Freitag, 25. März 2016

Bondoras "Verbesserungen" beim Inkasso

Ein Schritt vorwärts, zwei zurück. Hatte ich mich letzte Woche noch gefreut, dass Bondora für mich wieder interessanter geworden ist, kommt jetzt der nächste Tiefschlag.

"Verbesserungen" beim Inkasso
Irgend jemand schlaues bei Bondora hat also bemerkt, dass Kredite, die in Verzug sind, später eher ausfallen als solche die immer pünktlich bezahlen. Konkret soll die Inkassorate von Krediten mit mehr als 7 Tagen Verlust etwa 58% betragen (interessant wäre jetzt der Gesamtwert zum Vergleich). Also, so der naheliegende Schluss, müssen wir da ansetzen. Alle Kredite, die mehr als 7 Tage im Verzug sind werden daher an die enge Leine genommen und von einem Inkassounternehmen "betreut". Damit da nichts anbrennt.
Soweit so einleuchtend. Jetzt kommen die "abers".
  • Bislang war Bondora für das Mahnungsmanagement bis zum Ausfall verantwortlich. Die Kosten dafür wurde nicht vom Kreditgeber bezahlt. Das ist bei allen Plattformen die ich kenne auch so üblich, bei manchen wird allerdings dafür eine Anlegergebühr fällig. Der Aufwand scheint bei Bondora, die einen recht großen Anteil an Krediten niedriger Bonität haben, recht groß zu sein. Von daher scheint man diesen Aufwand gerne zu verringern.
  • Bondora schweigt sich über die Kosten aus. Auch auf vielfache Anfrage wird nur herumgeeiert. Von 8ct pro Monat ist die Rede und "das lehnt sich doch, wenn dafür der Ausfal abgewendet wird". Der Nachweis dafür, das dem so ist, bleibt allerdings aus.
  • Nach meiner Erfahrung sind sehr sehr viele Kredite mal ein paar Tage in Verzug. Kritisch wird es, wenn mehr als eine Zahlung ausfällt (geht aber auch nicht immer schief). Die Grenze von 7 Tage scheint willkührlich und deutlich zu früh.
  •  Es ist nicht geklärt, wie es dann weitergeht. Die Rede ist von 15% Inkassoanteil. Von was? Von der einen Rate, wenn danach planmäßig bezahlt wird (wäre verkraftbar)? Für alle folgenden Raten (wäre absurd)? Ich glaube kaum, dass sich das Inkassobüro mit Centbeträgen zufrieden gibt.
Ingesamt ist das ganze Inkassoprozedere bei Bondora äußerst undurchsichtig und intransparent. Einbehaltene Gebühren werden nicht ausgewiesen. Das geht so gar nicht.

Ein Abzug von 15% von allen Zahlungen, bei denen ein Kredit einmal 7 Tage im Verzug war, würde die Erträge so weit schmälern, dass eine Anlage absolut uninteressant wird.

Einmal mehr ändert Bondora das System eigenständig und bricht damit bestehende Verträge. Damit wird man weitere Anleger vergraulen. Für neue Anleger ist das System so undurchsichtig, dass ihnen dieser Umstand vermutlich erst viel zu spät auffallen wird. 

Insgesamt empfiehlt es sich sehr gut hinzuschauen, ob Bondora für Anleger überhaupt noch interessant ist. Der Umgang mit den Kunden ist einmal mehr unzureichend.

Donnerstag, 17. März 2016

Bondora wird besser

Zwei Dinge gefallen mir in den letzten Wochen sehr gut bei Bondora:

1. Der Dialog mit den Anlegern wurde wieder aufgenommen

Zur Zeit kommuniziert CEO Pärtel Tomberg sehr intensiv mit den Anlegern auf Facebook. Zwar nicht unbedingt meine Lieblingsplattform, aus meiner Sicht wäre das Forum geeigneter gewesen, aber sehr positiv. Natürlich wird nicht alles umgesetzt werden, was angeregt wird, nicht jede Antwort ist verständlich (was nicht nur an meinem Englisch liegt) und Marketing ist auch dabei. Trotzdem - man macht sich (wieder) Gedanke um die "andere Sorte Kunden", die Anleger.

2. Meine Anlagen laufen besser
Über die Rendite hatte ich ja stets wenig zu klagen, aber die letzten zwei Jahre haben meine Ausfälle ständig zugenommen und der Anteil an laufenden Krediten (+Cash) ging einfach immer nur runter. Obwohl der Wert des Portfolios angeblich zunahm.
Dieser Trend hat sich nun endlich umgekehrt. Zwar nehmen die Ausfälle in ihrer Gesamtsumme noch nicht ab aber auch nicht mehr zu. Und der "aktive" Wert des Portfolios steigt seit einigen Wochen wieder kontinuierlich an. Inkasso funktioniert weiterhin verhältnismäßig gut (was trotzdem einen langen Atem bedeutet), auch einige spanische Kredite zahlen inzwischen aus dem Inkasso.

Mein Recovery bezogen auf estnische Kredite hat sich binnen eines Jahres vervierfacht, die Quote bezogen auf das ausgefallene Gesamttilgungsvolumen beträgt nun über 30%. Von den in Estland ausgefallenen Krediten wurden vor oder nach dem Ausfall) etwa 10% an Zinsen bezahlt (absolut, nicht p.a.). Ausfälle sind Teil der Anlage und werden durch hohe Zinsen kompensiert.

So kann es gerne weitergehen. Über Neuanlagen denke ich trotzdem im Moment noch nicht nach, weil der Rückfluss gerade weit über 1k€/Monat beträgt und ich das Geld nur angelegt bekomme, wenn ich größere Anteile kaufe.

Auch der Handel am Zweitmarkt läuft immer noch ganz gut. Allerdings verkaufe ich seit etwa einem Monat deutlich mehr als ich kaufe. Interessante Anteile sind in der Regel durch Bots in Minutenschnelle weggekauft. Zum Glück kann ich per API relativ bequem interessante Kredite auf dem Erstmarkt zeichnen. Natürlich ausschließlich Anteile in Estland. Andere Länder kaufe ich nur bei Top-Zahlungsgeschichte oder mit Abschlägen auf den Zweitmarkt, letztere in der Regel zum Weiterverkauf. Das bessert meine Rendite deutlich auf, laut Bondora liegt sie weiterhin über 28%.

Insgesamt sinken leider auch bei Bondora die Zinsen, insbesondere bei estnischen Krediten. Das ist aber völlig logisch. Warum sollte hier das Gefälle zu Mitteleuropa von 10-20% auf Dauer anhalten? Natürlich muss man weiterhin das Risiko im Auge behalten. Bei Zinsen unter 10% werde ich nicht mehr anlegen.