Oder - etwas präziser die Frage nach der effektiven Rendite.
Dabei interessiert die absolute Rendite, also der gewonnene Betrag in Euro ebenso wie die relative, also der erwirtschaftete Jahreszinssatz. Der erste Wert ist oft erschreckend gering - immer wenn ich bei zencap (ähm lending circle) oder lendico lese, dass ich mit riskierten €100 am Ende (wenn alles gut geht) so 1,34€ oder so verdient haben werde, lasse ich die Investitionen ganz schnell sein.
Aussagekräftiger ist natürlich die zweite Kennzahl. Aber nicht leicht zu berechnen. Insbesondere wenn man Prognosen für die Zukunft abgeben will.
Sehr viele Einflüsse gibt es da: Zinssatz und Laufzeit, vorzeitiges Tilgungen, Ausfall und dessen Zeitpunkt, Steuern sowie Inkassoquoten. Letztendlich bleiben einem nur zwei Möglichkeiten: Abrechnung am Ende oder ein vereinfachtes Modell.
Bei smava und auxmoney bin ich auf der Zielgeraden. Vor Steuern ist jeweils eine gar nicht so schlechte Rendite von knapp 5% abzusehen. Nach Steuern schneidet smava durch den Pool mit etwa 2,8% besser ab als Auxmoney mit nur gut 2% (es sei denn, sie bekommen das Inkasso noch zum Laufen, wonach es aber nicht aussieht).
Beide sind nun für mich Geschichte und mein Interesse konzentriert sich auf bondora, wo extrem hohe Zinssätze auf ebenso gigantische Ausfallraten treffen und sich die Frage stellt, was am Ende stärker durchschlägt.
OK, ich habe also ein excel-Sheet zum herumspielen gebastelt. Das sind meine Modellannahmen:
- die Ausfälle finden nach 3 Monaten statt (entspricht im Schnitt meinen Erfahrungen bei Bondore); die Ausfallquote ist absolut
- keine vorzeitigen Rückzahlung (dafür Verkürzung der Gesamtlaufzeit)
- Berechnung nach XIRR ohne/mit Steuer
- Keine Zahlungen aus Inkasso
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Wie man sehr schnell sieht, ist eine kurze Laufzeit wenig rentabel, während bei einer langen Laufzeit auch eine höhere Ausfallquote nicht zum Verlust führt. Bei höheren Zinsen schlagen die Steuern deutlich mehr durch (weil Verluste nicht gegengerechnet werden können).
Insgesamt ist von Krediten mit Laufzeiten unter 36 Monaten abzuraten.
Bei Bondora ergibt sich im Prinzip ein ähnliches Bild. Auch hier fährt man - bei vergleichbarer Ausfallquote - mit langen Laufzeiten am besten. Ich habe mich daher zunächst auf die langen Laufzeiten konzentriert.
Laufzeit | Zinssatz | Ausfallrate | vor Steuern | nach Steuern |
60 (50) | 14,60% | 1,60% | 14% | 10% |
60 (50) | 16,20% | 2,40% | 15% | 11% |
60 (50) | 18,50% | 4,50% | 17% | 12% |
60 (50) | 22,50% | 7,40% | 19% | 13% |
Die errechnete Rendite erscheint zu hoch, deutlich höher auch als auf der Bondora Webseite (https://www.bondora.ee/en/invest/statistics). Ich vermute daher, dass die Ausfallraten doch anualisiert sind und habe deshalb den Wert mit 2,5 (mittlere Laufzeit) multipliziert. Damit ergibt sich folgendes Bild:
Laufzeit | Zinssatz | Ausfallrate | vor Steuern | nach Steuern |
60 (50) | 14,60% | 4,00% | 13% | 9% |
60 (50) | 16,20% | 6,00% | 14% | 9% |
60 (50) | 18,50% | 11,00% | 14% | 9% |
60 (50) | 22,50% | 18,00% | 14% | 8% |
60 (50) | 27% | 27% | 13% | 6% |
60 (50) | 32% | 37% | 11% | 2% |
60 (50) | 40% | 45% | 11% | 1% |
60 (50) | 62% | 60% | 7% | -10% |
60 (50) | 62% | 55% | 24% | 7% |
- Nach Steuern fährt man mit niedrigen Zinsen/Ausfallquoten besser
- Bei hohen Zinsen ist das Modell äußerst volatil bei kleinen Änderungen der Ausfallrate
- Insgesamt lassen sich aber Ausfallraten kompensieren die in der gleichen Größenordnung wie der Zinssatz liegen (Vorsichtig: nur bei langen Laufzeiten!)
Bei aller (auch von mir) geäußerter Kritik an Bondoras Renditeanzeige - alle defaulted loans sofort abzuschreiben entspricht nicht dem zu erwartenden Ergebnis. Nach längerem Studium der Tabellen scheint das Ergebnis ziemlich genau in der Mitte zwischen diesen beiden Extremmodellen zu liegen.