p2p-Anlagen können eine gute Ergänzung zum Aktiendepot sein. Hier sind - bei entsprechendem Risiko - durchaus noch Renditen im zweistelligen Bereich möglich. Allerdings sollte man schon ein gewisses Wissen haben, bevor man hier groß einsteigt.
buy back oder nicht?
Die meisen Plattformen, z.B. swaper, peerberry, afranga oder lendermarket bieten einen Risikopuffer an. Solange der Plattform und der Anbieter der Kredite entsprechend liquide sind, werden ausgefallene Kredite zurückgekauft und samt Zinsen von Loananbieter bezahlt. Was der dann über Inkasso wiederbekommt, kann dem Anleger egal sein. Man erhält sein Geld "garantiert" wieder, meist spätestens zwei Monate nach Endfälligkeit und kann seine Erträge und Rückzahlungen fest kalkulieren. Wer also z.B. in 30-Tage-Kredite investiert, hat nach drei Monaten oder früher die Möglichkeit sein Geld abzuziehen. Solange das halt gutgeht.
Wie ist überhaupt möglich? Der Anbieter gibt nicht den vollen Zinssatz an die Anleger weiter. Die erhalten z.B. 12% Jahresrendite (das ist wirklich ordentlich), er selbst nimmt aber von den Kreditnehmer 30% oder noch mehr. Oft für sehr kurze Zeiträume, so dass das den Kunden erträglich erscheint. Bei nicht pünktlichen Zahlungen kommen dann noch ein Haufen Gebühren obendrauf, so dass für den Anbieter schon trotz Ausfällen ordentlich was übrig bleibt. Es bleibt jedem Anleger selbst überlassen, ob er bei so einem Geschäftsmodell mitmischen will, aber lohnen kann sich das schon.
Die Garantie ist aber keine bombenfeste. Es kam schon vor, dass sich herausstellte, dass die Plattform Gelder veruntreute oder eben pleite ging. In diesem Fall wird man sein Geld gar nicht oder nur zu kleinen Teilen wiedersehen. Die Kreditverträge sind in diesem Fall wertlos. Wichtig ist hier der konkrete Anbieter, nicht die Platform selbst. Diese Erfahrung mussten einige Anleger auf mintos machen.
Bei buyback muss man also weniger auf die einzelnen Kredite schauen als auf die Anbieter.
Im Gegensatz dazu gibt es Plattformen wie estateguru, crowdestate (bei denen ich eher vorsichtig wäre) oder auch bondora, wo man tatsächlich Anteile an einem Kredit erwirbt. Hier hängt alles davon ab, ob der Kreditnehmer bezahlt und ob er pünktich bezahlt. Weder die Rückzahlung noch die Liquidität sind in irgendeiner Weise garantiert. Oft schiebt sich das Rückzahlungsdatum weit nach hinten. Einige der Kredite fallen aus und werden erst viel später und nur teilweise über Inkasso eingetrieben. Da man diese Ausfälle in die Rendite mit einbeziehen muss, ist diese meist nur einstellig. Dafür hat man selbst gewisse Auswahlmöglichkeiten und die Zinsbelastung für die Kreditnehmer ist erträglicher - eigentlich eher das, was man unter p2p versteht.
Selbstverständlich gibt es noch weitere Anbieter. Tatsächlich sind die meisten Plattformen im Baltikum. Es gibt auch auxmoney in Deutschland und flender in Irland (beide ohne buy back), bei beiden hatte ich eine deutlich geringere Rendite bei vergleichbarem Risiko und empfehle sie nicht.
Bondora ist schon ziemlich speziell, ich habe hier im Blog auch recht viel darüber geschrieben.
Renditeberechnungen
Grundsätzlich kann man die tatsächliche Rendite immer erst am Ende der Anlagezeit berechnen. Und die liegt meistens unter dem, was der Anbieter anzeigt.
Bei vielen Krediten handelt es sich um Ratenkredite. Wenn man also 100€ zu 12% für 5 Jahre anlegt, erhält man also nicht 60€ Zinsen sondern nur etwa die Hälfte. Warum? Ein Teil des Kapitals wird ja regelmäßig zurückbezahlt und damit nicht mehr verzinst. Das könnte man, zusammen mit den ausbezahlten Zinsen, aber neu anlegen und käme dann so sogar über besagte 60€.
Die Rendite kann deutlich geschmälert werden, wenn Geld unangelegt bei der Plattform "herumliegt" oder erst ab dem tatsächlichen Vertragsbeginn verzinst wird, aber schon vorher gebunden ist. Das ist z.B. bei estateguru so der Fall und mindert meine selbst errechnete Rendite um ca. 1% gegenüber der von der Plattform angezeigten.
Startet man sein Investment und fährt es allmählig hoch, erscheinen einen die ausgezahlten Zinsen erstmal zu niedrig. Das liegt daran, dass die Kredite erstmal bis zur Zinszahlung "reifen" müssen, insbesondere wenn buyback und Verzüge eine große Rolle spielen. Bei peerberry z.B. können durchaus mal 30% im Verzug sein. Die Zinsen werden dann später nachbezahlt, aber zunächt mal wundert man sich, warum man bei 12% durchnittlichem Zinssatz (also 1% pro Monat) nur z.B. 0,7% ausbezahlt bekam. Das pendet sich später ein.
Zinszahlungen sind selbstverständlich zu versteuern, im Moment noch mit dem Kapitalertragssteuersatz von 25% (+ggf. Soli). Da die meisten Plattformen im Ausland angesiedelt sind, findet keine Abschlagbesteuerung statt und der Anleger muss diese bei der Einkommensteuererklärung nachmelden. Das macht ein wenig Arbeit, aber Steuerhinterziehung ist sehr riskant.
Hinweis
Bei allen genannten Plattformen bin oder war ich selbst investiert. Meine Erfahrungen sind subjektiv. Zum Glück fast immer positiv. Es gibt auch negative Beispiele wo durch Betrug oder schlichte Unfähigkeit die Anleger hohe Verluste hinnehmen mussten. Von daher ist eine Recherche vorab unbedingt empfehlenswert. Auch p2p ist keine völlig passive Anlage!
Bei den Links im Artikel handelt es sich in der Regel um Werbelinks. Meldet man sich über diese an, gibt es für Neukunden (und mich) eine kleine Prämie. Meist sind das 1% der Anlagesumme in den ersten 1-3 Monaten. Man kann das jeweils bei der Plattform nachlesen. Die von mir empfohlenen Plattformer nutze ich aktiv selbst, sie haben schon einige Jahre gezeigt, dass sie funktionieren. Was nicht heißt, dass das immer so weitergehen muss.