Freitag, 28. Dezember 2018

Bondora 2018

Nach nunmehr sechs Anlagejahren bei Bondora ist weitgehend Stabilität eingekehrt. Weiterhin sinkt die Rendite, die mir Bondora anzeigt, Monat für Monat leicht ab, doch die Rückflüsse und auch die Zinserträge steigen, trotz kleinerer Abflüsse vom Bondorakonto gegenüber 2017 jeweils um etwa 10%. Diese Zahl sehe ich daher als Untergranze für meine tatsächliche langfristige Rendite an.

Konkret sah es 2018 so aus:

Die Zahlungen aus meinen 63% ausgefallenen Krediten machen also einen beträchtlichen, stabilen Anteil aus und übersteigen leicht die Zinszahlungen. Meine Prognoseeinstellungen

scheinen dabei mein Depot gut zu treffen. Auf das ganze Jahr gerechnet, praktisch eine Punktlandung und keine zu großen Schwankungen zwischen den einzelnen Monaten.

Der Prozentsatz der ausgefallenen Kredite scheint seinen Grenzzustand erreicht zu haben. Das liegt auch darn, dass ich bei diesem Konto auch kaum noch rote Kredite einkaufe. Ausfälle gibt es leider weiterhin, obwohl ich mein Risikoprofil reduziert habe. Nur etwa 25% meiner roten Kredite hatte ich auch so gekauft.

Weiterhin steckt praktisch mein ganzer Ertrag aus den sechs Jahren in roten Krediten. Immerhin könnte ich binnen 3-6 Monaten mein gesamtes eingesetztes Kapital abziehen und hätte dann noch Jahre lang weitere Zahlungen zu erwarten. Bondora ist mit keiner anderen Plattform auf der ich anlege vergleichbar.

Die DCA/Inkasogebühren haben mich mittlerweile ein kleines Vermögen gekosten. Ungefähr genauso viel wie die gesamt Kaptitalertragsteuer die ich für meine Bondoraerträge zahlen musste. 

Go & Grow nutze ich nicht sehr ausgeprägt. Hier liegt nur etwa ein halbes Monatsgehalt, was sonst als "Festgeld" nur 1/10 an Zinsen bringen würde. 

Die bei weiten größten Teil meiner Neuanlagen mache ich automatisiert am Zweitmarkt. Einen Großteil davon verkaufe ich, meist innerhalb eines Monats, mit einem Gewinn von 1-3%. Das daran beteiligte Kapital beträgt nur etwa 1000€. Viel mehr gibt der Markt nicht her. 

Weiter zurückblickend sind die Anlagejahre 2012 und 13 abgeschlossen. Die Ergebnisse sind hervorragend. 2014 zeigt sich bislang als Verlustbringer. Da müsste noch etwa 50% der ausgefallenen Summen eingetrieben werden um auf einen grünen Zweig zu kommen - das sind leider aber kaum Kredite aus Estland. Auch 2015 sind nicht wirklich gut aus, 2016 hingegen bin ich auf jeden Fall gut im Gewinn. Das war die Zeit der ersten Bots und man konnte gute Geschäfte auf dem Zweitmarkt machen. Für 17/18 ist es noch zu früh, Aussagen zu machen. 2017 habe ich mit Abstand am meisten investiert (und wieder verkauft), das Geschäft flaut nun wieder ab.

Auch in 2018 bin ich insgesamt sehr zufrieden mit meiner Anlage bei Bondora.



Samstag, 22. Dezember 2018

Bondora Langzeitstatistik

Seit es Statistiken zu den einzelnen Portfolios bei Bondora gibt, sind diese umstritten. Zu optimistisch scheint die Berechnungsmethode, insbesondere in den ersten Anlagejahren. Inzwischen lässt sich da einiges konfigurieren, so dass man auch Verluste, die in der Zukunft auftreten werden, einplanen kann. Hochgerechnet natürlich. Nach der Vergangenheit oder nach Bauchgefühl.

Unter Statistiken findet man auf der Bondoraseite dann viele mehr oder weniger aussagekräftige bunte Grafiken, deren Sinn sich mir nicht in jedem Fall erschließt. Oder die leider ein bisschen zu wenig detailliert sind. Von daher habe ich recht bald in mein Plugin eigene Statistikauswertungen eingebaut, die durch eine entsprechende Vorauswahl der zu betrachtenden Kredite ganz gute Aussagen liefern können. Ganz vorweg der Gesamtüberblick:



Wumm. Das haut rein. Gut die Hälfte aller noch nicht abbezahlten oder verkauften Kredite sind rot, Status defaulted. Von diesen kommen zwar (nicht von allen aber doch einigen) weiterhin Rückzahlungen. Diese sind aber nicht vollständig, in der Regel stark verzögert und dann zieht Bondora auch noch gut ein Drittel an Inkassogebühren ab. Ein solches Schaubild zeigt man als Plattform ungerne. Auch weil es negativer wirkt, als die Situation tatsächlich ist. Schließlich wurde ja mit den zurückbezahlten Krediten, die hier nicht auftauchen, deutlich Gewinne gemacht. Nehmen wir diese also dazu:


Sieht schon besser aus. Eine solche Darstellung wählt z.B. Estateguru und vermindert bei mir dadurch die Fläche der Problemkredite um über die Hälfte.

Letzlich sagt die Grafik aber wenig über Rückflüsse oder gar Erfolg bei Anlagen in verschiedenen Zeiträumen aus. Da fand ich ein Diagramm auf der Bondoraseite recht interessant:

Es gibt uns an, wieviel von der Einlage in jedem Monat an Tilgungen und Zinsen bereits zurückgeflossen ist. Verkäufe, die bei mir einen großen Anteil ausmachen, sind als Rückflüsse ebenfalls eingearbeitet, nur so kann bei den letzten Monaten eine so große Rückflussquote erreicht sein. Darüber wie es bei den Lücken aussieht, schweigt Bondora. Sind hier überhaupt noch Rückzahlungen zu erwarten?

Ich habe versucht, diese Zahlen selbst zu ermitteln und auch grafisch darzustellen. Dazu muss man zunächst alle laufenden, abgeschlossenen und verkauften Kredite einlesen. Kann etwas dauern, da per API ja nur ein Zugriff pro Minute erlaubt ist. Meine Grafiken sind nach Kaufjahr gegliedert.

Wie man sieht, ist alles um 100% verschoben, die Rückflüsse sind auch hier auf die Anlagesumme der jeweiligen monatlichen Investition normiert. Dann wird alles aufsummiert, was von diesen Krediten seither zurückgeflossen ist (linker Balken) und was noch übrig ist. Im Einzelnen sind das:
  • Ausgebliebene Zahlungen (links, rot). Diese werden als Totalverluste abgeschrieben.
  • Erlöse aus dem Verkauf (blau)
  • Tilgungen (links grün)
  • Zinsen und Verzugszinsen (gelb). Ist man nun über 100%, so hat man mit der Anlage in diesem Monat (Jahr) Gewinn gemacht.

    Rechts dann ausstehendes Prinzipal und zwar
  • in regulärer Zahlung (kann sofort verkauft werden und ist deshalb zu den linken Balken dazuzuzählen). Auch hier noch: in der Summe über 100% (wird bei Mouseover angezeigt) ist Gewinn.
  • Tilgung im Verzug (orange): hier muss man in Gedanken Teile abschreiben
  • Tilgung im Inkasso (rot) hier kann man von Abschreibungen von 50% oder mehr ausgehen.
Mouseover verrät die jeweils investierte Gesamtsumme (im Jahr 2016 waren es 22k) sowie den aufsummierten Prozentsatz der jeweiligen Balken.

Ein "normaleres" Konto mit weniger Verkäufen (hier werden per Portfoliomanger Pro nur A und AA Kredite gekauft, das Portfolio ist sehr klein, etwa 170€) sieht dann in etwa so aus:

 Man kann sehr schön erkennen, dass im Laufe der Zeit ausstehendes Kapital in getilgtes übergeht und Zinsen dazukommen. Für das Gesamtjahr ergibt sich ohne Berücksichtigung roter und oranger Anteile ein Plus von etwa einem Prozent (bezogen auch auf verkaufte Anteile).

Wer das noch detaillierter haben möchte, muss zu einer Tabelle mit Zahlen übergehen:


Per Mouseover werden die jeweiligen Prozentanteile angezeigt und für den zu erwartenden Rücklauf gibt es eine Prognose (Wert: grün 100%, orange 65%, rot 25%, keine zukünftigen Zinsen oder weitere Ausfälle). Gibt bei mit einen leicht über 100% liegenden Wert insgesamt.

Im Gegensatz zu Bondora rechne ich Tilgung, die in der Vergangenheit nicht getätigt wurde, nicht in den Restwert ein. Die Modellierung ist also recht pessimistisch.

Sehr schön lässt sich meine Lernkurve in 2014 ablesen. Spanische Kredite kamen hier neu auf dem Markt...

Für das Gesamtjahr gibt das eine hauchzarte schwarze Null, die sich maximal noch um ein Prozent verbessern kann. Aber auch hier wurden 75% der Anteile inzwischen verkauft und weitere 13% zurückbezahlt. Erfreuliche 12% Zinsen (auf die Gesamtsumme) - damals gab es noch durchgehend 28% auf praktisch alle Kredite. Und Strafzinsen. Und keine Inkassogebühren.

 Wer bei Bondora neu einsteigen möchte, erhät über diesen Link die ersten fünf Euro Spielgeld geschenkt. Anfänger sollten auf jeden Fall langsam vorgehen. In meinem Blog findet man sehr viele weitere Informationen zu dieser Plattform.

Nachtrag: ich habe nun ergänzt, dass man auch Filterungen der Kredite übernehmen kann. Damit lassen sich relativ einfach Fragestellungen beantworten wie "hat es sich gelohnt, rote Kredite zu kaufen"?

Die Antwort lautet: "JA!".

Allerdings braucht man dazu, wie zu sehen ist, Geduld. Außer 2018 sind alle Jahre im Gewinn. Auch die Zinsen wurden nach dem Ausfall bezahlt - das beschränkt sich aber auf sehr wenige Fälle.

Und eine letzte Statistik: wie siht das eigentlich mit vollständig zurückbezahlten Krediten aus?

 Insgesamt wurde etwas mehr zurückbezahlt als die Kaufsumme. Klar, Abschläge beim Kauf. An Zinsen hätte ich eigentlich mehr erwartet als die nur gut 20%. Aber viele Kreditnehmer zahlen auch vorzeitig zurück.

Warum ist die Summe der Rückzahlungen in 2018 geringer als der Kaufpreis? Das liegt nicht an Aufschlägen, da ich solche Kredite fast nie kaufe. Es liegt an den Inkassogebühren. Fällt ein Kredit aus und zahlt der Kreditnehmer recht zügig komplett seine Schulden ab, gehen 35% der Rückzahlung an Bondora. Dafür reichen die aufgelaufenen Zinsen, sofern sie überhaupt mit bezahlt werden, dann nicht aus und man macht Verluste.

Samstag, 8. Dezember 2018

Ausfälle, Ausfälle, Ausfälle

2018 lief es nicht so rund mit den p2p oder eher p2B-Krediten. Bei verschiedenen Plattformen häufen sich die Ausfälle.

Moneything

Bis vor einem guten Jahr war hier die Welt noch in Ordnung. Seither ist Moneything aus meiner Sicht komplett an die Wand gefahren. Ein beträchtlicher Teil der Kredite befindet sich im Inkasso. Zwar kümmert sich MT wirklich fleißig und erreicht auch Rückzahlungen, jedoch sind bei der Abwicklung Verluste zwischen 10 und 30% hinzunehmen. Die Zinsen decken dieses Risiko nicht ab. Viele weitere Kredite befinden sich in Zahlungsschwierigkeiten oder brauchen sehr viel länger als geplant für die Refinanzierung. Neue Kredite bekommt MT nicht mehr an die Anleger verkauft. Im Zweitmarkt sind alle Kredite, die mit Immobilienentwicklung zu tun haben, praktisch unverkäuflich. Ob MT die nächsten Jahre überlebt ist aus meiner Sicht fraglich.

Ablrate

Auch ablrate hat es jetzt erwischt. Lange Zeit gabe es außer der Containerfinanzierung mit kriminellem Hintergrund keine Ausfälle. Nun wurde eine Firma unter Zwangsverwaltung gestellt und das Konstrukt der vielen untereinander verbandelten Kredite zeigt seine negativen Seiten. Gleich sechs Kredite haben ihre Zinszahlungen ausgesetzt und der Zweitmarkt ist komplett in die Knie gegangen - anscheinend haben erst jetzt manche Anleger erkannt, dass Anlegen zu zweistelligen Zinsen doch ein beträchtliches Risiko beinhaltet. Betroffenen Kredite sind größtenteils vom Handel ausgesetzt, da sie mit Tilgungszahlungen versehen sind. Die handelbaren werden mit 15-25% Abschlag angeboten. vermutlich übertrieben, aber wer greift schon gerne in ein fallendes Messer?
Einer der Kredite wurde restrukturiert. Aus 14% Zinsen wurden 8%, Tilgungszahlungen finden nun bis zum Ende der Laufzeit keine mehr statt. Wenn das gutgeht, kein Weltuntergang, aber das Risiko ist damit ja nicht verschwunden.
Auch nicht betroffene Kredit werden mit 3-5% Abschlag gehandelt. Bitter, wenn man vorzeitig an sein Geld muss. Neue Kredite sind auch hier im Moment nicht zu finanzieren.

Bestimmt trägt bei beiden Plattformen der Brexit zu den Problemen bei.

Flender

Auch bei Flender zeigen sich nunmehr die ersten Ausfälle. Wie bereits geschrieben, ist man bislang recht intransparent damit umgegangen. Inzwischen wurden wir Anleger recht zeitnah über den nächsten Ausfall benachrichtigt. Das tröstet nur wenig. Flender wird zeigen müssen, dass man durch Inkassomaßnahmen einen beträchtlichen Anteil der Anlegergelder retten kann. Aus meiner Sicht sieht das bei den bislang bekannt gewordenen Fällen nicht gut aus, denn von Sicherheitsleistungen, die über das Deposit von drei Monaten hinausgehen ist nirgendwo die Rede. Zusammen mit der Flaute an neuen Angeboten (die Kredite gehen im Wesentlichen nun an institutionelle Anleger), sinkenden Zinsen, die keinsfalls das nun absehbare Risiko abbilden und intransparenten Verfahren werde ich hier erstmal meine Anlagen stoppen. Zunächst muss die Plattform beweisen, dass sie gut mit meinem Geld umgeht.

Estateguru

Auch hier gibt es inwischen eine zweistellige Zahl ausgefallener Kredite. Als Anleger erkennt man, dass trotz bestehender Sicherheit die Inkassierung ein Verfahren ist, dass sich über Jahre hinziehen kann. Weiterhin informiert EG die Anleger nicht gut über laufende Maßnahmen. Statt dessen versucht man bei möglichst vielen Krediten die Laufzeiten zu verlängern. Das sieht in der Statistik besser aus und generiert vermutlich weitere Einnahmen, löst aber die Probleme nicht wirklich. Noch stimmt die Renditestatistik und die Projekte bei EG werden auch immer noch recht flott finanziert. Ich beobachte, lege aber kein neues Geld mehr an.


Fazit: mit Ausfällen ist natürlich zu rechnen, nicht umsonst sind die Zinsen bei dieser Anlageform im zweistelligen Bereich. Anleger reagieren allerdings sehr sensibel. Das kann die Liquidität der ANlagen binnen weniger Stunden empfindlich stören. Wichtig ist zum einen, dass die Plattform transparent mit den Ausfällen umgeht und z.B. entsprechende Statistiken angibt. Das ist bei den genannten höchstens bei estateguru ansatzweise der Fall. Bis man erkennen kann, ob ein Inkassofall tatsächlich mit (Teil)ausfällen endet, können mehrere Jahre vergehen. Zu anderen muss natürlich Energie in ein Inkassoverfahren gesteckt werden. Viele Plattformen unterschätzen diese anfallenden Tätigkeiten wenn sie auf Wachstum um jeden Preis setzen. das erhöht das Gesamtrisiko für den Anleger.