Freitag, 20. August 2021

Anlage in Forest - gutes Gewissen sonst nichts?

2010 -2018 habe ich einen Teil meines Geldes in Wald und ähnliches angelegt, insgesamt eine ganz schöne Summe. Etwa ein Jahreseinkommen oder meine gesamten Verdienste aus p2p-Anlagen der letzten zehn Jahre.

Ausschlaggebend waren für mich drei Gründe:

  1. Diversivizierung. Das ist eine komplett andere Anlageklasse und würde vielleicht auf Krisen anders reagieren. Sehr langfristig, kein typischer Rohstoff aber etwas in die Richtung.
  2. Das Konzept sprach mich insgesamt ein, der Anbieter war nach langer Recherche vertrauenswürdig.
  3. Ich möchte zumindest zum Teil ethisch investieren. Das hatte ich bei smava beachtet, solange es die noch gab, heute ist das bei p2p-Anlagen nicht mehr möglich.

Der Anbieter ist Forest Finance. Zumindest was den 3. Punkt angeht, wurden meine Erwartungen im vollen Umfang erfüllt. Alles, was ich bislang gesehen habe, spricht für eine ebenso soziale wie ökologische Anlageform. Die Mitarbeiter:innen in den Ländern Panama, Kolumbien, Vietnam und Marokko werden fair behandelt, weitergebildet und scheinen mit Eifer an der Sache zu sein. Für den Absatz sucht man, wenn es geht, nach lokalen Kooperationen und generiert win-win-Situationen. Insgesamt unterstütze ich eine CO2-Senke und kompensiere damit die eine oder andere Flugreise.

Jetzt zum finanziellen Teil. Insgesamt wurden mir knapp 10% meiner Einlagen als Erträge wieder ausbezahlt. Das ist jetzt noch kein Punkt, Wald wächst langsam und Teile der Anlagen haben einen Anlagehorizont von 20-25 Jahren. Die Haupternte findet am Ende statt.

Die Investitionen in Akazienholz sollten nur 6-8, maximal 11 Jahre laufen. Davon ist eine in Vietnam weitgehend abgewickelt. Da ist einiges an Pech zusammengekommen - verheerende Unwetter und dann Corona. Insgesamt werde ich hierbei mein Geld nicht wiedersehen. Leider ist die Abwicklung, was das finanzielle angeht, nicht ein Glanzlicht an Transparenz. Nach den vorliegenden Informationen droht ein Verlust von 30-40%. Ich bin gespannt, ob es eine Endabrechnung geben wird, und eine Verlustbescheinigung für das FA. So wie das im Moment aussieht, wird das ganze sowieso als Liebhaberei eingestuft :/

Auch die anderen Bausteine sind nicht gerade Renditebringer. Dieser Tage kam eine Auszahlung aus dem klassischen Waldbereich, Summe aus drei Zwischendurchforstungen. In Höhe von 0,2% des Anlagebetrags, nach etwa 10 Jahren Laufzeit. 

Eigentlich hatte ich ja gedacht, Holz boomt gerade. Liest man zumindest in der Presse. Aus dem Infoschreiben zur Auszahlung:

"In den vergangenen Erntephasen haben wir über alle Provinzen Panamas hinweg nur die aus forstwissenschaftlicher Sicht absolut notwendigen Durchforstungen vorgenommen. Der Grund dafür war, dass sich der Marktwert für jüngere und damit weniger durchmesserstarke Hölzer seit mehreren Jahren auf einem niedrigen Niveau bewegt. Eine noch akzeptable Ausnahme bietet dabei Teak-Holz, das aber auch erst ab ca. 25 oder mehr Jahren Wachstum und entsprechenden Durchmessern höhere Preise erzielt.
Junge Durchforstungshölzer werden aus Zentralamerika derzeit fast ausschließlich nach Asien exportiert und verkauft. Im Vergleich zu den Vorjahren waren hier die Preise nochmals gefallen, da es ein Überangebot von Hölzern mit geringem Umfang ab 35 Zentimeter auf dem Markt (insbesondere aufgrund von Hölzern aus Ecuador und Brasilien) gab und gerade die Aufkäufer aus Asien nur an Rundholz ab Umfängen von über 78 Zentimeter und guter Verholzung interessiert sind. Aufgrund der beschriebenen Marktsituation haben wir uns entschieden, umfassendere, nicht erforderliche
Durchforstungen, auszusetzen bis sich der Markt und die Preise wieder erholen bzw. mit den Hölzern durch weiteres Wachstum größere Durchmesser und bessere Preise erzielt werden können.
"

 OK, so ist das halt. Und es stimmt, Wald weiter wachsen zu lassen, bringt auf lange Sicht sicher höhere Erträge. Von daher zweifle ich die Entscheidung jetzt nicht an.

Insgesamt weiß ich nicht, ob ich diese Investitionen nochmal tätigen würde. Vermutlich in einem geringeren Umfang. Ob es sich irgendwie gelohnt hat, wird sich wohl erst in weiteren 10-15Jahren sagen lassen. Das war auch mein Hauptgrund, die Anlage nun zu stoppen. Für mein Alter ist der zeitliche Anlagehorizont einfach zu gewaltig.

Es bleibt das Gefühl, etwas Gutes mit finanziert zu haben. Am Ende zumindest nicht draufzulegen wäre allerdings auch schön. Zumindest die Inflationsrate sollte sich ergeben. Im Vergleich zu Tagesgeld & Co. ist man ja nicht mehr sehr anspruchsvoll. Und die Renditeknaller habe ich ja anderswo auch im Portfolio.

Ach ja, auf die Möglichkeit eines massiven Verlusts wird man natürlich beim Anlegen hingewiesen. Gibt ja auch noch Waldbrände und so, auch wenn ein Teil davon durch Versicherungen abgedeckt ist.

3 Kommentare:

  1. Demnächst (Warteliste) launcht Landex.ai. Da kannst in europäische Wald- (und Acker-) Flächen investieren. VORTEIL:DU weisst genau welche Parzelle (Kataster) Dir anteilig gehört. Und Du kannst auch wieder verkaufen (Zweitmarkt)

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    1. Das weiß ich meinen Anlagen auch. Allerdings ist das Land i.d..R. verpachtet.

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  2. Danke für deine interessanten Beiträge. Mit der gleichen Motivation und vermutlich in einem ähnlichen Alter habe ich mich entschlossen für
    https://www.weyerhaeuser.com/land/

    Wird an der Börse gehandelt. Ist Wald in Amerika und Kanada, aber ebenfalls mit einem nachhaltigen Ansatz. Habe ich gekauft mit der Absicht "Buy & Hold", aber lässt sich jederzeit verkaufen.

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