Samstag, 8. Dezember 2018

Ausfälle, Ausfälle, Ausfälle

2018 lief es nicht so rund mit den p2p oder eher p2B-Krediten. Bei verschiedenen Plattformen häufen sich die Ausfälle.

Moneything

Bis vor einem guten Jahr war hier die Welt noch in Ordnung. Seither ist Moneything aus meiner Sicht komplett an die Wand gefahren. Ein beträchtlicher Teil der Kredite befindet sich im Inkasso. Zwar kümmert sich MT wirklich fleißig und erreicht auch Rückzahlungen, jedoch sind bei der Abwicklung Verluste zwischen 10 und 30% hinzunehmen. Die Zinsen decken dieses Risiko nicht ab. Viele weitere Kredite befinden sich in Zahlungsschwierigkeiten oder brauchen sehr viel länger als geplant für die Refinanzierung. Neue Kredite bekommt MT nicht mehr an die Anleger verkauft. Im Zweitmarkt sind alle Kredite, die mit Immobilienentwicklung zu tun haben, praktisch unverkäuflich. Ob MT die nächsten Jahre überlebt ist aus meiner Sicht fraglich.

Ablrate

Auch ablrate hat es jetzt erwischt. Lange Zeit gabe es außer der Containerfinanzierung mit kriminellem Hintergrund keine Ausfälle. Nun wurde eine Firma unter Zwangsverwaltung gestellt und das Konstrukt der vielen untereinander verbandelten Kredite zeigt seine negativen Seiten. Gleich sechs Kredite haben ihre Zinszahlungen ausgesetzt und der Zweitmarkt ist komplett in die Knie gegangen - anscheinend haben erst jetzt manche Anleger erkannt, dass Anlegen zu zweistelligen Zinsen doch ein beträchtliches Risiko beinhaltet. Betroffenen Kredite sind größtenteils vom Handel ausgesetzt, da sie mit Tilgungszahlungen versehen sind. Die handelbaren werden mit 15-25% Abschlag angeboten. vermutlich übertrieben, aber wer greift schon gerne in ein fallendes Messer?
Einer der Kredite wurde restrukturiert. Aus 14% Zinsen wurden 8%, Tilgungszahlungen finden nun bis zum Ende der Laufzeit keine mehr statt. Wenn das gutgeht, kein Weltuntergang, aber das Risiko ist damit ja nicht verschwunden.
Auch nicht betroffene Kredit werden mit 3-5% Abschlag gehandelt. Bitter, wenn man vorzeitig an sein Geld muss. Neue Kredite sind auch hier im Moment nicht zu finanzieren.

Bestimmt trägt bei beiden Plattformen der Brexit zu den Problemen bei.

Flender

Auch bei Flender zeigen sich nunmehr die ersten Ausfälle. Wie bereits geschrieben, ist man bislang recht intransparent damit umgegangen. Inzwischen wurden wir Anleger recht zeitnah über den nächsten Ausfall benachrichtigt. Das tröstet nur wenig. Flender wird zeigen müssen, dass man durch Inkassomaßnahmen einen beträchtlichen Anteil der Anlegergelder retten kann. Aus meiner Sicht sieht das bei den bislang bekannt gewordenen Fällen nicht gut aus, denn von Sicherheitsleistungen, die über das Deposit von drei Monaten hinausgehen ist nirgendwo die Rede. Zusammen mit der Flaute an neuen Angeboten (die Kredite gehen im Wesentlichen nun an institutionelle Anleger), sinkenden Zinsen, die keinsfalls das nun absehbare Risiko abbilden und intransparenten Verfahren werde ich hier erstmal meine Anlagen stoppen. Zunächst muss die Plattform beweisen, dass sie gut mit meinem Geld umgeht.

Estateguru

Auch hier gibt es inwischen eine zweistellige Zahl ausgefallener Kredite. Als Anleger erkennt man, dass trotz bestehender Sicherheit die Inkassierung ein Verfahren ist, dass sich über Jahre hinziehen kann. Weiterhin informiert EG die Anleger nicht gut über laufende Maßnahmen. Statt dessen versucht man bei möglichst vielen Krediten die Laufzeiten zu verlängern. Das sieht in der Statistik besser aus und generiert vermutlich weitere Einnahmen, löst aber die Probleme nicht wirklich. Noch stimmt die Renditestatistik und die Projekte bei EG werden auch immer noch recht flott finanziert. Ich beobachte, lege aber kein neues Geld mehr an.


Fazit: mit Ausfällen ist natürlich zu rechnen, nicht umsonst sind die Zinsen bei dieser Anlageform im zweistelligen Bereich. Anleger reagieren allerdings sehr sensibel. Das kann die Liquidität der ANlagen binnen weniger Stunden empfindlich stören. Wichtig ist zum einen, dass die Plattform transparent mit den Ausfällen umgeht und z.B. entsprechende Statistiken angibt. Das ist bei den genannten höchstens bei estateguru ansatzweise der Fall. Bis man erkennen kann, ob ein Inkassofall tatsächlich mit (Teil)ausfällen endet, können mehrere Jahre vergehen. Zu anderen muss natürlich Energie in ein Inkassoverfahren gesteckt werden. Viele Plattformen unterschätzen diese anfallenden Tätigkeiten wenn sie auf Wachstum um jeden Preis setzen. das erhöht das Gesamtrisiko für den Anleger.

3 Kommentare:

  1. Herzlichen Dank für diesen sehr guten Artikel, welcher sich auch mit meinen Erfahrungen bei anderen Plattformen deckt. Bin weiter dabei, aber ebenfalls vorsichtiger geworden. Nicht zu vergessen sind zudem die Steuern, welche die Rendite signifikant schmälern.

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  2. Hochrisiko-Investments. War für mich von Anfang an klar, dass so etwas früher oder später den Bach runter geht.
    Wenn ich schon im TV immer die Werbung für Konsumkredite sehe, graut es mir.
    Wer sich etwas nicht leisten kann, soll sparen oder darauf verzichten.

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    1. Sorry, aber wenn du mehr als nur die Überschrift gelesen hättest, wäre dir aufgefallen, dass es hier NICHT um Konsumentenkredite geht. Ob es insgesamt den Bach runtergeht bleibt abzuwarten. Zinsen über 10% korreliert mit hohem Risiko, das ist trivial.

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