr der Negativselektion. Die Nachzahler werden verkauft, die Nichtzahler verbleiben im Depot und fallen aus. Da muss die Gewinnspanne schon ziemlich hoch sein, damit man auf diese Weise eine Rendite erwirtschaften kann.

Mit entsprechenden Bots kann man auch Anteile mit 0-1% Aufschlag erwerben, bei denen oft ein höherer Verkaufspreis möglich ist. Hier bietet sich eine gemischte Strategie an: die Anteile mit exzellener Zahlungsgeschicht behält man, die anderen verkauft man wieder und streicht einen kleinen Gewinn ein. Auf diese Weise addieren sich Zins- und Verkaufserträge und man kann Renditen von 15% und mehr erzielen. Das ist meine Strategie.

Bots im Assimodus

Eine relativ risikolose und hoch lukrative Strategie fährt man, indem man ausschließlich "grüne" Anteile mit Abschlag einkauft und diese sofort zu par wieder verkauft. Auf diese Weise kann man Traumrenditen von 100% und mehr p.a. erzielen.




Diese Strategie hat aber mehrere Haken:
- sie funktioniert eigentlich nur, weil man dem Verkäufer keinen fairen Preis bezahlt. Dieser wird übervorteilt, da er den Anteil selber ja auch zu par verkaufen könnte. Selbst schuld kann man argumentieren, und natürlich, dass der Anteil sonst auch sofort von eben jemand anderem gekauft würde. Stimmt.
- Das Geschäft skaliert kein bisschen. Auch mit einem aufgefeilt programmiertem Bot hat man höchstens bei 10-20% der gefundenen Anteile einen Erfolg. Der Rest wird einem ein paar Millisekunden vor dem Abschluss von einem anderen Bot weggeschnappt. Auf viel mehr als 100€ Umsatz pro Monat braucht man hier nicht mehr zu hoffen - das war vor 1,5 Jahren noch ganz anders.
Das abgebildete Depot basiert auf einer Einzahlung von 400€, gut 200€ sind jeweils als free cash zur Verfügung.

Fazit

Mit entsprechenden Programmen kann man also ein paar Euro dazuverdienen oder zumindest die Qualität seines Depot aufhübschen. Handelt man ausschließlich manuell, wird der Aufwand schnell sehr hoch. Da bei Bondora die Anteile meist sehr klein sind, ist der tatsächliche Stundenlohn sehr gering. Zwar gibt es mitunter auch Anteile von 50€ und mehr, jedoch sind diese ziemlich selten und dann auch nur schlecht verkäuflich.

OT: Weg von Google

Diese Datensammelei war mir schon immer ein Dorn im Auge. Und dann noch bei vielen verschiedenen Diensten: google, microsoft, dropbox...

Also habe ich den Beschluss gefasst, ein bisschen Geld (p2p machts möglich) und einige Zeit in die Hand zu nehmen und wieder mein eigener Herr über unsere Daten zu werden. Oder kurz gesagt, eine eigene Cloud zu betreiben.

Im Internet gibt es viele Lösungen. Vom Rasberry Pi über NAS oder extern gehostete Server. Nun bin ich nicht so der Linux-Experte. Daher habe ich mich zu guter letzt für ein vorkonfiguriertes Produkt entschieden, dass trotzdem einige Möglichkeiten offenlässt.
Zu haben ab knapp 300€ bei http://amzn.to/2xvpz1t Amazon.

Sieht stylisch aus, absolut leise und frisst nicht viel Strom. Die Firma scheint sehr kompetent und hilfsbereit. SSD bringt in Sachen Performance nicht so wahnsinnig viel, da der Upload ins Internet zumindest beim externen Zugriff der Flaschenhals ist. Aber ist leise.

Fertig lauffähig ist natürlich so eine Sache. Fürs Intranet, ja. Von außen steht natürlich eine Portweiterleitung im Router an, ein DynDNS-Dienst, eine Subdomein-Weiterleitung. Konfiguration von SSL, Zertifikaerstellung per letsencrypt... nichts für einen absoluten Computerlaien, recht sensibel, da man sein Netz von außen angreifbar macht, aber dank sehr guter Anleitungen im Netz gut zu lösen.

Benutzer eingerichtet, die Familie ist skeptisch. Der Netcloud-Cliend auf PC und Handy ersetzt die Dropbox, das geht geschmeidig. 50GB sind natürlich eine andere Klasse als die 2-5GB, die man sich bei der Dropbox zusammengesammelt hat. Aber: wie gesagt für große Fotosammlungen ist das zu langsam.

Jetzt kommt die Herausforderung: sämtliche Kontakte und Kalender sollen auch umziehen. Vort von outlook.com und google. Zum Glück gibt es auch hier gute Anleitungen, z.B.






Nach zwei Tagen läuft alles soweit. Längst habe ich noch nicht alle Möglichkeiten der Nextcloud entdeckt. Doch bin ich zufrieden mit dem, was schon läuft. Ich habe meine Entscheidung nicht bereut.

Sonntag, 15. Oktober 2017

Handel bei Bondora - Auswertung 2017

Hallo zusammen, heute möchte ich mal etwas tiefer hineinsehen, was meine Aktivitäten im aktuellen Jahr mir so eingebracht haben. Ich verwende zur Auswertung zunächst ausschließlich mein Tool BoxOfBondora.

Was habe ich gekauft, das noch im Depot ist?

Dazu muss man auf MyInvestment einfach das Kaufdatum einschränken. Bei mir als (geschätzt) Bought 285 - __ days ago.


 Von der Gesamtsumme war ich ehrlich gesagt etwas überrascht. Auch von dem ausgefallenen Anteil, auf den ich weiter unten nochmal zurückkommen werde. Insgesamt habe ich über 10% bein Einkauf Rabatt bekommen, und nicht allzuviel an Zinsen und Tilgung erhalten. Das liegt auch daran, dass ich viele Anteile noch nicht lange besitze.

Sehen wir uns die Verkäufe in der selben Zeit an: Sold - mit der gleichen Suchoption.



 Das sieht zunächst einmal so aus, als hätte ich eher die schlechten Kredite behalten. Allerdings habe ich z.B. mehr ausgefallene Kredite (absolute Summe) verkauft als behalten. Auch hier weitere Erträge an Zinsen und Verkaufsgewinnen.

Jetzt wird es spannend: wie lief der Intradayhandel? Dazu muss ich unter MyInvestments einen neuen Strip-Button definieren:
Wie so oft, der erste Versuch geht schief. Bis mir klar wird, dass die Daten bis zur Hundertstelsekunde aufgezeichnet werden. Und so schnell ist mein Verkauf dann doch nicht. Muss man also etwas großzügiger sehen:

 Das heißt, der Verkauf muss vor dem Kauf + 1 Tag liegen. Das klappt dann auch wie erwartet.


Die Tabelle (Stats -sold) zeigt mir an, dass ich auf diese Weise rund 500 Euro auf dem Zweitmarkt und 34€ mit auf dem Erstmarkt gekauften Anteilen verdient habe. Die Zinsen, die ja genau zwischen Kauf und Verkauf gezahlt wurden, spielen erwartungsgemäß keine Rolle. Ab März finden fast alle diese Aktionen vollautomatisiert statt.

Das Analyseprinzip ist also das Folgende:
Zunächst einmal gilt es aus allen Anteilen die herauszufiltern, die mich interessieren. Das geht in zwei Stufen. Erstmal in der Datenbankanfrage an Bondora (über GUI oder Suchstring), dann darin nocheinmal dezidierter über die Strip-Buttons. Die verbleibenden Anteile kann ich als Kuchen darstellen lassen oder nach Verkaufsgewinnen auswerten.

Zurück zu den ausgefallenen Krediten. Wieviele von diesen habe ich schon im "roten" Zustand gekauft? Kriterium ist diesmal Ausfalldatum < Kaufdatum. Leider liefert Bondora auf diesem Weg das Ausfalldatum nicht. Einzige Information ist "LatestDebtManagementDate" und das wird bei jedem Mahnschritt neu gesetzt. Um diese Information zu erhalten, gibt es nur den doch eher komplexen Weg über Datenexport, den ich unter http://p2p4oktaeder.blogspot.de/2015/04/bondora-exportdaten-auswerten.html einmal beschrieben habe. Ärgerlich ist auch hier, dass Bondora regelmäßig die Bezeichnung der Datenfelder ändert und auch die Datensätze als solche nicht zu 100% konsistent sind.

Das könnte dann in etwas  aussehen.
Interpretation: von den etwa 5400 defaulted loans, die 2017 gekauft worden sind und noch im Bestand sind, waren etwa 1500€ schon "rot" gekauft worden. 180€ wurde aus 2017 gekauften roten Krediten per recovery zurückgewonnen. Der Verkauf solcher Anteile brachte einen minimalen Verlust ein. Allerdings scheinen die Zahlen nicht ganz zu stimmen. Das genaue Einstellen der Parameter ist jedoch recht schwierig. Die Spalte "Gewinn" scheint mir vertrauenserweckender als die "Sold", wo ich ziemlich tricksen musste.

Das wiederum sind die Anteile, die erst nach dem Kauf ausgefallen sind.

Wer mitrechnet wird feststellen, dass die Zahlen nicht ganz aufgehen. Das liegt daran, dass die unteren beiden Tabellen nur im Zweitmarkt gekaufte Anteile enthalten. Auch muss man eingesetztes Kapital und ausstehendes Principal klar auseinanderhalten, da ich rote Anteile ja i.d.R. mit 50% oder mehr Rabatt kaufe.

Letzter Punkt: wie sieht das mit auf dem Erstmarkt gekauften aus?


Die meisten ausgefallenen waren spanische HR-Kredite, die ich rechtzeitig und oft mit Gewinn verkauft habe. Und was man klar sieht - recovery braucht seine Zeit. Da geht erstmal so gut wie gar nichts.

Das mal als ein paar Beispiele einer Datenanalyse.