Montag, 26. Dezember 2016

Jahresrückblick Bondora 2016

Nach wie vor zählt Bondora zu meinen attraktivsten Anlagen, auch wenn sich die Strategien einmal mehr stark wandeln. Insgesamt bin ich weiterhin eine sehr riskante Anlageform gefahren, diese hat sich mit über 20% Rendite aber ausgezahlt.

Spekulation auf dem Zweitmarkt

Insbesondere das erste Halbjahr war von starken Handelsaktivitäten auf dem Zweitmarkt geprägt. Relativ simple programmierte Bots bescherten mir jede Menge Schnäppchen. Insgesamt habe ich alleine dadurch etwa 10% Rendite bezogen auf das Gesamtportfolio erzielt, wobei der Kapitaleinsatz jedoch deutlich geringer war. Bezogen auf diesen dürfte die Rendite fast 100% erreichen. Allerdings hat dieses Handeln nie skaliert und war von Zufällen abhängig. Inzwischen ist der Handel aber, nicht nur durch dem auf dem Zweitmarkt agierenden Portfoliomanager, fast völlig zum Erliegen gekommen. Ich glaube nicht, dass hier im kommenden Jahr noch vierstellige Erträge möglich sind.

Ausgefallene Kredite 

Die Summe meiner ausgefallenen Kredite hat weiter zugenommen, allerdings längst nicht mehr so dramatisch wie im Jahr zuvor. Ich habe eine vierstellige Summe einen hohen Verlust in Kauf nehmend verkauft, um die Gegenrechnung mit Gewinnen aus dem Zweitmarkt in Anspruch nehmen zu können. Auch sind die Zahlungen aus Inkassokrediten inzwischen erklecklich - im Schnitt zwischen 250 und 300€ pro Monat. Das beträgt ein gutes Prozent der ausgefallenen Summe (ohne Zinsen) - nach 8 Jahren wären so hypothetisch alle abbezahlt.
Leider machen sich die inzwischen anfallenden Gebühren deutlich bemerkbar. Auf ein Jahr umgerechnet sind hier über 1000€ verloren gegangen.
Insgesamt ist aber die Inkassoperformance die deutlich beste von allen Plattformen auf denen ich je investiert habe. Das ist auch Voraussetzung dafür, dass ich weiter investiere.

Zinsen

Natürlich wurde 2016 auch jede Menge Zinsen bezahlt - im Schnitt etwa 350€ pro Monat. Das sind über 1,5% der ursprünglich investierten Summe (also ohne wiederangelegte Einnahmen). Und das, obwohl meine Ausfälle über 60% betragen. Der durchschnittliche Zinssatz meiner Anlagen beträgt immer noch ca. 28%, Tendenz geht allerdings stark nach unten.

Ständige Änderungen und Mängel

Natürlich nerven die ständigen Änderungen, die Bondora durchführt. Leider kann man sich nicht darauf verlassen, dass die Regeln, die zum Investitionszeitraum galten auch bestehen bleiben. Die wenigsten Änderungen sind zum Nutzen des Anlegers. Auch technische Aspekte werden immer wieder "angepasst" so dass Informationen nicht mehr abrufbar sind oder Gebote praktisch nur noch automatisiert durchgeführt werden können.
Immerhin hat es Bondora geschafft, das Umsatzvolumen deutlich zu steigern. Solange man ungeliebten "Beifang" (ungewünschte automatische Gebote z.B. auf spanische Kreditanteile) so gut verkaufen kann wie im Moment, ist zumindest der Portfoliomanager keine echte Verschlechterung. Das Vertrauen insgesamt leidet aber immer wieder durch undurchsichtige Gebühren oder technische Fehler, die nur widerwillig und oft unzureichend zugegeben und bereinigt werden. Auch wenn es sich in der Regel nur um Centbeträge handelt, die bei der Berechnung der Gesamtrendite keinen großen Einfluss ausüben, bleibt ein etwas schaler Geschmack zurück. Denn insgesamt kontrollieren kann man alle Buchungen nicht, da muss man Bondora schon vertrauen können.
Die Probleme scheinen allerdings eher dem Unvermögen als böser Absicht geschuldet.

Ausblick und Strategie

Im Moment investiere ich sehr stark über den Portfoliomanager und stelle fast alle Kredite sofort wieder in den Verkauf. Das hilft zum einen, Liquidität zu erhalten (wobei ich in den letzten Wochen erstmals Kapital aus Bondora abgezogen habe, u.a. um die Steuern auszugleichen), zum anderen erziele ich damit natürlich beim Verkauf eine risikolose Rendite. Mein Aufpreis liegt zwischen 0% (Anteile die ich sofort los werden will) und maximal 3% bei Bonitäten bis C. Ausschließlich Anlagen aus Estland.
Im letzten halben Jahr hat sich mein Anteil an "grünen" Kredite kontinuierlich gesteigert. Davon liegen allerdings viele vor der ersten Zahlung.
Ich möchte insgesamt im kommenden Jahr etwa die Hälfte meiner ursprünglichen Anlage abziehen um meine Anlagen wieder stärkerer zu differenzieren. Dieses Jahr floß ein mittlerer vierstelliger Betrag etwa in gleicher Höhe an estateguru und swaper. Auch in GB werde ich meine Anlagen eher ausbauen und eventuell auf eine dritte Plattform ausweiten.

Insgesamt bin weiterhin sehr zufrieden mit meiner Anlage bei Bondora, was allerdings zum größten Teil daran liegt, dass ich mein Portfolio aktiv manage. Mit wenig Aufwand halte ich im Moment bei risikoarmer Strategie eine Rendite von 8-10% für machbar. Bondora ist für mich eine gute alternative zu den buyback-Platformen, bei denen ich nicht allzuviel Geld anlegen möchte.

Empfehlung?

Ja,  ich würde Bondora weiterhin empfehlen. Als Anfänger sollte man ein paar Punkte berücksichtigen:
  • Geld schrittweise einzahlen, der Portfoliomanager investiert ungeheuer schnell.
  • Portfoliomanager auf konservativ einstellen, keine Anteile mit mehr als 25€ kaufen.
  • Alles was einem nicht gefällt, vor der ersten Zahlung wieder verkaufen. Spätestens wenn man es ohne Aufgeld anbietet, werden die Anteile sofort verkauft.
  • Es dauert Monate bis man ein Gespür dafür bekommt, wie sich das Depot tatsächlich entwickelt. Deshalb nicht gleich Tausende investieren.
  • Über diesen Werbeblink https://www.bondora.com/ref/oktaeder gibt es 5€ für die erste Anlage geschenkt.

5 Kommentare:

  1. Hallo Oktaeder,

    Meine Erfahrungen (acht Monate) mit Bondora sind leider nicht so positiv. Ich habe aus Unwissenheit den Portfolio Manager (in der Einstellung konservativ) machen lassen. So wurden (trotz konservativer Einstellung) relativ viele spanische HR Kredite gekauft, in Stückelungen von 125 Euro die bis heute alle ausgefallen sind. Nachdem ich mich ein wenig belesen hatte habe ich aufgeräumt Alle nicht estnischen Kredite zum Verkauf gestellt ebenso wie all Bonitäten unter C. Ich bin jetzt eher unsicher ob ich wirklich mit Bondora weiter investieren soll. Mit Viventor, Mintos, Twino, etc. ist alles sonnig. Stramme 12 Prozent Rendite ohne Ausfälle Deswegen ist mir nicht ganz klar, warum du eher gegen diese Plattformen bist.
    Würdest du dazu raten die ausgefallen Kredite mit hohem Abschlag zu verkaufen oder wartet man besser die Inkassoerfolge ab, auch die Hoffnung der Tod des Kaufmanns ist? Jeder Ratschlag hinsichtlich investieren mit Bondora sind willkommen.

    Gruß und vielen Dank für den Blog

    Mathias

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    1. Hallo Matthias! Da bist du leider etwas naiv vorgegangen. So hohe Stückelungen sind praktisch unverkäuflich. Meine Erfahrung mit Inkasso sind zwar insgesamt nicht schlecht, aber spanische HR-Loans?
      An deiner Stelle würde ich erst einmal konsolodieren bevor du weiter investiert. D.h. insbesondere dir eine geeignete Strategie auszudenken, siehe meine Hinweise oben. Verluste sind Teil des Geschäfts, das ist klar. Aber konservativ hat bei Bondora, wie so einiges anderes, eine andere Bedeutung.

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  2. Mit dem naiv stimme ich dir zu, ich bin noch am Lernen. Bondoras Inkassobemühungen warte ich noch ein wenig ab obwohl 16% im Q3 2016 & 2% im Q4 2016 mich nicht unbedingt hoffnungsvoller stimmen. Gespannt bin ich jedoch von dir zu hören, warum man sich nicht auf die Plattformen fokussieren sollte die entweder Rückkaufgarantien geben oder dingliche Besicherungen. Bei Savingstream und Moneything (auch seit acht Monaten) habe ich keine Ausfälle (jedoch oft Verlängerungen über die ursprüngliche Laufzeit hinaus, aber immer verzinst) und schöne 12 Prozent p.a. (in GBP, durch den Wechselkursverlust leider nicht in EUR).

    Der einzige Grund für mich überhaupt weiter bei Bondora investieren wäre, neben der Diversifikation, so wie du 20% Rendite zu erzielen. Leider fehlt mir da (noch) das Wissen, aber ich lese hier weiter fleißig mit und freue mich über deinen Blog. Mach gern weiter so und danke für die Antwort.

    Gruß Mathias

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    1. Naja, das Währungsrisiko ist nicht ohne. ANsonsten gebe ich dir durchaus Recht.

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    2. Volle Zustimmung, in Euro gerechnet YTD leicht negative Rendite trotz ein Prozent Zinsen p.m. Aber Wechselkurse schwanken erfahrungsgemäß um einen Mittelwert. Irgendwann ändert sich das auch wieder zu unseren Gunsten.

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