Samstag, 22. April 2017

Lendico - die Intransparenten

Schon oft habe ich mich über die dilettantischen deutschen p2p-Anbieter aufgeregt, die vieles technisch nicht auf die Reihe bekommen und deren Support auch sehr zu wünschen übrig lässt. Ob auxmoney, zencap oder lendico, das schenkte sich alles nichts. Und wenige Fortschritte sind bislang erkennbar. Was allerdings lendico jetzt abzieht, schlägt wirklich dem Fass den Boden aus.

Wir erinnern uns: lendico kam (fast zeitgleich mit zencap) mit großem Tamtam an den Start. Als Tochter von Rocket Internet (und in deren Börsenprospekt später mit mehrern 100 Millionen bewertet) wollte man alles anders und natürlich besser machen. Viele Aktionen sollten neue Anleger anlocken.

Natürlich passte es da wenig ins Konzept, dass doch tatsächlich nicht alle Kreditnehmer ihren Zahlungsplan einhielten. Ob es aus technischer Inkompetenz oder Imagegründen passierte wurde nie geklärt, jedenfalls verscheierte lendico in den ersten Monaten jedweder Zahlungsverzögerungen und legte das Geld aus eigener Tasche hin. Was man natürlich auf Dauer nicht durchhalten konnte. Was aber etwas Empörung auslöste, schließlich hatten viele Anleger genau aus diesem Grund (keine Auslälle) ihr Investment beträchtlich aufgestockt.

Man muss sagen, dass lendico die Verantwortung übernahm. Allen Anlegern wurde zugesagt, dass man die Garantie für alle Zahlungen aus Verträgen dieser Zeit garantieren werde und so gab es ein entsprechendes Kulanzangebot.

Auch bei anderen Schummeleien (z.B. Zinsrundungen zu Ungunsten der Anleger, Verschiebung des Auszahlungszeitpunkts nach hinten) übernahm man die Verantwortung und entschädigte die Anleger. Das ist vorbildlich und ganz anders als z.B. zencap/Funding Circle vorgeht, die ähnliche Fehler verbockt haben aber alles einfach nur aussitzen.

Man hätte das alles benutzen können, um das Vertrauen der Anleger wieder herzustellen. Das geschieht aber nicht, weil sämtliche Abwicklungen völlig intransparent ablaufen. Niemand kann nachvollziehen, welche Zahlungen überhaupt getätigt werden und welche nicht. Inzwischen sind sogar die Buchungen und das komplette "Kulanzdashboard" verschwunden - arg aufschlussreich war letzteres sowieso nie gewesen.

Nun muss man jeder p2p-Plattform ja etwas Vertrauen entgegenbringen, hunderte oder gar tausende Buchungen lassen sich natürlich nie nachrechnen. Aber z.B. bei den baltischen Plattformen (bondora, mintos, twino, swaper..) sind die alle jederzeit verfügbar und jede Stichprobe, die ich nachgerechnet habe, hat auch gestimmt. Und das ist für eine Finanzplattform eine Selbstverständlichkeit auf absolut unterstem Niveau. Die  Zahlen müssen einfach stimmen.

Andere Dinge die stören sind schon wieder symptomatisch für die ganze Branche in Deutschland: keinerlei Biss bei Nichtzahlern. Wird einfach ausgessen. Keine Information an die Anleger.

Im Moment sieht es ja eher danach aus, als würde lendico abgewickelt. Vielleicht gibt es ja aber auch einen Relaunch. Der bei den Brüdern S. so beliebte Plan, das Ding bevor die ganzen Probleme auftreten, mal schnell mit Gewinn an einen anderen abzustoßen ist (im Gegensatz zu zencap) jedenfalls gescheitert. Und wie lange man hier noch Geld versenken will ist fraglich.

Aus meiner Sicht ist lendico gescheitert.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen