Montag, 10. Juli 2017

Funding circle versucht sich in Transparenz

Funding Circle (ehemals Zencap) und Transparenz ist schon seit langem zu einer Art running gag in P2p-Insiderkreisen geworden. Schließlich betont man immer wieder die Wichtigkeit dieser Eigenschaft gegenüber seinen Anlegern, passieren tut jedoch nichts. Oder jedenfalls nicht viel mehr als buzzwords.

Auch heute hat mal wieder jemand einmal heftig ins Fettnäpchen getreten. Seit ungefähr 1,5 Jahren verspricht man bei FC ja hartnäckig, man würde "zeitnah" Statistiken veröffentlichen die beweisen, wie ertragreich das Anlegen bei FC doch ist.

Viele Worte, wenig Taten. Umso überraschender, dass heute mal Ernst gemacht wurde:

Hier sind sie: https://www.fundingcircle.com/de/statistiken - die Zahlen sind zusammengefasst seit Start im März 2014 und werden quartalsweise aktualisiert. Wir starten wie angekündigt mit dieser vereinfachten Form und wollen Schritt für Schritt weitere Informationen hinzufügen.
Quelle: Jakob Carsten, Mitarbeiter von FC in http://www.p2p-kredite.com/diskussion/offizielle-performancestatistiken-zu-funding-circle-t4993,start,15.html

Und tatsächlich waren da Statistiken zu sehen. Aus dem Gedächtnis (s.u.) ca. 65 Mio finanzierte Kredite seit 2014, ca 40% zurückbezahlt und 6% ausgefallen. Von den noch in Rückzahlung  befindlichen Summen weitere ca. 6,5% im Zahlungsverzug. Das alles bei etwa 8,1% durchschnittlicher Zinsrate (vermutlich vor Gebühren).
Ausfälle rund 4 Mio und bezahlte Zinsen nur wenig mehr.

Abgesehen von der Aussagekraft solcher aufsummierten Daten (Kredite die erst seit wenigen Wochen laufen können noch nicht ausgefallen sein, die Prozentzahl sagt also nur, dass es erhebliche Ausfälle gibt) sind das Zahlen, die mir kalte Schauer über den Rücken jagen. Zwar ist es nicht zulässig, die Ausfallrate einfach von der Zinsrate abzuziehen, da die Zinsen ja über mehrere Jahre gezahlt werden. Allerdings aber auch nur für das jeweils ausstehende Kapital.

Auf den ersten Blick kann es gut sein, dass das eintritt, was ich lange schon mutmaße: der durchschnittliche Anleger macht bei FC Verlust. Zumal FC auf der Statistikseite selber einräumte, dass mit einer Rückzahlung nach über 3 Monaten Zahlungsverzug wohl nicht mehr zu rechnen ist. Und das geht ganz schnell! Vor allem bei dem Eifer, den man beim Eintreiben an den Tag legt...

Anscheinend wurde diese Offenheit dann doch irgendjemand bei FC zu heiß. Die Seite war nicht mal eine Stunde lang online. Seitdem sieht man unter diesem Link nur noch


zu lesen. Klar, eine kleine technische Panne. Oder müssen die Daten doch noch mal neu aufbereitet werden? Damit man nicht gleich erkennt, dass man hiervon besser die Finger lässt? Lassen wir uns überraschen. FC und Transparenz, wie gesagt immer einen Lacher wert.

Update: Inzwischen sind neue Statistiken online. Diese beweist meine Behauptung, dass der durchschnittliche Anleger bei zencap mit Verlust aus der Sache herauskommt.

Eine Trendwende sehe ich seither ehrlich gesagt nicht. Alles ab 2. HJ 16 ist viel zu neu, als das eine Aussage möglich wäre. Und das erste HJ 16 hat auch eine erbärmlich Rendite - wobei da durchaus noch mit weitere Ausfällen zu rechnen ist.

Eine Aufschlüsselung nach Ratings sucht man vergeblich. Und das ist mein Hauptkritikpunkt: wenn man Anlegern A+ - Ratings anbietet, dürfen davon nicht 20% ausfallen. Genau das ist aber mein Eindruck.
Gemäß FCs Definition sind bei mir über 10% ausgefallen und das obwohl ich über 80% in den Ratingklassen B oder besser investiert habe. Die bezahlten und noch zu erwartenden Zinsen decken das nicht ab. Falls nichts mehr ausfällt und ich die Boni mit einberechnet die es am Anfang mal gab, komme ich am Ende zu +-0 heraus.
FC gibt mein "jährliches Renditepotential" übrigens immer noch mit 4% an. Soviel einmal mehr zur Transparenz.

Es gibt eindeutig bessere und risikoärmere Anlagen. Z.B. Staatsanleihen aus Venezuela :)

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