Sonntag, 11. März 2018

Mein Anlageende bei twino

Ende des Monats wird meine letzt Rate bei twino fällig, ich werde die letzten 40€ abheben und dort erst einmal nicht mehr investieren.

Das ist jetzt kein Drama und ich habe bei twino auch im Gegensatz zu den meisten deutschen Plattformen überhaupt keine schlechte Erfahrung gemacht. Knapp 12% Rendite, kein Cent Ausfall, BuyBack hat immer brav gegriffen und auch technisch war alles ok. Ich hatte allerdings nie die absolut großen Summen dort investiert, 5k waren es in der Spitze.

Warum ich jetzt erstmal pausiere hat verschiedene Gründe. Paydayloans und buyback sind insgesamt nicht so wirklich mein Ding. Da bin ich außerdem auch mit swaper mit drin, und das genügt. Swaper läuft zumindest bei mir deutlich geschmeidiger. Autoinvest funktioniert ziemlich perfekt, auch wenn ich dazu oft andere Stimmen höre. Bei der Größenordnung an Anlagesumme gibt es 14% und nicht 11%, die ich zudem meisten händisch zu irgendwelchen unmöglichen Uhrzeiten aufsammeln musste.

Ob der nun, mit einiger Verspätung erschienene Geschäftsbericht für oder gegen eine Anlage spricht mag ich nicht zu beurteilen. Bei swaper auch nicht. Ein gewisser Anteil meiner Anlagen kann schon im Risiko stehen. Klar, Streuung hat im Fall der Fälle seine Vorteile, aber ehrlich gesagt, Bündelung auch. Spart deutlich Zeit. Und die ist manchmal nicht nur Geld sondern sogar noch wichtiger.

Plattformen kommen, Plattformen gehen. Mehr als 7 oder 8 bei denen ich aktiv investiere macht mir alles zu unübersichtlich. twino, omaraha und finbee waren Scheidungen ohne Groll. Smavas Zeiten sind vorbei, Moneything steht wie gesagt auf der Kippe. Auxmoney, zencap und etwas weniger auch lendico haben mich echt geärgert, auch wenn ich auch dort nicht wirklich Geld verloren habe.

Eine neue Plattform werde ich vermutlich auch dieses Jahr wieder testen, ich habe mich aber noch nicht entschieden. Nichts mit spanischen Krediten und keine britischen Immobilienentwicklungen jedenfalls. Ansonsten kann man ja auch mal wieder ein bisschen das Aktiendepot ausbauen.

Moneything in Turbulenzen

Die britische P2P-Plattform Moneything ist ohne Zweifel ein sympatisches Unternehmen mit vielen Fans. Nicht desto trotz lief das letzte halbe Jahr überhaupt nicht gut und das Geschäftsmodell könnte zumindest zum Teil in Frage stehen.

MT finanziert verschiedene Assetklassen: Automobile, sonstige verpfändete Wertobjekte ("pawns") und Immobilienentwicklungen. Das letzte Segment ging hart formuliert den Bach runter. Viele Projektierungen verzögerten sich, konnten nicht rechtzeitig verkauft werden oder wurden wohl vom Finanzierungsbedarf her unterschätzt. Nun ist MT da ziemlich konsequent gewesen, versuchte zwar einerseits zu unterstützen wo es geht (Verlängerungen etc.), schickte aber anderererseits knapp 10 Mio oder 8 Projekte ins Default. Die Folgen sowie die Dauer des Beitreibungsprozesses hat man wohl etwas unterschätzt. Bislang konnte erst ein Projekt (für alle zufriedenstellend) abgewickelt werden, bei zwei weiteren sind Lösungen angekündigt (eines mit nicht unbeträchtlichem Kapitalverlust) aber sollten eigentlich schon vor ein paar Wochen vollzogen sein. Auch im worst-case sicher kein Totalversust, aber im Moment hat keiner wirklich Lust neue oder Anschlussprojekte zu finanzieren.

In Folge dessen ist der Zweitmarkt in diesem Marktsement praktisch zusammengebrochen. War es in 2016/17 nur selten möglich überhaupt auf dem Zweitmarkt einkaufen zu können (der Preis ist immer zu pari) so sind nun seit etlichen Wochen konstant 3-4 Mio im Angebot. Die keiner kauft. Auch das roll-over von Krediten wurde (erzwungenermaßen) umstrukturiert: ein opt-out ist für den Anleger nun nicht mehr möglich. Mit fatalen Folgen für die Liquidität, insbesondere wenn Kredite wieder und wieder verlängert werden (müssen). Besser als weitere Ausfälle, ja, und Zinsen werden bezahlt, aber das entzieht dem Markt natürlich zusätzlich Liquidität.

Also werden Kredite nur noch sehr schwer oder gar nicht mehr finanziert. Selbst dann, wenn MT selbst aus ihren Gebühren 1% cashback drauflegt - was bei den kurzen Laufzeiten (falls es dabei bleibt) eigentlich ein enormer Anreiz sein sollte.

Die anderen Segmente sind davon (noch?) nicht betroffen. Neue Kredite werden sehr zügig finanziert und auch der Zweitmakt zeigt nur sporadisch Angebote. Nun will man umsteuern und wieder weg von den developing-loans. Sah hat mal nach schnellem Geld aus, da es meistens um viele 100k wenn nicht sogar Millionen ging. Aber ich denke auch der Brexit zeigt erste Bissspuren.

Ich wünsche Moneything von ganzem Herzen ein gutes Überstehen der Krise. Ich werde weiterhin Geld abziehen, das ist mir zu heiß.

Und so wurde die Self Storage Facility schon wieder verlängert: "We regret to inform you that the refinance has not completed today as intended." Ja, blöd halt. Zum Glück war meine Verkauf inzwischen ganz nach vorne gerückt und kurz nach der letzten Verlängerung durchgeführt worden. Auf die Strafzinsen verzichte ich gerne und nutze lieber den gerade mal ein bisschen gestiegenen Pfundkurs. Das Geld geht an Flender.

Freitag, 9. März 2018

Anlegerpsychologie auf dem Zweitmarkt

Um ein paar Euros zusätzlich auf dem Zweitmarkt verdienen zu können, kann man auf schnelle Bots setzen, ein bisschen Glück und ein gewisses Verständnis, wie Anleger ticken. Natürlich nur, wenn es überhaupt Auf- und Abschläge gibt, wie das z.B. bei Bondora der Fall ist. Mit knapp 300.000 Anteilen im/am Zweitmarkt und der API-Anbindung ist Bondora sowieso die erste Anlaufstelle für virtuelle Goldgräber.

Das Prinzip ist natürlich trivial: billig einkaufen, teurer wieder verkaufen. Besonders billig sind natürlich Anteile im Verzug, diese aber wieder loszuwerden, ist nicht so einfach. Allerdings hat die Finanzindustrie ja schon in den 2000er vorgemacht, wie man aus schlechten Krediten bessere macht: Bundling heißt das Zauberwort.

Nun ist der durchschnittliche Bondora-Anleger auch nicht (ganz) doof. Ein Haufen ausgefallener Kredite zusammengepackt, die mit 90% Abschlag gekauft worden sind, geht auch mit 85% Rabatt nicht weg. Meistens zumindest nicht. Und so finden sich im Portfolio-Bereich, also den Bundles des Zweitmarkts sehr viele völlig unrealistische Pakete. Riesengroß, hunderte oder viele tausende von Euros. Kauft kein Mensch, würde ich sagen. Aber vielleicht täusche ich mich und vielleicht gibt es Großanleger, die das genauer analysieren und auch mal Schnäppchen auftreiben.

Was oft ganz gut weggeht, sind ein oder zwei Anteile im Verzug mit einigen grünen aufgemischt. Da bevorzuge ich dieses Kleingemüse, von dem man sowieso meist mehr als einem lieb ist im Portfolio hat. Und dann einen Preis, der einen (kleinen) Gewinn verspricht, aber immer noch attraktiv aussieht. Das geht am besten mit orangenen Anteilen im mittleren Bereich so um die 10€. Die man natürlich sehr billig eingekauft haben muss, sonst lohnt sich das nicht. 20€ gehen auch noch, mehr eher nicht.

Jetzt habe ich gestern einen ganzen Satz solcher Verzugsanteile gefunden, so dass ich ein kleines Experiment starten konnte. Diese gab es mit 58%-60% Rabatt, zwei Raten waren nicht bezahlt (die ersten beiden, wie leider so häufig), aber es lag keine Nachricht über Bankrott oder kriminelle Aktivitäten vor, wie das bei den meisten Anteilen mit so einem hohen Rabatt der Fall ist. Immerhin besteht ja noch eine winzige Chance, dass sie nachzahlen, deshalb sind sie eher selten.

Ich habe also drei Anteile à 10€ zu je 4€ erworben, die mit 59% und 58% erstmal liegen lassen. Dann mit 1-2€ Anteilen, alles grün und ohne Macken, gebundled und in den Verkauf gestellt. Bei allen gab es insgesamt einen Rabatt von ungefähr 4€ oder 2€ Gewinn für mich. Macht einen nicht reich, aber reicht für ein Magnum. :)

Die Menge der dazu gepackten Kredite war unterschiedlich: 6€ bis 20€. Obwohl der absolute Rabatt gleich war und sich jeweils ja irgendwie nur auf denselben orangenen Kredit bezieht, sahen die kleineren Päckchen nach einem größeren Schnäppchen aus.

Nach ein paar Stunden waren die beiden kleineren Pakete weg. Das Größere und die beiden "Solokredite" wurden nicht verkauft. Obwohl das rein rechnerisch das beste Schnäppchen gewesen wäre. Muss man beachten, wenn man erfolgreich verkaufen will.

Mir ist schon früher Erstaunliches aufgefallen: Manche Päckchen wurden erst verkauft, nachdem der Anteil im Verzug tatsächlich ausgefallen, also rot geworden war. Muss man auch nicht unbedingt verstehen.

Die beiden übrigen Kredite habe ich mir dann natürlich auch noch geschnappt. Jetzt gibt es wieder zwei kleine Päckchen, mit >28% Rabatt. Kundenwunsch. Sind inzwischen auch verkauft.

Donnerstag, 8. März 2018

p2p-Geheimtipp Flender

Flender ist für mich DIE p2p-Neuentdeckung des letzten Jahres gewesen. Das hat gleich eine ganze Reihe von Gründen:
  • Geographische Streuung, Endlich mal keine neue Plattform aus dem Baltikum. Da bin ich schon wirklich gut investiert.
  • Keine Konsumerkredite, keine Paydayloans, keine Wucherzinsen.
  • Eine Plattform, die die Anleger (zumindest im Moment noch) sehr ernst nimmt. So wird die Webseite tatsächlich regelmäßig aufgewertet und bietet inzwischen einen guten Überblick. Lau Aussage eines Mitarbeits möchte man auch weiterhin darauf setzen, dass der Anleger die Zeit hat, sich einen zu im passenden Kredit herauszusuchen und nicht über einen Autobitagenten das nehmen muss, was kommt.
  • Viele Bonusaktionen, oft 10%. Muss man zwar manchmal nachhaken, aber letztendlich habe ich jeden Bonus bekommen.
  • Zur Zeit ein nettes Freunde-werben-Freunde-Programm mit einem Cashback von (zusätzlichen) 5% für beide Parteien.
  • Nicht eine verspätete Zahlung in den nunmehr 8 Monaten, in denen ich in rund zwei Dutzend Kredite investiert habe.
Klingt alles fast zu gut um wahr zu sein. In der Tat bin ich mit ähnlichen Aussagen bei lendico und zencap später auf die Nase gefallen - hier hatte man verspätete und vermutlich auch ausgefallene Zahlungen aus eigener Tasche beglichen und damit eine anscheinend tadellose Statistik vorgetäuscht. Aber das war ja auch die Klingeltonfirma...

Auch die Kreditauswahl gab es in dieser Form schon bei smava oder bondora, estateguru etc. Das ist immer eine Frage der Balance zwischen Nachfrage an Krediten und Angebot an Anlegerkapital.

Der Zinssatz beträgt meist rund 10%, die Laufzeit ein bis 3 Jahre. Der Kredit wird über die Laufzeit getilgt, so dass man einen ordentliche Kapitalrückfluss hat. Finanzieren tut man ausshließlich gewerbliche Projekte, die nach Aussage von Flender eine extrem niedrigen Ausfallrate haben. Auch hier, von zencap kommend, kann ich das leider nicht immer bestätigen. Bezahlen kann man auch von Fall zu Fall per Kreditkarte.

Bislang bin ich mit dieser Anlage höchst zufrieden. Ein Risiko bei 10% Rendite ist selbstverständlich, vor einer Anlage also bitte ausführlich selbst informieren.