Gut und transparenet ist das in der folgenden Grafik dargestellt:
Quelle: https://www.bondora.com/blog/bondora-portfolio-performance-august-2016/ |
Offensichtlich ist die Rendite Jahr für Jahr besser geworden und für 2015 liegt sie schon über dem Gesamtdurchschnitt dieses Jahres. Für 2016 setzt sich dieser Trend fort, auf erstaunliche 28-32%.
So schreibt dann auch Bondora: "The turnaround of making loans in Spain is continuing and growing more profitable each quarter."
Nun wollte ich es aber mal genauer wissen. Wieviel von diesem Renditeanstieg ist tatsächlich einem besseren Scoring geschuldet, wieviel liegt einfach an der Modellierung?
Zeit, per excel eine Simulation durchzuführen, wie sich der bondoraeigene XIRR-Wert unter gewissen Umständen mit der Zeit entwickelt. Die Umsetzung stellte sich leider als recht knifflich heraus, da XIRR nur mit direkt zusammenhängenden Bereichen arbeitet. Mit Hilfsblättern und indirekten Verweisen habe ich es dann aber doch hinbekommen.
Der Einfachheit halber ist das meine Berechnungsmethode, sie sollte mit der von bondora übereinstimmen.
- Bei einem festgelegten Zinssatz fallen x Prozent der Kredite sofort aus (das ist die Vereinfachung)
- Jeden Monat zahlt der Rest pünktlich, ggf. wird bei einem einstellbaren Prozentsatz ein einstellbarer Wert an DCA-Fees fällig (Spätzahler).
- Des unbezahlte Prinzipal der Ausfälle wird abgeschrieben.
- Um XIRR zu diesem Zeitpunkt zu berechnen, wird das Principal aller Kredite, auch der ausgefallen, zu 100% auf Habensseite verbucht.
- Frühzahlungen und Recovery sind (noch) nicht berücksichtigt.
Die ersten 10 Monate ergibt sich ein XIRR-Wert von 32% (Aha. Kommt uns irgendwie bekannt vor...)
Nach zweieinhalb Jahren ist er immer noch bei 30%. Spitze. Und am Ende 22%. Auch nicht schlecht. Aber doch deutlich weniger. Das liegt daran, dass bei Ratenkrediten am Anfang die höchsten Zinsen bezahlt werden, die die Verluste deutlich überkompensieren, am Ende jedoch nur noch Tilgungen, so dass jeden Monat ein realer Verlust verbucht wird.
Schalten wir nun die DCA-fees dazu. 15% Verzüge, 20% Gebühren scheint mir eher am opimistischene Ende zu sein. Das senkt die Anfangsrendite um 2%, die Endrendite um 4%.
Ja, man sollte nach spätestens der Hälfte verkaufen. Geht aber nicht. Sind ja spanische ausgefallene Anteile. Und die sind unverkäuflich.
OK. Was passiert, wenn 40% ausfallen? Ohne DCAs?
Die Anfangsrendite sinkt auf 25%, die Endrendite auf 5%.
Mit DCAs wird das zu einem Nullsmmenspiel. 0% Gesammtrendite! Allerdings 4000€ zu versteuernde Zinsen eingenommen. Nicht witzig.
Gehen wir in den HR-Bereich.
66% Zinsen, 64% Ausfallwahrscheinlichkeit erzählt mir da Bondora.
Da liegt man die erste 16 Monate über 20% "Rendite". Am Ende bleibt ein zweistelliger Verlust.
OK, das war nun doch sehr krass eingestellt. Reduzieren wir mal auf 50% Ausfall. Dafür aber wieder 15% Spätzahler.
Die Rendite der erste 18 Monate geht über 30%. Am Schluss bleiben noch 5%. Immerhin. Aber 5000€ zu versteuern - nicht vergessen...
Wie die Überschrift sagt: Zahlenspielereien. Was man aber daraus lernen kann:
Bondoras Berechnungsmodell ist zwar mathematisch korrekt, inhaltlich aber absoluter Blödsinn was die Prognose der Rendite bei hochverzinsten Krediten angeht. Das dicke Ende kommt immer erst im letzten Drittel der Laufzeit, vorher sieht alles wunderbar aus. Im August mit Zahlen vom laufenden Jahr zu argumentieren ist also bestenfalls unseriös.
Ich will daraus nicht folgern, dass bei Bondora am Ende keine guten Renditen stehen können. Aber gerade der Anfänger sollte sich tunlichst auf gute Bonitäten A-C konzentrieren und nicht von den Zahlen blenden lassen. Das sieht auch Bondora selbst so:
"Don’t just chase yield. Remember there is risk in the risk/return equation too. Invest wisely."Es ist aber nicht nur das Risiko sondern systemimmanent.
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